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Review: Bad Hair (DVD)

Das Blu-ray-Cover von “Bad Hair” (© 2021 Leonine Studios)

Inhalt: Im Jahr 1989 versucht die ehrgeizige Anna (Elle Lorraine), bei einem kleinen Musik-Sender Karriere machen. Doch die unscheinbare Frau wird links und rechts von ihrer Konkurrenz überholt. Als die neue Chefin Zora (Vanessa Williams) von ihrem Einsatz begeistert ist, möchte Anna ihre Chance nutzen und auch optisch etwas an sich verändern. Sie kratzt ihre letzten Dollars zusammen und lässt sich im hochexklusiven Friseursalon von Virgie (Laverne Cox, „Orange Is the New Black“) eine Haarverlängerung einarbeiten. Das entpuppt sich aber bald als folgenschwerer Fehler, da die Haare ein Eigenleben führen und ganz allergisch auf Widerstand reagieren.

 

Kritik: Mit seinem Horror-Geniestreich „Get Out“ hat Jordan Peele aus der Mischung von unangenehmer Atmosphäre, bösem Witz und beißender Sozialkritik ein neuen Bereich des Genre-Kinos erschlossen, den er mit dem Nachfolger „WIR“ noch einmal spektakulär bedient hat. „Dear White People“-Autor Justin Simien hat jetzt seine Variante, in der die Probleme, als dunkelhäutige Frau Karriere zu machen, mit 80er-Jahre-Slasher-Trash gekreuzt werden, auf den Markt gebracht. Wie es schon auf dem Papier zu erwarten war: „Bad Hair“ ist ein höchst merkwürdiger Film. Simien liefert originelle Ansätze und Themen, die durch einen stimmigen Look zusammengehalten werden sollen. Das geht in manchen Bereichen auf – aber nicht in allen.

Annas sozialer Aufstieg hat einen hohen Preis (© 2021 Leonine Studios)

Zu Beginn muss diese metaphorische Anklage gegen Sexismus und Oberflächlichkeit einen ganzen Haufen Inhalt abladen, um die Geschehnisse anzustoßen. Das ist nicht immer unterhaltsam, aber ein notwendiges Übel. Leider ist Simien schon eine Ecke zu bemüht, möglichst viele Themen einzubinden, was „Bad Hair“ wenig zielgerichtet bis chaotisch wirken lässt. Wenn sich Inhalte von sexistischer und rassistischer Unterdrückung, familiärem Erwartungsdruck, Amtsmissbrauch, falschen Erwartungen an romantische Beziehungen etc. die Klinke in die Hand geben, lässt es sich kaum vermeiden, dass das Geschehen überfrachtet wirkt. So oszilliert die Handlung zwischen zornig und albern, ohne dabei einen klaren Plan erkennen zu lassen.

Erst zum Schlussakt, wenn Simien alle gute Vorsätze über Bord schmeißt und die Haare komplett von der Leine (oder Kopfhaut?) lässt, ist der Film ein wirklich runder Spaß. Die ständig zurückgehaltene und mit Rückschlägen konfrontierte Anna ist eine tolle Hauptfigur für eine derartige Geschichte. Das liegt auch an der erstklassigen Debütantin Elle Lorraine, die dem teils sehr wirren Treiben Halt verleiht. Neben ihr geben sich Vanessa Williams, Lena Waithe, Jay Pharoah, Laverne Cox, Blair Underwood, James Van Der Beek und die Pop-Superstars Kelly Rowland sowie Usher Raymond die Ehre.

Man wird das Gefühl nicht los, dass in „Bad Hair“ ein besserer Film steckte, als am Ende zu sehen war. Wenn Simien die Spitzen der Handlung ein wenig getrimmt (sorry, ich konnte nicht verzichten) und einen klaren thematischen Fokus gefunden hätte, wäre wohl selbst bei einer Mixtur von Trash und Sozialkritik ein weniger großes Durcheinander möglich gewesen. Da wir hier im Konjunktiv bleiben, ist das Gezeigte ein ambitioniertes und sicherlich interessantes, aber schlussendlich nur bedingt befriedigendes Filmerlebnis.

Wer schön sein will, muss leiden (© 2021 Leonine Studios)

Der Film ist ab dem 25.06.2021 auf DVD, Blu-ray und digital erhältlich.

3 von 5 Punkten

 

Bild: Der Film kommt in einem angemessen vergilbten 80er-Jahre-Look. Daran gemessen sind Schärfe und Detaildarstellung sehr ordentlich. Die Farbpalette wirkt homogen und sauber. Kontraste und Schwarzwert verursachen keine nennenswerten Schwierigkeiten. Ein leichte Körnung passt zum Stil.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische Dolby Digital 5.1-Ton sind verlustlos und nutzen das gegebene Material ordentlich aus. Ein großer Teil der Vertonung dreht sich um eine saubere Dialogwiedergabe, die in beiden Sprachfassungen gegeben ist. Hintergrundgeräusche und Musik wurden gut abgemischt. Wenn der Film in „haarige“ Situationen kommt, dreht die Tonspur auf und es gibt ein paar durchaus wuchtige Momente.

4 von 5 Punkten

Extras: Bis auf Trailer liegt kein Bonusmaterial bei.

1 von 5 Punkten

Gesamt: 3 von 5 Punkten


Quelle: Leonine Distribution, LeinwandreporterTV, YouTube

Bad Hair - Waschen, schneiden, töten

Originaltitel:Bad Hair
Regie:Justin Simien
Darsteller:Lena Waithe, Elle Lorraine, Kelly Rowland, Usher Raymond IV, Blair Underwood, James van der Beek, Vanessa Williams
Genre:Komödie, Horror
Produktionsland/-jahr:USA, 2020
Verleih:Leonine Distribution
Länge:99 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Leonine Distribution

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 24.06.2021
Review: Bad Hair (DVD)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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