Inhalt: Nachdem sie aufgrund des Selbstmords ihrer Mutter in psychischer Behandlung waren, kehren die Schwestern Su-mi (Su-jeong Lim) und Su-yeon (Geun-yeong Mun) ins Haus ihres distanzierten Vaters (Kap-su Kim) zurück. Von Anfang an kracht es zwischen den Mädchen und der anstrengenden Stiefmutter (Jung-ah Yum) gewaltig. Su-yeon lässt sich von der neuen Frau ihres Vaters einschüchtern. Währenddessen geht Su-mi auf Konfrontationskurs. Doch bald ereignen sich noch andere Sachen im Haus: Merkwürdige Ereignisse, Geräusche und Erscheinungen versetzen die Mädchen in Panik. Doch was steckt hinter den schrecklichen Gegebenheiten, mit denen die zerrüttete Familie zu kämpfen hat?
Kritik: Mittlerweile gehört Jee-Won Kim national und international zu den anerkanntesten Regisseuren Südkoreas. Im Jahr 2003 drehte er basierend auf der einheimischen Folklore-Geschichte „Janghwa Hongryeon jeon“ das Horrordrama „A Tale of Two Sisters“ (Originaltitel: „Janghwa, Hongryeon“). Der Film wurde unter Kritikern und Genre-Fans zum Hit und inspirierte im Zuge der Asia-Horror-Welle in Hollywood das grundsolide Remake „Der Fluch der 2 Schwestern“. Das Original ist ein visuell wie inhaltlich faszinierender Film, der sich seine Zeit nimmt, den Zuschauer in Beschlag zu nehmen. Die wirklichen Horrorelemente werden dabei selten, gezielt und ausgesprochen effektiv eingesetzt. Der Hauptfokus liegt natürlich auf dem Psychokrieg zwischen den Schwestern und der feindseligen Stiefmutter. Dabei zeichnet Jee-Won ein düsteres Bild, das mit jeder Entdeckung und Wendung verstörender wird.
Optisch gehört „A Tale of Two Sisters“ sicherlich zu den besten Werken dieser Phase des asiatischen Horrorkinos. So ist jedes Bild – vom schmerzhaft fiesen bis zum aufrichtig schönen – perfekt durchkomponiert. Leider wird der Film irgendwann cleverer, als ihm selbst gut tut. Das Spiel mit Symbolik und subtilen Andeutungen ist an manchen Stellen wirklich eindrucksvoll. Gerade in der etwas verworrenen Spätphase der Geschichte bleibt aber das Gefühl, dass der Film (und Jee-Won) unbedingt klüger als seine Zuschauer sein wollte – womit dem Publikum unnötig vor den Kopf gestoßen wird.
Schauspielerisch kann Jee-Won dafür aus dem Vollen schöpfen. Su-jeong Lim als zornig-kampfeslustige Su-mi und Geun-yeong Mun, die die traumatisierte und verängstigte Su-yeon spielt, harmonieren prächtig und geben zwei sehr unterschiedliche Perspektiven auf die Welt des Films. Jung-ah Yum sorgt als verhasste Stiefmutter für den mysteriösen Part in der Geschichte. Kap-su Kim gibt als überforderter Vater den stillen Beobachter.
Manche Filme sind derartig auf Perfektion getrimmt, dass sie sich damit – zumindest ein wenig – selbst im Weg stehen. „A Tale of Two Sisters“ ist ein psychologisch hochinteressanter, spannender und abwechslungsreicher Film, der aber zu viele Abzweigungen nimmt und einen guten Teil seiner Zuschauer ohne Not damit abhängt. Dennoch bleibt das brillant bebilderte Horrordrama derart ungewöhnlich, intensiv und radikal, dass es zu den herausragenden Genre-Beiträgen seiner Zeit gezählt werden muss.
Der Film ist ab dem 29.11.2019 auf DVD und im Mediabook erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Selbst wenn die Aufnahmen teils etwas zu körnig sind und ein paar kleinere Bildfehler erkennbar bleiben, kommt die beeindruckende Optik des Films hier deutlich besser zur Geltung. Schärfe und Detaildarstellung sind zumeist solide. Die gezielten Farbtupfer (Su-mis rote Jacke) sind kräftig und heben sich gut vom bewusst etwas tristen Rest ab. Kontraste und Schwarzwert hätten vielleicht etwas kräftiger sein können, offenbaren aber auch keine zu großen Schwächen.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Die Blu-ray enthält eine deutsche und eine koreanische DTS-HD MA 5.1-Spur. Auf der DVD sind beide Tonfassungen in Dolby Digital 5.1 vorhanden. Selbst wenn man die Anlage etwas lauter als gewöhnlich einstellen muss, wird hier ein ordentliches Ergebnis geliefert. Bei den „übernatürlichen“ Sequenzen gibt es ein paar fiese, lohnende Effekte. Hintergrundgeräusche aus dem Haus und der Soundtrack sorgen zusätzlich für ein wenig räumliche Aktivität. Natürlich spielen sich große Teile des Films ausschließlich im Frontbereich ab. Die für diesen Film so zentrale Dialogwiedergabe ist (bei angepasstem Lautstärkelevel) problemlos.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Das nüchterne Artwork auf der ledrig anmutenden, rauen Oberfläche ist ein echtes Highlight. Im Inneren befindet sich wie gewohnt ein 24-Seiten-Booklet mit Filmstills und Texten von Autor Lucas Barwenczik. Auf den Discs gibt es reichlich Bonusmaterial. Ein Audiokommentar von Regisseur Kim Jee-woo und den Darstellern, 12 nicht verwendete Szenen mit optionalem Audiokommentar des Regisseurs (28 Minuten), einige Interviews (insgesamt 46 Minuten), eine Filmanalyse von Kim Jee-woo (10 Minuten), Ausführungen des Regisseurs zur Faszination des Horrorfilms (16 Minuten), ein sehr ausführliches Making-of (55 Minuten), die Featurettes „Der Film aus der Sicht eines Psychiaters“ (5 Minuten) und „Erinnerungen an die Dreharbeiten von Moon Geun-young und Lim Soo-jung“ (14 Minuten) sowie ein paar Trailer sorgen für einen echten Mehrwert zum Film.
4,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: SpeedBottles, YouTube
Originaltitel: | Janghwa, Hongryeon |
Regie: | Jee-Woon Kim |
Darsteller: | Kim Kap-soo, Yum Jung-ah, Moon Geun-Young |
Genre: | Horror, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Südkorea, 2003 |
Verleih: | Capelight Pictures |
Länge: | 115 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 26.11.2019
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