Inhalt: Mitte der 1980er-Jahre ist Joaquin „El Chapo“ Guzman (Marco de la O) noch ein kleines Licht im Guadalajara-Kartell. Er hat aber äußerst hohe Ambitionen, seinen Aufstieg schnell voran zu treiben. Eine Antwort ist bald gefunden: Kokain aus Kolumbien. Während die meisten seiner Kollegen noch auf Marihuana setzen, erkennt El Chapo die finanziellen Möglichkeiten der Modedroge. Doch der Aufstieg erfolgt nicht spurlos. Er macht sich einige mächtige Feinde im Kartell und auch in der Politik. Selbst Präsident Carlos Salinas de Gortari (Héctor Holten), der auf Friedensabkommen mit den Drogenbossen setzt, möchte dem brutalen Neuling Einhalt gebieten. Zur gleichen Zeit steigt der ehrgeizige Conrado Higuera Sol „Don Sol“ (Humberto Busto) in der Politik auf. Nachdem er einige Karrierestufen übersprungen hat, wird er als Assistent des Drogenbeauftragten General Blanco (Luis Rábago) zu einem Hauptverantwortlichen bei der Jagd auf Guzman.
Kritik: Seit Jahrzehnten sorgt der Drogenkrieg in Süd- und Mittelamerika jährlich für zahllose Tote. In der Netflix-Serie „Narcos“ gelang das Kunststück, Geschichten über die Hauptverantwortlichen zu hoch spannendem und intelligenten Fernsehen zu verarbeiten, ohne die Figuren zu verklären. 2017 nutzten Silvana Aguirre und Carlos Contreras den Erfolg der Kollegen, um selbst die Geschichte des berühmt-berüchtigten – und aktuell wieder sehr medienpräsenten – mexikanischen Drogenbosses Joaquin „El Chapo“ Guzman nachzuzeichnen. Tatsächlich gelingt ihnen zu großen Teilen aufwändiges, anspruchsvolles und recht unterhaltsames Fernsehen zu bieten. Wenn man aber – auch stilistisch – in Konkurrenz zu einer derart herausragenden Serie wie „Narcos“ geht, werden alle Schwächen offensichtlicher.
Tatsächlich gibt es dann auch einige Probleme, die schmerzhaft deutlich ins Auge fallen. Dramaturgisch gelingt es nur sehr bedingt, die komplexen Strukturen wirklich verständlich aufzuarbeiten. Dazu gibt es zahlreiche Momente, die problemlos gestrafft werden könnten. Immer wieder werden Szenen ohne großen Mehrwert in die Länge gezogen und vollkommen überflüssige Zwischensequenzen nicht angemessen geschnitten (Beispiel: Figur verabschiedet sich zu einer Autofahrt. Statt nach dem Verlassen des Hauses zur Figur im Auto zu schneiden, darf das Publikum mit erleben, wie der Schlüssel aufgehoben, der Weg zur Garage gemacht und das Auto geöffnet wird, ehe sich die eigentliche Handlung fortsetzt). Auf diese Art schleichen sich immer wieder deutliche Längen ein.
Auch die Darstellung der Hautfigur ist hier problematisch. Man scheint fast bemüht, El Chapo auf recht unkritische Art sympathisch erscheinen zu lassen. Da nicht genug Doppelbödigkeit in der Handlung vorhanden ist, empfindet der Zuschauer an einigen Stellen sogar Mitgefühl für die Titelfigur. Dies wird noch untermauert, da das Gegengewicht Don Sol ein waschechter Widerling ist. Solche Versäumnisse sind fast schon tragisch, da die Serie in ihren besseren Momenten durchaus packend ist. Die Schauspieler bieten eigentlich auch Leistungen, die eine stärkere Handlung verdient hätten. Gerade Marco de la O in der Hauptrolle kann – abgesehen von vorhandenen Drehbuchproblemen – eine ansprechende Interpretation des gefürchteten Drogenbosses liefern. Humberto Busto ist als rücksichtsloser Karrieretyp Don Sol schon fast ein wenig zu gut und hassenswert, was natürlich auch mit den oben angesprochenen Schwierigkeiten zu tun hat.
Auf diese Art entwickelt sich eine Serie, die in gewissem Maß für Ratlosigkeit sorgt. Auf der einen Seite wird hochwertig produzierte, gut gespielte und stellenweise sogar atmosphärische Kost geboten. Leider bleibt das Geschehen zu oberflächlich, das Tempo wird immer wieder verschleppt und der Erzählton ist hier und da äußerst fragwürdig, weswegen „El Chapo Staffel 1“ einen bestenfalls durchschnittlichen Gesamteindruck hinterlässt.
Die Box ist ab dem 22.02.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
2,5 von 5 Punkten
Bild: Selbst wenn die Qualität in manchen Szenen etwas schwankt, wird ein gutes Ergebnis geboten. Die Nahaufnahmen sind derart scharf und detailreich, dass man die Poren in den Gesichtern der Darsteller erkennt. In den oft spärlich beleuchteten Halbtotalen müssen diesbezüglich Abstriche gemacht werden. Farblich wird viel mit gelben, braunen und grünen Tönen gearbeitet. Dabei wirkt der Look aber meistens natürlich. Kontraste und Schwarzwert lassen wenig Grund zur Beschwerde zu. Bis auf eine recht beständige Körnung ist das Bild sauber und ruhig.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der originale DTS-HD-MA-5.1-Ton können überzeugen. Auch wenn sich viele Phasen auf die immer saubere Dialogwiedergabe konzentrieren, gibt es doch einige räumlich und dynamisch abgemischte Sequenzen. In der Spätphase wird über den Sound Atmosphäre erzeugt. Gerade bei Autoverfolgungsjagden und Schusswechseln dreht der Ton auf – wobei es sicher schon präzisere Präsentationen gegeben hat.
4 von 5 Punkten
Extras: Mit der Ausnahme von ein paar Trailern gibt es kein Bonusmaterial.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, Series Trailer MP, YouTube
Originaltitel: | El Chapo Season 1 |
Showrunner: | Silvana Aguirre, Carlos Contreras |
Darsteller: | Marco de la O, Valentina Acosta, Juan Carlos Olivas, Humberto Busto, Alejandro Aguilar |
Genre: | Serie, Biografie, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Mexiko, 2017 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 9 x 45 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Polyband
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 25.02.2019
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