Inhalt: Eine Edel-Prostituierte wurde ermordet. Ein anonymer Hinweis macht den umstrittenen Reverend Logan Sharpe (Martin Landau) zum Hauptverdächtigen. Lieutenant Virgil Tibbs (Sidney Poitier) ist seit Jahren mit Sharpe befreundet und nimmt den Fall an, um den wahren Täter zu überführen. Der Ermittler sieht schnell ein, wie kompliziert das Szenario ist. Während Tibbs in ein Geflecht von Drogen und Gewalt eintaucht, muss er sich zwischen privaten und beruflichen Befindlichkeiten entscheiden, wenn er den Fall abschließen möchte.
Kritik: Der Begriff „Ikone“ wird häufig leichtfertig verwendet. Im Falle des mittlerweile 93-jährigen Sidney Poitier, der in den 50ern zum ersten afroamerikanischen Hollywood-Star („Flucht in Ketten“) und 1964 zum ersten afroamerikanischen Oscar-Preisträger wurde, ist diese Bezeichnung komplett angebracht. Norman Jewisons Klassiker „In der Hitze der Nacht“, in der Poitier 1967 als Virgil Tibbs in den rassistisch geprägten Südstaaten ermittelte, gehört zweifelsohne zu den Highlights der langen Karriere dieses Ausnahmeschauspielers. Gerade seine Figur Virgil Tibbs war derart beliebt, dass es drei Jahre später die (erste) lose Fortsetzung „Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“ gab. Selbst wenn dieses konventionell inszenierte Mordrätsel von Gordon Douglas den direkten Vergleich deutlich verliert: Ein kurzweiliger, zeitloser Krimi ist auch hier entstanden.
Der eigentliche Fall ist unspektakulär, bleibt aber gut genug konstruiert, um für eine beständige Grundspannung zu sorgen. Dazu wissen die Macher, dass ihr Titelheld der große Trumpf des Films ist. Gerade weil Virgil Tibbs hier nicht nur der smarte, gradlinige Ermittler und Teilzeit-Actionstar sein darf, wird die Figur auch in diesem Sequel wirklich interessant. So gewinnt der Film durch die zahlreichen Sequenzen, in denen der Protagonist als liebevoll-strenger Familienvater zu sehen ist, an Qualität. Schon allein wegen der Klasse von Sidney Poitier reicht das problemlos aus, um sich deutlich von Durchschnittsware des Genres abzuheben. Eine ähnlich große Karriere wie der Hauptdarsteller durfte auch sein Co-Star des Films feiern. Der New Yorker Charakterkopf Martin Landau, der bis kurz vor seinem Tod noch vor der Kamera stand („Entourage“), gibt dem ambitionierten, des Mordes verdächtigen Reverend Sharpe genau das nötige Maß an Ambivalenz. Weitere Figuren wie der schmierige Zuhälter Rice (Anthony Zerbie) bleiben Beiwerk.
Auf dem Papier ist dieser Krimi eines der ersten Sequels, in denen ein dunkelhäutiger Protagonist auf die Leinwand zurückkehren darf. Doch auch über diesen reinen Fakt hinaus, ist hier ein ziemlich guter, auch 2020 noch sehenswerter Film entstanden. Selbst wenn Wucht und Tiefgang des Vorgängers fehlen, bleibt „Zehn Stunden Zeit für Virgil Tibbs“ eine spannende, unterhaltsame und überzeugend gespielte Mörder-Suche.
Der Film ist seit dem 18.12.2020 als #2 der „Black Cinema Collection“ mit DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Selbst wenn – oder gerade weil – hier noch ein paar Verschmutzungen und Bildfehler(chen) zu entdecken sind, ist die Gesamtqualität auf hohem Niveau. Schärfe und Detaildarstellung sind erstaunlich gut. Selbst wenn die Farben manchmal ein wenig blass erscheinen, wirken sie insgesamt natürlich. Kontraste und Schwarzwert wurden sauber eingestellt. Insgesamt wird ein ruhiges Bild mit wenig Problemen geboten.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 2.0-Ton bieten trotz fehlender Räumlichkeit starke Kost. Hintergrundgeräusche, Actionmomente und die Musik des legendären Quincy Jones wurden sauber und lebendig abgemischt. Die Dialogwiedergabe ist in beiden Sprachfassungen (mit der Ausnahme von 1-2 Momenten bei der Synchronisation) problemlos. Auf der DVD sind beide Tonspuren in Dolby Digital 2.0 vorhanden.
4 von 5 Punkten
Extras: In der Hülle befindet sich (entnehmbar) ein 24-seitiges Booklet mit Texten von Thorsten Hanisch und Filmstills. Auf den Discs ist ein Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese, das deutschsprachige Video-Essay „Von Mr. Tibbs zu John Shaft: Neue Stars und Perspektiven“ (25 Minuten), der Originaltrailer und eine Bildergalerie als Bonus zu finden.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Movieclips Classic Trailers, YouTube
Originaltitel: | They Call Me Mister Tibbs! |
Regie: | Gordon Douglas |
Darsteller: | Sidney Poitier, Martin Landau, Barbara McNair |
Genre: | Thriller, Krimi |
Produktionsland/-jahr: | USA, 1970 |
Verleih: | Wicked Vision |
Länge: | 109 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Wicked-Vision
Verfasst von Thomas
Zuletzt geändert am 29.12.2020
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