Inhalt: Da sein Heimatdorf dem Braunkohleabbau weichen muss, zieht der junge Ben (Yoran Leicher) mit seiner Familie nach Düren. Dort hat der leidenschaftliche Fußballer Schwierigkeiten, sich an die neue Schule und die neue Mannschaft zu gewöhnen. Fast zeitgleich kommt auch auch der gleichaltrige Tariq (Sobhi Awad) in die Klasse, der vor dem Krieg in Syrien geflüchtet und komplett auf sich alleine gestellt ist. Im Gegensatz zu Ben kommt Tariq bei seinen Mitschülern sofort gut an und punktet auf dem Fußballplatz mit schicken Tricks und Toren. Nachdem die erste Eifersucht überwunden ist, kommen sich die beiden Heimatlosen langsam näher.
Kritik: Nachdem Regisseurin Sarah Winkenstette in den vergangenen Jahren immer wieder mit preisgekrönten Kurzfilmen auf sich aufmerksam machen konnte, feiert sie jetzt ihr Kinodebüt. Für die Umsetzung, in der (erschreckend aktuelle) Themen wie Verlust der Heimat, Toleranz und Vorurteile eine zentrale Rolle übernehmen, sicherte sich „Zu weit weg“ die Unterstützung der Filmstiftung NRW und des Kulturministeriums. Mit einfachen, manchmal schon etwas naiv anmutenden Mitteln entwickelt sich eine nachvollziehbare, sympathische Geschichte, die das Herz an der richtigen Stelle trägt. In unspektakulären, aber durchaus schicken Bildern taucht der Film, der im Großraum Köln gedreht wurde, in das Leben von zwei Kindern ein, die sich an ihre neue Situation und aneinander gewöhnen müssen.
Geradlinig und ohne moralinsaure Botschaften entwickelt sich „Zu weit weg“ zu einem Film, der speziell wegen seinem kindlichen (und dennoch universellen) Blickwinkel gut funktioniert. Da ist es durchaus zu verzeihen, dass ein paar Sequenzen und Dialoge ein bisschen hölzern geraten sind, ohne aber den Zuschauer dabei aus der Geschichte zu reißen. Eine klare Trumpfkarte sind die jungen Darsteller, die den schweren Inhalten eine angenehme Leichtigkeit geben. Yoran Leicher gibt den Erzähler, der die Situation seines Mitschülers aus erster Hand nachvollziehen kann – oder es zumindest sollte. Sobhi Awad, der zur Zeit des Drehs noch kein ganzes Jahr in Deutschland lebte, spielt den stillen, netten Tariq. Dabei liefert er einen runden, glaubwürdigen Auftritt. Hinzu kommt, dass die beiden Protagonisten hervorragend miteinander harmonieren.
Es braucht nicht immer große Gesten, ein ausgeklügeltes Konzept und handwerkliche Perfektion, um komplexen Inhalten gerecht zu werden. „Zu weit weg“ ist eine schöne, sinnvoll erzählte Geschichte, bei der Herzlichkeit und Unterhaltungswert dafür sorgen, dass der Film trotz kleinerer Schwächen zur angenehmen Überraschung wird.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Farbfilm Verleih, LeinwandreporterTV, YouTube
Originaltitel: | Zu weit weg |
Regie: | Sarah Winkenstette |
Schauspieler: | Yoran Leicher, Sobhi Awad, Anna König |
Genre: | Drama, Jugendfilm |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2019 |
Verleih: | Farbfilm |
Länge: | 88 Minuten |
FSK: | ab 0 Jahren |
Kinostart: | 02.07.2020 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite des Farbfilm Verleihs
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 02.07.2020
Review: Zu weit weg (Kino)
Die „Best of Cinema“-Reihe, die jeden ersten Dienstag des Monats die Wiederaufführung eines Klassikers verantwortet,…
Inhalt: Eigentlich möchte Jackie (Katy O’Brian) nur zu einem Bodybuilder-Wettbewerb nach Las Vegas. Übernachtungen im…
Inhalt: Eigentlich hatte sich Ex-Elite-Soldat Roy Pulver (Frank Grillo, „Stephanie – Das Böse in ihr“)…
Inhalt: Mitten in den 70er-Jahren fährt ein Messervertreter (Jim Cummings) durch die Einöde Arizonas, um…
Inhalt: Seit Jahrzehnten treibt der Serienmörder Longlegs (Nicolas Cage, „Dream Scenario“) in den USA sein…
Inhalt: In den 50er-Jahren ist Suburbicon die nahezu ideale Vorstadt-Siedlung für Familien. Auch Gardner Lodge…