Inhalt: Im Jahr 1973 marschiert der Kleinganove Lars (Ethan Hawke, „Juliet, Naked“) mit einer Maschinenpistole in eine große Stockholmer Kreditbank. Sein Interesse gilt aber nicht einem schnellen Zahltag. Viel mehr nimmt er drei Geiseln um die Schalter-Mitarbeiterin Bianca (Noomi Rapace, „What Happened To Monday?“) und bestellt Polizeichef Mattson (Christopher Heyerdahl, „Mindscape“) ein, um seine Bedingungen zu verhandeln: Sein bester Kumpel Gunnar Sorensson (Mark Strong, „Mindscape“) soll aus dem Gefängnis entlassen und den beiden ein Fahrzeug zur Flucht gestellt werden. Bei wachsendem Medien-Interesse denkt Mattson gar nicht daran, die Bedingungen des Geiselnehmers zu erfüllen. Die Situation wird für beide Seiten zur extremen Geduldsprobe. Das führt innerhalb der Bank dazu, dass sich Lars und Bianca langsam näher kommen.
Kritik: Inzwischen ist das Stockholm-Syndrom, bei dem Opfer eine Geisel-Situation Zuneigung zu ihrem Peiniger entwickeln, längst ein etablierter Begriff. Der Ursprung stammte aus einer skurrilen Geschichte aus dem August 1973, die hier von Regisseur und Autor Robert Budreau („Born To Be Blue“) verfilmt wurde. Herausgekommen ist ein kleiner, verschrobener Thriller, der nicht lange braucht, um seine Ausgangssituation zu etablieren. Das sorgt für einen eigenwilligen, nett erzählten Plot, bei dem sich weder Gangster noch Polizei mit Ruhm bekleckern dürfen. Von beiden Seiten jagt ein blöder Plan den nächsten, was dafür sorgt, dass sich niemand vom Fleck bewegt (in Realität dauerte die Geiselnahme 5 Tage an). Leichtverdaulich und humorvoll taucht Budreau in eine Situation ein, die sich zum psychologischen Phänomen entwickeln sollte.
Selbst wenn der Film dabei ziemlich oberflächlich ist, liefert „Die Stockholm Story“ einen guten und unterhaltsamen Überblick, wie eine solche Situation entstehen kann. Leider geht der Film in seiner Spätphase ein wenig die Luft aus. Da das Werk ohnehin keinen großen Wert auf Intensität und Spannung legt, ist der konventionelle, etwas einfallsarme Schlussakt ein wenig enttäuschend.
Ethan Hawke zeigt als schrulliger Cowboy mit Vorliebe für Bob Dylan einen erwartbar guten Auftritt. Zwischen psychotisch durchgeknallt und menschlich nahbar macht er es fast nachvollziehbar, weshalb seine Opfer Sympathien für ihn entwickelt haben. Noomi Rapace als verzweifelte Ehefrau und Mutter, die sich auf die Seite des Bankräubers schlägt, zeigt ebenfalls einen interessanten und glaubwürdigen Auftritt. Mark Strong als Kumpel von Lars und Charakterkopf Christopher Heyerdahl als genervter Polizeichef komplettieren die Hauptbesetzung.
„Die Stockholm Story – Geliebte Geisel“ geht einer durchaus bekannten Geschichte auf eigene Art auf den Grund. Das führt über lange Zeit zu einem kurzweiligen, etwas schrägen Thriller-Comedy-Mix. Allerdings bleibt der Film trotz guter Darsteller zu seicht, um als Charakterstudie zu funktionieren. Obwohl die Schlussphase merklich schwächelt, reicht das Gezeigte aber problemlos aus, um einen soliden Eindruck zu hinterlassen.
Der Film ist ab dem 05.12.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Schärfe und Detaildarstellung sind ordentlich, ohne große Glanzpunkte zu setzen. Die etwas vergilbte Farbpalette passt ebenso wie das leichte Rauschen zum 70er-Jahre-Setting. Kontraste und Schwarzwert zeigen keine großen Probleme.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind natürlich etwas unspektakulär. Einzig bei abgefeuerten Schüssen, Explosionen und dem (Dylan-)Soundtrack ist wirklich Aktivität auf den äußeren Boxen wahrnehmbar. Dafür klingen die Dialoge natürlich und sind immer gut zu verstehen.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Trailer bleiben der einzige Bonus auf der Blu-ray.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 15.03.2022 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Koch Films, YouTube
Die Stockholm Story - Geliebte Geisel
Originaltitel: | Stockholm |
Regie: | Robert Budreau |
Darsteller: | Ethan Hawke, Noomi Rapace, Markt Strong |
Genre: | Thriller, Komödie |
Produktionsland/-jahr: | USA/Kanada, 2018 |
Verleih: | Koch Films |
Länge: | 92 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Koch Films
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 15.03.2022
Review: Die Stockholm Story – Geliebte Geisel (Blu-ray)