Inhalt: Vor einem Jahr hat die 13-jährige Becky (Lulu Wilson, „Ouija – Ursprung des Bösen“) ihre Mutter aufgrund einer Krebserkrankung verloren. Der Ausflug in eine Waldhütte mit Vater Jeff (Joel McHale, „The Happytime Murders“) und den beiden Familien-Hunden soll eigentlich die dringend notwendige Entspannung bringen. Beckys Laune ist dahin, als auf einmal mit Kayla (Amanda Burger) die neue Flamme ihres Vaters auftaucht und auch noch ihren Sohn Ty (Isaiah Rockcliffe) im Schlepptau hat. Und damit nicht genug: Jeff offenbart, dass er wieder heiraten möchte. Stinkwütend verzieht sich das junge Mädchen in den Wald – und verpasst dabei die Ankunft von weit gefährlicheren Hausgästen. Neonazi Dominick (Kevin James, „Pixels“) ist mit drei Handlangern aus dem Knast ausgebrochen und vermutet in dem Ferienhaus eine zur Flucht notwendige Beute. Schnell ist klar, dass nur Becky die skrupellosen Verbrecher aufhalten kann. Diese haben aber keine Ahnung, wie wehrhaft das junge Mädchen tatsächlich ist.
Kritik: Die Regisseure Cary Murnion und Jonathan Milott lernten sich bereits während des Studiums kennen, wo sie eine gemeinsame Firma gründeten. Im Jahr 2014 gelang ihnen dann mit „Cooties“ ein ziemlich durchgeknalltes Langfilmdebüt. Drei Jahre später folgte der überraschend effektive Actioner „Bushwick“. Ihr drittes Werk fiel schon im Vorfeld durch seine ungewöhnliche Besetzung des Bösewichts auf: Nachdem (der auch eher für sein komisches Talent bekannte) Simon Pegg das Projekt verließ, wurde Kevin „King of Queens“ James verpflichtet, um den Anführer einer aus dem Gefängnis geflüchteten Nazi-Gang zu spielen. Ehe der Zuschauer aber wirklich mit der – zweifelsohne – Hauptattraktion von „Becky“ in Berührung kommt, muss die Geschichte erst einmal zu dem Punkt geführt werden. Das erfolgt denkbar klischeebeladen (übellaunige Halbwaise lehnt sich gegen Beziehung zu Stiefmutter in spe auf), ist aber immerhin zweckdienlich.
Wenn der Film dann überraschend konsequent von der Leine gelassen wird, entwickelt sich unterhaltsame Thriller-Slasher-Kost, die wohl jeden Zuschauer beglücken wird, für den „Kevin – Allein zu Haus“ zu wenig Ähnlichkeit mit „John Wick“ hatte. Selbst wenn die Gewaltspitzen nur gelegentlich aufblitzen, erarbeitet sich „Becky“ die Freigabe ab 18 Jahren redlich. Die talentierte Jung-Schauspielerin Lulu Wilson, die sich in den vergangenen Jahren als gute Besetzung für Genre-Unterhaltung bewiesen hat, ist hier als zornige und extrem wehrhafte Titelheldin eine gute Hauptfigur. Kevin James gelingt es tatsächlich recht überzeugend, einen ernsthaften Fiesling zu verkörpern. Als skrupelloser Killer und rechtsradikale Möchtegern-Vater-Figur hat James eine erstaunlich physische Präsenz und wirkt stellenweise aufrichtig einschüchternd. Der Nebencast um „Community“-Hauptdarsteller Joel McHale bleibt reines Beiwerk.
Der blutige Kampf einer 13-Jährigen gegen einen Nazi-Tross ist sicherlich kein Werk, das in die Filmgeschichte eingehen wird. Dennoch reichen ein radikal gegen seinen Typ besetzter Kevin James, eine coole Jung-Heldin und hohes Tempo sowie ein paar erstaunlich rabiate Momente, um die schräge Prämisse von „Becky“ trotz mäßigem Beginn zu einem vergnüglichen Erlebnis zu verwerten.
3,5 von 5 Punkten
„Becky“ lief im Programm des Fantasy Film Fest 2020 und wird am 30.10.2020 von Splendid Film auf DVD und Blu-ray veröffentlicht.
Quelle: Splendid Film, Kinocheck, YouTube
Becky
Originaltitel: | Becky |
Regie: | Jonathan Milott, Cary Murnion |
Darsteller: | Lulu Wilson, Kevin James, Joel McHale, Amanda Brugel |
Genre: | Action, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2020 |
Verleih: | Splendid Film |
Länge: | 93 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Splendid Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 04.10.2020
Review: Becky (Fantasy Filmfest)