Das Jahr 2019 neigt sich dem Ende zu, womit es wieder einmal Zeit wird, auf die Filme der vergangenen 365 Tage zurückzublicken. Wie zuletzt werde ich nur Filme einbeziehen, die 2019 in Deutschland erschienen sind. Großartige Filme wie „1917“ und „Jojo Rabbit“, die ich bereits sehen durfte, die aber erst im Januar veröffentlicht werden, müssen sich bis 2020 gedulden. Erstmals werden auch Werke mit einbezogen, die vorher noch nicht auf der Seite vorgestellt wurden. Es geht nicht darum, die objektiv besten Filme des Jahres zu bestimmen. Hier gönne ich mir die Freiheit, die Filme Revue passieren zu lassen, die mir einfach ein besonders tolles Erlebnis beschert haben. Zu Beginn ein paar Produktionen, die mir sehr gut gefallen, die oberen 10 aber knapp verpasst haben:
Als Drehbuchautor ist Leigh Whannell seit seinem Mega-Hit „Saw“ ein großer Name des Genrekinos. Mit seiner zweiten Regiearbeit dürfte er sich für viele Fans auch auf diesem Posten etabliert haben. Sein SciFi-Rache-Thriller „Upgrade“ ist originell, einfallsreich und gleichzeitig (auf eine Carpenter-trifft-Cronenberg-Art) schön altmodisch. Selbst wenn dem Film hierzulande ein Kinostart verwehrt wurde, ist er eine der großen Entdeckungen 2019.
„Marriage Story“ erzählt die klassische „Boy Meets Girl“-Geschichte, nachdem die Beziehung bereits zerbrochen ist. Noah Baumbach, der sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem Superstar des Indie-Kinos entwickelt hat, überrascht mit einem intelligenten, erstaunlich witzigen und aufrichtig berührenden Film, der nicht nur wegen den auf Oscar-Niveau spielenden Scarlett Johansson und Adam Driver zum absoluten Highlight wird.
Das alte Hollywood und die Manson-Bande: Bei „Once Upon A Time… in Hollywood“ gibt es mal wieder Quentin Tarantino in Reinkultur. Selbst wenn bei diesem Episodenfilm nicht jedes Rädchen ins nächste greift, gibt es genug skurrile, spannende und urkomische Phasen – sowie die teuflisch gut aufgelegten Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und Margot Robbie – um zu einem der unterhaltsamsten Filme dieses Jahres zu werden.
Auf dem Papier ist „Booksmart“ eine weibliche „Superbad“-Variation, mit der sich Schauspielerin Olivia Wilde als Regisseurin probieren möchte. Getragen von den sensationellen Kaitlyn Dever und Beanie Feldstein wird dieser Trip durch eine rabiate Partynacht zu einer einfühlsam erzählten und gleichzeitig unfassbar witzigen Selbstfindungsgeschichte, die sehr viel mehr Inhalt bietet, als man zunächst vermuten würde.
Adam McKay liefert eine pointierte, bittersüße und handwerklich außergewöhnliche Polit-Satire rund um den ehemaligen US-Vize-Präsident Dick Cheney (um einen Oscar betrogen: Christian Bale), die überrascht, unterhält und Lacher provoziert, die einem umgehend im Hals stecken bleiben – nahezu perfektes Kino mit Ecken und Kanten.
Und es bleibt politisch: Scott Z. Burns geht der wahren Geschichte einer von Senatorin Dianne Feldstein (Annette Bening) bestellten Untersuchung zu den Folterpraktiken der Geheimdienste im Zuge der 9/11-Ermittlungen auf den Grund. Der grandios recherchierte, erzählte und gespielte (noch eine Glanzleistung von Adam Driver) Thriller schafft es – obwohl in vielen Phasen Menschen in fensterlosen Büros auf Papierberge starren – den Fall aufzuarbeiten und ohne erhobenen Zeigefinger zwei packende Stunden Kino-Unterhaltung zu liefern, die lange nachwirken.
In einem Jahr, in dem es wieder einmal zahllose ziemlich unnötige Reboots, Fortsetzungen und Revival gab, bildet der überraschend angekündigte Teil 4 der „Toy Story“-Reihe eine positive Ausnahme: Der makellos animierte Film strotzt vor Einfallsreichtum, charmantem Humor und Herz. Auf diese Art entwickelt sich „A Toy Story“ nicht nur zur sinnvollen Fortsetzung einer eigentlich abgeschlossenen Geschichte, sondern auch noch zu einem der schönsten, emotionalsten Filmerlebnisse des Jahres.
Mit „Get Out“ gelang Jordan Peele einer der unerwarteten Horror-Hits der letzten Jahre. Bei seinem abermals augenzwinkernden Zweitwerk, in dem sich eine Familie mit ihren finsteren Doppelgängern auseinandersetzen muss, macht er noch einmal einen Schritt nach vorne – wobei Lupita Nyong’o eine Karrierebestleistung zeigt. Unangenehm, gruselig, böse, aber auch charmant, humorvoll, zitierfreudig und mit einem geschickten Subtext versehen, bringt „WIR“ alles mit, um zum Genre-Klassiker zu werden.
Manchmal zahlt sich Geduld doch aus: Nach fast einem Jahrzehnt, in dem Regie-Papst Martin Scorsese um sein Traumprojekt kämpfen musste, erfüllte ihm Netflix den (laut IMDb 159 Millionen Dollar teuren) Wunsch. In seinem 209 Minuten langen Gangsterepos, der die wahre Geschichte des verschwundenen Gewerkschaftsführers Jimmy Hoffa mit einigen künstlerischen Freiheiten nachzeichnet, zeigt Scorsese und sein Legenden-Cast um Robert DeNiro, Al Pacino und Joe Pesci, dass ihre Generation auch im Jahr 2019 noch dazu in der Lage ist, in allen Belangen außergewöhnliches Kino zu liefern.
Nach seinem ungewöhnlichen Debüt mit dem Horrordrama „Hereditary“ legt Ari Aster einen Film nach, der sein Publikum auf einen komplett verstörenden Trip mitnimmt. Rund um die abermals brillante Florence Pugh entsteht dieser 143 Minuten lange (Arthaus-)Sekten-Horror, bei dem jedes Bild einen Sinn hat und auf ein Finale hinausläuft, das für schlaflose Nächte sorgt. Dabei geht Aster so kompromisslos und eigen vor, ohne sich um Massentauglichkeit oder Konventionen zu scheren, dass der Film, wenn er denn (wie bei mir) den nötigen Nerv trifft, zum unvergesslichen Ereignis wird.
Das waren meine filmischen Höhepunkte des Jahres. Welche Filme haben es euch besonders angetan?
Morgen wird das Jahr 2019 dann von den Filmen abgeschlossen, über die ich mich besonders geärgert habe.
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 30.12.2019
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