Inhalt: Mit seinem Auge und der Eingebung, grobe industrielle Hintergründe mit schönen Menschen zu kontrastieren, wurde Peter Lindbergh zu einem der bekanntesten Fotografen des 20. Jahrhunderts. Vor seiner Linse wurden Naomi Campbell, Linda Evangelista und Cindy Crawford zu Weltstars. Doch wie wurde aus dem kleinen Jungen, der in den Nachwehen des zweiten Weltkriegs aufgewachsen ist, eine der ungewöhnlichsten Persönlichkeiten der Branche. Der Film zeichnet seinen Weg vom ziellosen Weltenbummler zur Ikone nach.
Kritik: Geboren unter dem Namen Peter Brodbeck, wird der in Duisburg aufgewachsene Peter Lindbergh vor allem in den 80er- und 90er-Jahren zu einem der bekanntesten Fotografen der Welt. Gerade mit Bildern wie seinem 1990er-Cover der „Vogue“, auf dem er die seinerzeit größten Topmodels der Branche vereinte, wurde er zum Superstar. Der französische Regisseur Jean-Michel Vecchiet ist nun auf Spurensuche gegangen, den Werdegang und den Antrieb des Titelhelden genauer zu untersuchen – soweit die Theorie hinter „Peter Lindbergh – Women’s Stories“. Schon bei einem einleitenden, in die Länge gezogenen Monolog, bei dem der Regisseur seine Beziehung zu Lindbergh in den Vordergrund stellt, zeigt sich das fehlende Maß an Zurückhaltung dieser Produktion.
Was folgt ist eine Reizüberflutung an aufreizend künstlerisch gestalteten Zusammenschnitten der Hauptfigur bei der Arbeit und wenig subtilem Symbolismus rund um die Themen Freiheit und Krieg. Hinzu kommt ein omnipräsenter Soundtrack, der zwischen kitschig und nervtötend alterniert. Wer da überhaupt noch die Konzentration besitzt, den Kommentaren zu folgen, die die Familienmitglieder, Partnerinnen und Kolleginnen Lindberghs aus dem Off abgeben, wird auch nur wenig Erhellendes über den Star-Fotografen erfahren. Einzig wenn Vecchiet dazu übergeht, sich und den Dampfwalzen-artigen Stil des Films etwas zurückzunehmen, gibt es in längeren Aufnahmen von Lindbergh-Shootings tatsächlich einmal eine Art Einsicht in das Leben des Künstlers. So sind die Archivbilder von seiner Arbeit mit Naomie Campbell, in der man ungestört Lindberghs Arbeitsprozess beobachten kann, interessant und unterhaltsam.
Daran sollte sich kein Zuschauer zu sehr gewöhnen, da „Peter Lindbergh – Women’s Stories“ schnell wieder dazu übergeht, statt einem Porträt eine wilde Abfolge von informationsarmen Szenen zu liefern. Die Schlussphase, die sich fast in Gänze mit der Nazi-Zeit auseinandersetzt, die Lindbergh (Jahrgang 1944) als Baby erlebt hat, schmeißt dann den Anspruch, mehr über den Künstler zu erfahren, vollständig über Bord. Nach einer weiteren Abfolge aufdringlicher Schnitte und scheußlicher Musikauswahl neigt sich der Film nach immerhin 103 Minuten seinem Ende zu.
Sicherlich gibt der Titelheld genug Material, um daraus eine interessante Dokumentation zu entwickeln. Die Archivaufnahmen, die die zweifellos besten Phasen des Films sind, unterstreichen diese Theorie. Leider weiß Jean-Michel Vecchiet scheinbar nicht, wie der erzählerische Fokus bei einem solchen Film aussehen müsste. Auf diese Art bleibt „Peter Lindbergh – Women’s Stories“ eine laute, grelle, zumeist anstrengende Dokumentation, die mit ihrem Primärziel, dem Zuschauer die Hauptfigur als Mensch und Künstler näherzubringen, fast auf ganzer Linie scheitert.
1,5 von 5 Punkten
Quelle: DCM, LeinwandreporterTV, YouTube
Originaltitel: | Peter Lindbergh - Women's Stories |
Regie: | Jean-Michel Vecchiet |
Beteiligte: | Peter Lindbergh, Astrid Lindbergh, Naomi Campbell, Charlotte Rampling |
Genre: | Dokumentation |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich/Deutschland, 2018 |
Verleih: | DCM |
Länge: | 103 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Kinostart: | 30.05.2019 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von DCM
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 30.05.2019
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