Inhalt: Im Kolumbien der späten 1960er-Jahre wird bei den Ureinwohnern vom Wayuu-Stamm Tradition und familiäre Werte noch groß geschrieben. Als sich der junge Rapayet (José Acosta) in Zaida (Natalia Reyes) verliebt, die Tochter einer sehr angesehenen Familie, muss er eine gewaltige Mitgift aufbringen, wenn er die Frau seiner Träume heiraten möchte. Eher zufällig entdeckt er die Antwort auf seine Probleme im Cannabis-Handel. Fortan steht er im steten Handel mit einem Kontaktmann vom amerikanischen Friedenskorps und steigt zu einem der reichsten Männer der Region auf. Doch nicht alle seiner Mitstreiter können so gut mit dem plötzlichen Erfolg umgehen. Ein Zwischenfall mit seinem besten Kumpel Moises (Jhon Narváez) bildet den Auftakt zu einer Situation, in der altehrwürdige Gewohnheiten und persönlicher Stolz für kriegsähnliche Zustände sorgen.
Kritik: Wenn die Begriffe „Kolumbien“ und „Drogenhandel“ genannt werden, gehört fast immer der Name Pablos Escobars mit in die Gleichung. Doch die Filmemacher Cristina Gallego und Ciro Guerra, die 2016 für den großartigen Abenteuerfilm „Der Schamane und die Schlange“ die erste Oscar-Nominierung Kolumbiens einstreichen durften, gehen hier einen anderen Weg. Sie tauchen tief in das Leben eines Clans ein, in dem Bräuche, Aberglaube und vor allem der klassische Ehrbegriff eine große Rolle spielen. Dabei schlagen die Macher ausgesprochen ruhige und manchmal schon etwas surreale Töne an. Auch wenn diese Herangehensweise etwas Geduld einfordert und die eine oder andere Länge fast unvermeidlich macht, ist hier abermals ein ungewöhnliches Stück Kino gelungen.
Es gelingt, parallel in zwei verschiedene Universen einzutauchen. Während die Abwärtsspirale des Drogengeschäfts in Südamerika, die natürlich in mehreren Werken in den letzten Jahren vergleichbar ordentlich thematisiert wurde, hier aber ein wenig unter dem angesprochenen Erzähltempo leidet, ist es vor allem das mit klaren Regeln definierte Stammesleben, wodurch „Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu“ im Gedächtnis bleiben. Zwischen Tänzen, Totenfeiern, Halsketten und Diskussionen, wer hier mit wem sprechen darf, wird die Drogengeschichte beinahe zur Nebenhandlung. Wie im Vorgänger liefern die Filmemacher zudem auch hier eine extreme optische Wucht, die mit einem guten Auge für Schönheit, aber auch der nötigen Kompromisslosigkeit alles einfängt, was Teil dieser Geschichte ist.
Dazu wurde der Film mit einer ganzen Reihe einprägsamer Charakterköpfe besetzt, die dem Geschehen weitere Authentizität verleihen. Besonders Hauptdarsteller José Acosta, dessen Rapayet aus reinem Pragmatismus ein Drogenbaron wird, hinterlässt einen starken Eindruck. Natalia Reyes hält sich als Zaida mehr im Hintergrund des Geschehens auf, konnte aber wohl so schon genug Aufmerksamkeit auf sich vereinigen, um sich einen tragenden Part in dem bald erscheinenden „Terminator: Dark Fate“ zu sichern.
„Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu“ ist sicherlich keine leichte, für jeden Zuschauer zugängliche Kost. Selbst wenn der Film seine Längen hat, gelingt ein ungewöhnliches, hypnotisch bebildertes Thriller-Drama, das einen sehenswerten Einblick in die ersten Momente der kolumbianischen Drogenkriege liefert.
Der Film ist ab dem 26.07.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Die zauberhaft fotografierten Bilder werden auf der Blu-ray erstklassig wiedergegeben. Schärfe und Detaildarstellung sind bis auf Kleinigkeiten sehr gut. Es wird eine abwechslungsreiche, natürliche Farbpalette geboten. Kontraste und Schwarzwert sind ebenfalls ordentlich eingestellt. Bis auf ein manchmal auftretendes, eher leichtes Rauschen wirkt das Bild sauber und ruhig.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der originale DTS-HD 5.1-Ton sind stellenweise wirklich interessant abgemischt. Während sich lange Zeit fast nur Dialoge im Zentrum abspielen, dreht die Hintergrund-Atmosphäre (Insekten- und Tiergeräusche, Musik) manchmal richtig auf und sorgt für satte Aktivität auf den äußeren Boxen. Die Schusswechsel werden ebenfalls kräftig und räumlich wiedergegeben. Somit sind die seltenen akustischen Highlights zumindest lohnend.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein paar Trailer bleiben das einzige Bonusmaterial der Blu-ray.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: MFA Film, YouTube
Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu
Originaltitel: | PÁJAROS DE VERANO |
Regie: | Ciro Guerra, Cristina Gallego |
Darsteller: | Carmiña Martínez, Natalia Reyes, José Acosta, Jhon Narváez |
Genre: | Drama, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Kolumbien, Dänemark, Mexiko, 2018 |
Verleih: | MFA Film |
Länge: | 120 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von MFA Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 01.08.2019
Review: Birds of Passage – Das grüne Gold der Wayuu (Blu-ray)