Inhalt: Die junge Schauspielerin Charlie (Florence Pugh, „Lady Macbeth“) ist zwar sehr talentiert, muss sich im Jahr 1979 aber dennoch mit kleinen Theater-Jobs über Wasser halten. Bei einem Kurzurlaub mit Freunden lernt sie in Griechenland den geheimnisvollen Gadi Becker (Alexander Skarsgård, „The East“) kennen, der sie auf einen Trip einlädt. Dieses Abenteuer nimmt aber bald eine unerwartete Wendung: Gadi ist ein Mossad-Agent aus dem Team von Marty Kurz (Michael Shannon, „Shape of Water – Das Flüstern des Wassers“). Sie sind auf der Jagd nach einem palästinensischen Terroristen, der prominente Israelis umbringt. Die Agenten wollen Charlie – getarnt als Ex-Freundin des Bruders des Attentäters – in dessen Organisation schleusen, um diese von innen heraus zu zerstören. Charlie lässt sich auf die gefährliche Mission ein, wohl wissend, dass ein Aussetzer ihrer schauspielerischen Fähigkeiten ihr sicherer Tod wäre.
Kritik: Wenn es um zeitgenössische Spionage-Geschichten geht, ist der Name John le Carré meist nicht weit. Seit über einem halben Jahrhundert schreibt der ehemalige Mitarbeiter des britischen Geheimdienstes nun schon nahezu zeitlose Romane, die fast ebenso lange als Grundlage für regelmäßige Fernseh- und Kino-Adaptionen dienen. Auf dem kleinen Bildschirm sorgte zuletzt 2016 die großartige Mini-Serie „The Night Manager“ für Aufsehen. Das gleiche Produktions-Team hat nun den 1983er-Roman „Die Libelle“ in einen Sechsteiler verwandelt und sich dabei auf dem Regiestuhl die Unterstützung eines ausgesprochen prominenten Fans des Autors gesichert – Park Chan-wook („Stoker“). Wie von der südkoreanischen Regie-Ikone gewohnt, ist „Die Libelle“ natürlich sagenhaft toll anzusehen. Mit seinem ureigenen Gespür für Ästhetik und Farbkomposition macht Park die Serie zu einem optischen Hochgenuss.
Inhaltlich kann zu großen Teilen dieses hohe Niveau gehalten werden. Gerade weil der Nahost-Konflikt und die damit einhergehenden Anschläge über das Element der Schauspielerei etwas verfremdet werden, wirkt die Geschichte teilweise noch intensiver als konventionellere Herangehensweisen. Wenn die Serie auf dem Gas steht, ist das Geschehen stellenweise wirklich faszinierend. Leider ist das Tempo innerhalb dieser sechs Stunden manchmal ein wenig unbeständig, weswegen sich ein paar kleinere Durchhänger einschleichen.
Doch selbst in den schwächeren Phasen sind exzellente Schauspieler zu bewundern. Florence Pugh gehört zweifelsohne zu den spannendsten Darsteller-Talenten, die es aktuell gibt. Als freche, abenteuerlustige, etwas naive Charlie, die sich in diesen Undercover-Einsatz stürzt, bietet sie eine ausgesprochen vielseitige Darbietung und ist ein charmanter und hochinteressanter Dreh- und Angelpunkt der Serie. Alexander Skarsgård zeigt als mysteriöser Agent, der Charlie in diese gefährliche Welt holt, seine beste Leistung seit längerem. Dazu ist die Chemie zwischen Pugh und Skarsgård fast greifbar. Michael Shannon zeigt in einer ungewohnt ruhigen – aber deswegen nicht minder starken – Rolle als stoisch-skrupelloser Einsatzleiter des Mossad, dass auch er durchaus wandelbar ist. In kleineren Rollen sind neben Routinier Charles Dance („Game of Thrones“) und Shootingstar Max Irons („Terminal“) auch noch die deutschen Schauspieler Katharina Schüttler („Elser“) und Alexander Beyer („Deutschland 83“) zu sehen.
Diese Neuauflage von „Die Libelle“ hat durchaus Ecken und Kanten. Dennoch funktioniert die ungewöhnlich anmutende Mischung – Park Chan-wook verfilmt John le Carré – fast ausnahmslos gut. Trotz kleinerer Verschnaufpausen entsteht rund um eine herausragende Florence Pugh ein spannender und toll bebilderter Spionage-Thriller, der absolut sehenswert ist.
Die Box ist ab dem 23.05.2019 auf DVD erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Wie von Regisseur Park Chan-wook gewohnt, verfügt auch „Die Libelle“ über einen besonderen optischen Stil. Da ist es fast schon ein wenig schade, dass es (hier) keine HD-Variante des Materials gibt. Die Serie setzt auf eine ziemlich radikale, kräftige Farbpalette die einerseits die Handschrift von Park trägt, andererseits ein unkonventionelles, aber passendes Bild der 70er-Jahre zeichnet. Schärfe und Detaildarstellung sind konstant überzeugend. Auch Kontraste und Schwarzwert wurden gut eingestellt. Bis auf ein bewusst eingesetztes, leichtes Rauschen gab es keine nennenswerten Bildunruhen.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische Dolby Digital 5.1-Ton können gleichermaßen überzeugen. Im Zentrum stehen natürlich die Dialoge, die immer klar priorisiert und mit natürlichem Klang wiedergegeben werden. Abgefeuerte Schüsse und Explosionen werden recht kräftig und räumlich präsentiert. Auch Hintergrundgeräusche bei Massenszenen und der eingängige Score sprechen die äußeren Boxen gut an. Selbst wenn die Serie sicherlich kein Effekt-Feuerwerk bietet, wird sich hier kaum jemand beschweren.
4 von 5 Punkten
Extras: Die Featurettes „Ein Blick auf die Serie“ (5 Minuten), „Der Regisseur: Park Chan-Wook“ (3 Minuten), „Die Figuren“ (4 Minuten) und „Look & Design“ (4 Minuten) komplettieren die Box.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: STARZPLAY Germany, YouTube
Die Libelle
Originaltitel: | Little Drummer Girl |
Regisseur: | Park Chan-Wook |
Darsteller: | Alexander Skarsgård, Michael Shannon, Florence Pugh |
Genre: | Mini-Serie, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2018 |
Verleih: | Universal Pictures |
Länge: | 6 x 60 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universal Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 22.05.2019
Review: Die Libelle (DVD)