Inhalt: Seit 29 Jahren sind Grace (Annette Bening, „Jahrhundertfrauen“) und Edward (Bill Nighy, „The Limehouse Golem“) ein Ehepaar. Sie verbringen ein recht ruhiges Leben in einem englischen Küstenstädtchen. Der Alltag wird nur durch gelegentliche Streitereien unterbrochen wird. Als Sohn Jamie (Josh O’Connor) zu einem seiner seltenen Besuche aus London kommt, gibt es den Paukenschlag: Edward hat sich frisch verliebt und hat vor, Grace zu verlassen. Während er den harten Schnitt machen will, möchte sie die Beziehung um jeden Preis retten. Es entbrennt eine schwere Situation, bei der auch Jamie zwischen die Fronten gerät.
Kritik: Als Drehbuchautor ist William Nicholson nicht nur wegen seiner Arbeit an „Gladiator“ eine echte Institution. Erst zum zweiten Mal nach dem 1997 erschienen „Verborgenes Feuer“ hat er darüber hinaus auch noch den Regie-Posten übernommen. Anhand der beteiligten Namen ist diese Geschichte über eine Trennung, nachdem man das halbe Leben miteinander verbracht hat, sicherlich vielversprechend. Rein handwerklich liefert der Film an den meisten Stellen sogar ab. Es ist ausgerechnet das Drehbuch, das „Wer wir sind und wer wir waren“ im Stich lässt. Mit tristem Ton, einer nicht enden wollenden Ansammlung fast meditativ vorgetragener Lyrik und ziemlich zweidimensionalen, unsympathischen Hauptfiguren entwickelt sich ein ausgesprochen langatmiges Filmerlebnis.
So sind weder die reinen Ansätze an die Thematik, noch die krisengeplagten Eheleute interessant genug, um den Zuschauer wirklich zu packen. Selbst schöne Einzelsequenzen und die gewohnt spektakulären englischen Steilküsten können den Film nur gelegentlich aus seiner Lethargie befreien. Das gilt auch für die Darsteller, die ihr Können mehr als oft genug nachgewiesen haben. So gibt Bill Nighy einen frustrierten, wortkargen Lehrer, der kaum Ecken und Kanten hat. Seine Flucht aus der Ehe wird hauptsächlich nachvollziehbar, weil Annette Bening eine selbstgerechte, verbal und physisch gewalttätige Frau spielt, die in der zugegeben schweren Situation ein wahrlich unangenehmer Zeitgenosse ist – worüber sich Nicholson als Autor scheinbar nicht ganz klar ist. Auch Josh O’ Connor bleibt ordentlich, hat aber ebenfalls mit dem Material zu kämpfen.
Obwohl es sicherlich genug Aspekte gibt, die bei „Wer wir sind und wer wir waren“ – anhand des vorhandenen Personals wenig verwunderlich – gut funktionieren. Dennoch bleibt ein emotional wenig nahbares und insgesamt zu uninspiriertes Beziehungsdrama, das wenig Gründe gibt, um sich ins Gedächtnis des Zuschauers einzubrennen.
2,5 von 5 Punkten
Quelle: Tobis Film, LeinwandreporterTV, YouTube
Wer wir sind und wer wir waren
Originaltitel: | Hope Gap |
Regie: | William Nicholson |
Sprecher: | Annette Bening, Bill Nighy, Josh O'Connor |
Genre: | Drama, Liebesfilm |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2020 |
Verleih: | Tobis Film |
Länge: | 101 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Kinostart: | 10.12.2020 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Tobis Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 10.12.2020
Review: Wer wir sind und wer wir waren (Kino)