Inhalt: Lara Jenkins (Corinna Harfouch, „Kein Sex ist auch keine Lösung“) wird 60. Am gleichen Tag spielt ihr Sohn, Klaviervirtuose Viktor (Tom Schilling, „WHO AM I – Kein System ist sicher“) ein großes Konzert in der Stadt, auf dem er seine erste Eigenkomposition vorstellt. Das wäre ein Grund zur Freude – doch Lara ist im Gegensatz zu ihrem Ex-Mann Paul (Rainer Bock, „Luna“) nicht eingeladen. Sie entschließt sich, Tag und Konzert dennoch zu nutzen und erwirbt alle 22 Karten, die noch an der Kasse Rest geblieben sind. Fortan zieht die Frau durch Berlin und verteilt die Karten an Bekannte und weitere Personen, die ihr sympathisch vorkommen. Doch der Plan, sich einen tollen Geburtstag und dem Sohn ein volles Haus zu bescheren, birgt seine Tücken.
Kritik: Mit seinem Debüt „Oh Boy“ gelang Jan-Ole Gerster 2012 ein mehr als beachtlicher Regie-Erstling, der aus ihm eines der hoffnungsvollsten Branchen-Talente machte. Es sollte sieben Jahre dauern, ehe ein Nachfolger über die Leinwand flattert. In „Lara“ zeigen sich wieder die Stärken des Erstlings – eine Mischung aus Charakterstudie und Berlin-Film. Dabei hat diese Geschichte aber genug Eigenheiten. Auf den ersten Blick ist die kühle, zur Selbstgefälligkeit neigende Titelheldin eine ziemlich unsympathische, stellenweise sogar wirklich unangenehme Person. Wenn sie einen bemitleidenswerten Klavierschüler, dem sie nur zufällig über den Weg läuft, nach allen Regeln der Kunst zusammenstaucht, dürften sich wohl bei vielen Zuschauern die Nackenhaare aufstellen. Doch nach und nach lernt der Zuschauer, wer Lara eigentlich ist.
Diese Entwicklung gelingt ohne Rückblenden oder simplem Abladen von Informationen und strahlt eine natürliche Eleganz aus. Für die Umsetzung dieses Vorgehens nimmt sich Gerster die nötige Zeit, wobei das Tempo an manchen Stellen derart gemächlich wird, dass der Film beinahe zum Stillstand kommt. Wer sich darauf einlässt, wird mit einem schlussendlich runden Ergebnis belohnt. Das Zentrum des Films ist aber eine toll aufgelegte Corinna Harfouch, die eine einschüchternde, verbitterte, aber auch humorvolle, verletzliche und fast schon tragische Figur entwickelt. Neben ihrem Glanzauftritt kommt vor allem „Oh Boy“-Protagonist Tom Schilling zum Zug. Dessen ehrgeiziges, getriebenes Klaviergenie, der sich nach all den Jahren immer noch durch die fordernde Mutter aus dem Konzept bringen lässt, ist der wichtige Gegenpol für die Ereignisse. Der Nebencast um Rainer Bock („Luna“), Maria Dragus („Deutschstunde“) und Mala Emde reiht sich gut ein.
Mit seinem Zweitwerk dürfte sich Jan-Ole Gerster wohl endgültig im deutschen Kino etabliert haben. Man kann kritisieren, dass „Lara“ schon ein wenig zu viel vom Publikum fordert. Wer es aber schafft, die ruhige Erzählung und die schwierige Hauptfigur auf sich wirken zu lassen, erlebt eine clever strukturierte, inszenierte und gespielte Charakterstudie.
Der Film ist ab dem 23.04.2020 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Obwohl der Look manchmal schon ein wenig zu trist erscheint, kann auch die Optik überzeugen. Schärfe und Detaildarstellung sind fast durchgängig gut. Die Farbpalette ist konstant und wirkt natürlich. Kontraste und Schwarzwert zeigen auch keine augenfälligen Probleme. Nennenswerte Unsauberkeiten gab es nicht.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton liefert bei diesem eher zurückhaltenden Film eine schöne Abmischung. Gerade Musik und Publikum bei den Konzertszenen verteilen sich gut auf die Boxen. Aber auch ansonsten sorgen Score und Hintergrundgeräusche für etwas räumliche Aktivität. Die Dialoge sind klar priorisiert und problemlos verständlich.
4 von 5 Punkten
Extras: Vier Mini-Featurettes (insgesamt 4 Minuten), ein kleines Making of (4 Minuten) und ein paar Trailer komplettieren die Blu-ray.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Der Film ist aktuell im Programm von Arthaus+ und MagentaTV zu sehen.
Quelle: StudioCanal, LeinwandreporterTV, YouTube
Originaltitel: | Lara |
Regie: | Jan-Ole Gerster |
Darsteller: | Corinna Harfouch, Tom Schilling, Rainer Bock |
Genre: | Drama, Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2019 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 98 Minuten |
FSK: | ab 0 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von StudioCanal
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 22.04.2020
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