Inhalt: Die stille Maria (India Eisley, „Kite – Engel der Rache“) hat es nicht immer leicht. Sie ist allenfalls als Anhängsel ihrer einzigen Freundin Lily (Penelope Mitchell, „Hemlock Grove“) akzeptiert – wobei sie selbst von ihr kaum wahrgenommen wird. Der selbstgefällige Sportler Mark (John C. MacDonald) nutzt dafür jede Gelegenheit, die wortkarge Außenseiterin zu mobben. Auch in den eigenen vier Wänden hat Maria keine Unterstützung. Weder ihre depressive und alkoholkranke Mutter Amy (Mira Sorvino, „Intruders – Die Eindringlinge“), noch ihr oberflächlicher Vater Dan (Jason Isaacs, „A Cure For Wellness“) pflegen eine wirkliche Beziehung zu ihr. Eines Tages entdeckt Maria ausgerechnet im Spiegel die so dringend benötigte Vertrauensperson: eine Doppelgängerin, die auf den Namen Airam hört und schon das ganze Leben an ihrer Seite verbracht hat. Airam ist charmant, selbstbewusst und hat immer einen guten Rat parat. In einem verzweifelten Augenblick bittet Maria ihr Gegenüber darum, ihre Probleme zu lösen. Doch damit nimmt das Unheil seinen Lauf, da das Mädchen hinter den Spiegeln auf eine kompromisslose Rache-Tour geht.
Kritik: Das Leben eines Teenagers ist nicht immer so sorglos, wie man sich es ausmalt. So hat sich Regisseur und Autor Assaf Bernstein für sein US-Debüt Themen wie Mobbing, Einsamkeit und Schizophrenie ausgewählt und diese in einem kühlen Horrorthriller verpackt. Gerade in seiner ersten Hälfte ist „Look Away“ eine durchaus gelungene Überraschung. So sind die einzelnen Handlungspunkte zwar bewusst überhöht – bei einer Mobbing-Attacke dürften Erinnerungen an „Carrie“ wach werden – passen aber gut zum Ton des Films und nehmen ihre Inhalte ernst. Zu Beginn ist eine Frühstücks-Szene, in der die Eltern ihre Untauglichkeit nachweisen, schon fast schmerzhaft unangenehm. Die Geschichte findet eine gute Wage zwischen menschlicher Tragik und aufrichtigem Grusel. Dabei sind besonders die Szenen, in denen Maria ihr Gegenüber im Spiegel trifft, ziemlich atmosphärisch und effektiv.
Mit Airam auf freiem Fuß verliert der Film seine Doppelbödigkeit. Es ist durchaus unterhaltsam und befriedigend, diejenigen, die Maria so zugesetzt haben, bezahlen zu sehen. Für die Kurzweil einer verführerisch-brutalen Femme-Fatale-Geschichte wird die bis dahin so erfrischende Ernsthaftigkeit eingetauscht. Auch die Themen wie Selbstbestimmung und sexuelles Erwachen werden hier nur halbgar serviert. Eine beiläufig eingestreute Teenie-Romanze wirkt ziemlich deplatziert. In dem allgemein stylischen Treiben ist die talentierte India Eisley in einer Doppelrolle einer der entscheidenden Faktoren für das Gelingen dieser durchaus vielseitigen Story gewesen. Ihr gelingt es sowohl als etwas seltsames Außenseiter-Mädchen und als verführerisches, freches Pendant den Ton des Filmes mitzutragen.
Jason Isaacs spielt als arroganter Schönheits-Chirurg, für den das öffentliche Erscheinungsbild das höchste Gut ist, eine Paraderolle. Gerade wenn sein Dan der – wahrlich nicht hässlichen – Filmtochter genüsslich vorträgt, wie er sie gerne optimieren würde, könnte der eine oder andere Zuschauer wahrlich schaudern. Mira Sorvino ist eine tolle Schauspielerin, bekommt als freundliche, aber überforderte Mutter zu wenig Gelegenheit, mit ihrer Figur in die Tiefe zu gehen. Penelope Mitchell als selbstsüchtige beste Freundin Lily, Harrison Gilbertson („Picnic At Hanging Rock“) als ihr viel zu netter Freund Sean und John C. MacDonald als Fiesling Mark ergänzen die Besetzung solide.
Man muss „Look Away“ zugute halten, dass es ein durchaus ambitionierter Film ist. Assaf Bernstein will sich in oberflächlich simpler Genre-Unterhaltung mit schwergewichtigen Themen auseinandersetzen, was gerade anfänglich recht gut gelingt. Leider kommt der Horrorthriller immer wieder von seinem interessanten Weg ab und lässt die Chance liegen, trotz toller Hauptdarstellerin, schickem Look und smarten Ansätzen ein deutlich besserer Film zu werden.
Der Film ist ab dem 22.02.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Optisch liefert „Look Away“ exzellente Kost. Schärfe und Detaildarstellung sind bis auf Kleinigkeiten – gerade für einen eher kleinen Film – auf Top-Niveau. Farbgebungen werden immer wieder verwendet, um gewisse Stimmungsbilder zu vermitteln, was gut gelingt. Auch die Einstellung der Kontraste ist sehr gut. Nur der Schwarzwert hätte manchmal noch etwas ruhiger sein können. Dazu ist das Bild immer ruhig uns sauber.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton haben überraschend viel zu bieten. Nachdem der Film erwartet zurückgenommen startet, gibt es bald einige Effekte zu hören. Gerade auf der Party, in der Schule oder in den Szenen, in denen Schlittschuhe zum Einsatz kommen, werden die äußeren Boxen mit eingebunden. Den schönsten räumlichen Klang gibt es aber während der Gespräche von Maria und ihrer Doppelgängerin im Spiegel, wenn die präzise Vertonung für zusätzliche Atmosphäre sorgt. Dazu sind die Dialoge immer gut verständlich, wobei die deutsche Synchronisation im Vergleich zum Original etwas schwachbrüstig klingt.
4 von 5 Punkten
Extras: Bis auf einige Trailer gibt es kein Bonusmaterial.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Splendid Film, LeinwandreporterTV, YouTube
Originaltitel: | Look Away |
Regie: | Assaf Bernstein |
Darsteller: | India Eisley, Mira Sorvino, Jason Isaacs, Harrison Gilbertson, Penelope Mitchell |
Genre: | Thriller, Horror |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | Splendid Film |
Länge: | 104 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Splendid Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 22.02.2019
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