Inhalt: Obwohl Lea (Luise Befort), wohlhabende Musterschülerin und Tennis-Ass, Zazie (Michelle Barthel), wortkarge Außenseiterin und regelmäßiges Opfer fieser Mobbing-Attacken, Hagen (Daniel Friedl), etwas sonderbar wirkender Sohn von Öko-Bauern, und Rahim (Mohammed Issa, „Wir waren Könige“), leidenschaftlicher Skater, der regelmäßig von Rechtsradikalen drangsaliert wird, in einer Klasse sind, kennen sie sich eigentlich gar nicht. Das ändert sich, als Tristan (Ludwig Simon, „Meine teuflisch gute Freundin“) auf die Schule kommt. Der Neuling ist entspannt, unangepasst und auf charismatische Art rebellisch. Aus dem Quintett wird schnell eine eingeschworene Gemeinschaft, die darüber diskutiert, was in ihrer Heimatstadt nicht stimmt. Sie entschließen sich, als „die Welle“ gegen Rechtsextremismus und Umweltsünden vorzugehen. Doch die Grenze zwischen zivilem Ungehorsam und Kriminalität ist schmal.
Kritik: Basierend auf einem realen Fall beschrieb Morton Rue in seinem 1981 veröffentlichten Roman „Die Welle“ das missglückte Experiment eines Lehrers, der an seiner Schule kurzzeitig eine autoritäre Parallel-Gesellschaft schuf. Im Jahr 2008 drehte Dennis Gansel unter gleichem Titel eine beklemmende, nachhaltig beeindruckende Verfilmung des Stoffes (mit einem glänzenden Jürgen Vogel). Nun hat Gansel mit Peter Thorwarth (Co-Autor des Films) und Christian Becker (Produzent des Films) den Stoff für Netflix in die Gegenwart geholt. In der Serienfassung bleiben nur grobe Züge der Vorlage bestehen – ansonsten geht man einen komplett eigenen Weg. Dieser ist auf der einen Seite ziemlich zeitgemäß und unterhaltsam, wirkt aber stellenweise plump und unfokussiert.
Die Hauptthemen der Serie – der Rechtsruck im Land und eine Jugendbewegung, die als radikalere Schwester von „Fridays for Future“ durchgehen würde – sind gleichermaßen sinnvoll und offensichtlich, bremsen sich aber manchmal gegenseitig aus. Gerade weil es den Anschein hat, als ob „Wir sind die Welle“ nur den Hammer im Werkzeugkasten hat und (wohl bewusst) auf jegliche Subtilität verzichtet, bleibt die Frage, ob der Kampf für die Rettung unserer Welt und gegen faschistoide Tendenzen nicht ein bisschen viel auf einmal war. Zusätzlich wird natürlich auch noch das Thema Radikalisierung angestoßen, was zwischen all den anderen Geschichten bei einigen Figuren ziemlich sprunghaft stattfindet. Verlässliche Romanzen, die im inzwischen so bekannten Young-Adult-Stil präsentiert werden, geben dem Geschehen ein bisschen Erdung.
Den Hauptdarstellern ist dabei keinerlei Versäumnis anzulasten. Luise Befort, Ludwig Simon, Michelle Barthel, Daniel Friedl und Mohammed Issa spielen komplett glaubwürdige und sympathische Teenager, denen man auch die vorhandenen falschen Entscheidungen (der Figuren) gerne verzeiht. Robert Schupp verkörpert einen verbissenen Polizisten, der zum Hauptgegenspieler der Welle gibt. Als Mitglied der rechtsradikalen Partei NfD, der in seiner ersten Szene ein Kalb erschießt (!), ist er natürlich nicht der Sympathieträger des Geschehens.
„Wir sind die Welle“ ist grundsätzlich die richtige Serie zur richtigen Zeit. Man befasst sich auf etwas vereinfachte Weise mit sehr realen Problemen und kann diese in eine ordentlichen Pointe gipfeln lassen. Leider ist der Weg zum Ziel hier ausgesprochen steinig, chaotisch und nicht immer komplett nachvollziehbar, was bei der Qualität der Vorlage und der Wichtigkeit der Inhalte ein wenig schade ist. Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, sich thematisch klarer festzulegen, um zielgerichteter zu wirken. Trotz dieser Schwierigkeiten bleibt ein kurzweiliger, gut gespielter Thriller, der im besten Fall dazu dient, als „Conversation Starter“ zu dienen.
3 von 5 Punkten
Die erste Staffel der Serie ist ab dem 01.11.2019 im Programm von Netflix zu sehen.
Quelle: Netflix, YouTube
Wir sind die Welle Staffel 1
Originaltitel: | Wir sind die Welle Staffel 1 |
Showrunner: | Christian Becker, Dennis Gansel, Peter Thorwarth |
Schauspieler: | Luise Befort, Ludwig Simon, Michelle Barthel, Daniel Friedl, Mohammed Issa |
Genre: | Serie, Thriller, Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2019 |
Verleih: | Netflix |
Länge: | 6 x 50 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Netflix
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 01.11.2019
Review: Wir sind die Welle (Netflix)