Inhalt: Eric Vincke (Koen De Bouw) und Freddy Verstruyft (Werner De Smedt) gehören zu den besten Ermittlern der Antwerpener Mordkommission. Immer wieder werden sie mit mysteriösen Fällen konfrontiert.
Mörder ohne Erinnerung
Ein namhafter Beamter und eine 12 Jahre alte Prostituierte wurden mit der gleichen Waffe ermordet. Die Spuren führen zu dem französischen Auftragskiller Angelo Ledda (Jan Declair). Der leidet an einer frühen Form von Alzheimer und möchte eigentlich nur schnellstmöglich in den Ruhestand. Als ihm auffällt, dass ihn seine Chef für einen düsteren Plan missbrauchen, an dessen Ende ein permanenteres Karriereende stehen soll, entschließt er sich, der Polizei zu helfen. Während Vincke und Verstruyft versuchen, eine groß angelegte Verschwörung zu stoppen, beginnt Ledda, die Beteiligten auszuschalten. Doch kann er seiner eigenen Wahrnehmung überhaupt noch trauen?
Das Recht auf Rache
Mitten in Antwerpen wird ein älterer Mann erschossen, der einen falschen Pass bei sich trägt. Die Ermittler sind sich sicher, dass sich die Lösung des Falls in den Reihen des organisierten Verbrechens befindet. Was sie nicht wissen: Die Täter haben beste Polizeikontakte. Dazu plant der Sohn (Blerim Destani) des Opfers einen blutigen Rachefeldzug. Schon bald stehen die Kommissare zwischen allen Fronten.
Das letzte Opfer
Auf einem Feld bei Antwerpen werden sechs verweste Frauenleichen gefunden. Vincke und Verstruyft vermuten das Werk eines Serienkillers, der bereits vor Jahren in Köln aktiv war. Die Psychologin Rina (Sofie Hoflack) sollte wohl das nächste Opfer werden, konnte aber entkommen – aufgrund von vorher verabreichten Drogen kann sie sich nicht erinnern, was geschehen ist. Während Verstruyft versucht, sie zu beschützen, wird eine andere Frau entführt. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.
Kritik: Als im Jahr 2003 der belgische Thriller „Mörder ohne Erinnerung“ erschien, hätte es leicht eine Polizei-Ermittler-Geschichte unter vielen werden können. Doch dieser extrem stylisch inszenierte, spannend konstruierte Film von Regisseur Erik Van Looy ging nicht den Weg des geringsten Widerstands. Mit starken Charakterköpfen auf beiden Seiten der Handlung und einigen klugen Einfällen erarbeitete sich der Film in seiner belgischen Heimat fast schon Klassiker-Status. Die zeitlose Antihelden-Story rund um einen senilen Killer hat auch nach 16 Jahren keinerlei Reiz verloren.
Van Looy findet optisch eine extrem gelungene Mischung von einer eigenen Coolness und bewusster Tristesse, die natürlich zum Grundton der Geschichte passt. Jan Declair ist als immer noch furchteinflößender Auftragsmörder, dessen Verstand zum größten Feind wird, schlicht grandios. Das Ermittler-Duo Koen De Bouw, der den rechtschaffenen, linientreuen Eric Vincke spielt, sowie Werner De Smedt, der als Freddy Verstruyft – für den gerne einmal der Zweck die Mittel heiligt – auftritt, gibt ein komplett überzeugendes Debüt, das Lust auf mehr macht.
Im Jahr 2009 folgte dann die mit Spannung erwartete Fortsetzung „Das Recht auf Rache“. Unter der Regie von Jan Verheyen entwickelt sich ein interessanter, durchaus spannender Mix von Rache-Thriller und Krimi, der in eine fremde Welt blutiger Traditionen und Ehrenmorde eintaucht. Selbst wenn der Film weder den Stil noch die Intensität seines Vorgängers erreicht, wird auch hier durchaus ungewöhnliche und packende Unterhaltung geboten, die wieder von exzellenten Schauspielern getragen wird.
2017 erschien dann der dritte „Tatort Antwerpen“-Teil „Das letzte Opfer“. Während sich die Vorgänger mehr auf ihre Prämissen gestützt haben, ist dieser – abermals von Jan Verheyen inszenierte – Film eher das klassische „Whodunit“-Rätsel. Obwohl das Geschehen hier weit konventioneller ausfällt und ein paar Klischees bedient werden, bleibt auch dieser Film auf überdurchschnittlichem Krimi-Niveau. Neben den beiden gewohnt starken Protagonisten bleibt hier vor allem Sofie Hoflack im Gedächtnis, die als „Femme Fatale“-Typ Rina Verstruyft den Kopf verdreht.
Für Fans hochwertiger Krimis und Thriller dürfte die „Tatort Antwerpen“-Reihe eine durchaus lohnende Entdeckung sein. Selbst wenn die Fortsetzungen die Klasse des ersten Teils nicht ganz halten können, bieten alle drei Filme in ihren jeweils knapp zwei Stunden Spielzeit überzeugende und absolut gelungene Unterhaltung.
Die Box ist ab dem 28.06.2019 auf DVD erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Optisch wird die erwartet solide Kost geboten. Abgesehen von ein paar optischen Spielereien im ersten Film ist die Reihe konstant in eine eher triste, aber immer natürlich anmutende Farbpalette getaucht. Schärfe und Detaildarstellung sind ordentlich, ohne Topwerte zu erreichen – ähnliches gilt für die Einstellung von Kontrasten und Schwarzwert. Ein recht beständig vorhandenes Rauschen passt zur Atmosphäre der Filme.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der flämische Dolby Digital 5.1-Ton erfüllen die Erwartungen. Natürlich spielt sich der Großteil der Präsentation im Zentrum ab. Die Dialoge sind immer gut priorisiert und problemlos verständlich. Effekt-Szenen, Hintergrundgeräusche und Musik binden die äußeren Boxen gelegentlich (und sehr dezent) mit ein. Insgesamt bleibt die Abmischung auch diesbezüglich eher frontlastig.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein kurzes Making of zu „Das letzte Opfer (4 Minuten) bleibt neben einigen Trailern der einzige Bonus der Box.
1,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Atlas Film, YouTube
Tatort Antwerpen (MÖRDER OHNE ERINNERUNG (2003), DAS RECHT AUF RACHE (2010) und DAS LETZTE OPFER (2016))
Originaltitel: | The Alzheimer Case / Dossier K / Control |
Regie: | Erik van Looy / Jan Verheyen |
Darsteller: | Koen de Bouw, Werner de Smedt, Filip Peeters, Jan Decleir |
Genre: | Krimi |
Produktionsland/-jahr: | Belgien, 2003-2016 |
Verleih: | Atlas Film |
Länge: | 3 x 117 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Atlas Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 29.06.2019
Tatort Antwerpen – Vincke und Verstruyft ermitteln