Review: Ein ganzes halbes Jahr

Das Kino-Plakat von "Ein ganzes halbes Jahr" (© Warner Bros Pictures)

Das Kino-Plakat von “Ein ganzes halbes Jahr” (© Warner Bros Pictures)

Inhalt: Louisa (Emilia Clarke) ist die Lebenslust in Person. Obwohl aus ihrem Studium nichts geworden ist und sie keinen Job besonders lange hat, lässt sie sich nie die Laune verderben. Als sie gerade einen Job in einem Café verloren hat, bietet ihr der Sachbearbeiter beim Arbeitsamt ein Bewerbungsgespräch als Betreuerin des gelähmten Will (Sam Claflin, „Die Tribute von Panem“) an. Will war sehr sportlich, ungeheuer erfolgreich im Beruf und hatte einen riesigen Freundeskreis. Nach seinem Unfall vor zwei Jahren hat er sich komplett zurückgezogen und fristet ein trostloses Dasein im luxuriösen Anwesen seiner Eltern Steven (Charles Dance, „Stolz und Vorurteil & Zombies“) und Camilla (Janet McTeer, „The Honourable Woman“). Obwohl sich Louisa im Interview um Kopf und Kragen redet, ist Camilla von ihrer Spritzigkeit und ihrem chaotischen Charme angetan und gibt ihr die Stelle für sechs Monate. Zu Beginn kracht es zwischen der Frohnatur und dem Zyniker einige Male. Schon bald kommen sich Louisa und Will dann sehr viel näher. Die ganze Situation wird auf den Kopf gestellt, als Louisa herausfindet, wie es wirklich um Will bestellt ist.

 

Kritik: Die tragische Liebesgeschichte der aufgedrehten Louisa und des gelähmten Will begeisterte im Roman von Jojo Moyes Millionen von Leser(inne)n weltweit. Für die Leinwand-Adaption ihres Stoffes, die von Kino-Neuling Thea Sharrock inszeniert wurde, hat Moyes höchstselbst das Skript beigesteuert. Herausgekommen ist erstaunlich seichte Taschentuch-Unterhaltung, die vor allem für das Sparks-Zielpublikum geeignet sein dürfte. Er ist der smarte Gewinnertyp, dessen Glückssträhne ein jähes Ende gefunden hat, sie ein notorisch gut gelaunter, schräger Vogel. Von ersten Neckereien und gegenseitiger Abneigung, zur großen Aussprache, bis hin zur Annäherung der beiden nimmt der Film seinen erwartbaren Ablauf, der in einem konsequenten, aber dennoch schwer nachvollziehbaren Finale gipfelt. Dabei schwankt die Qualität wie ein Fähnchen im Wind. Mal süßlich, mal sympathisch, mal nervig, mal ernst findet der Film nicht immer den richtigen Ton. So ist „Ein ganzes halbes Jahr“ zeitweise wirklich liebenswert und bietet kurz darauf schon wieder Gründe zum Haare raufen.

Louisa führt Will aus. (© Warner Bros Pictures)

Louisa führt Will aus. (© Warner Bros Pictures)

Da reiht sich auch Hauptdarstellerin Emilia Clarke ein. Mit „Game of Thrones“ war die schöne Britin zum Weltstar aufgestiegen, musste aber unlängst für ihre Leistung in Terminator Genisys (etwas überzogene) Kritik einstecken. Wer sie hier sieht, muss in jedem Fall konstatieren: Ein Oscar-Kandidat wird sie in absehbarer Zukunft nicht werden. Als kauziges Plappermaul mit absurdem Kleidungsstil funktioniert sie noch ziemlich gut. Sobald sie aber dann emotional gefordert wird, stößt sie merklich an ihre darstellerischen Grenzen. Schauspielerisch deutlich überzeugender ist da Sam Claflin, der den schwer behinderten, verbitterten Will absolut glaubwürdig spielt. Das Problem liegt eher darin, dass sein Charakter nur bedingt als Protagonist taugt, da Will gehässig und selbstmitleidig wahrlich kein Sympathieträger ist. Als Highlight für Serien-Junkies spielt der jahrelange „Doctor Who“-Companion Jenna Coleman (die nebenbei über ein deutlich größeres schauspielerisches Repertoire als Clarke verfügt) Emilia Clarkes Schwester. Hier dürften einige Memes folgen. Sie ist aber ebenso vergeudet wie Janet McTeer und Charles Dance als etwas zu verständnisvolle Eltern von Will. Die Figur von Matthew Lewis als Freund von Louisa mit Fitness-Spleen soll sicherlich dem amüsanten Teil des Films dienen, ist aber dramaturgisch unnötig und bleibt komplett verzichtbar.

Wenn letzte Filme aus dem Bereich Sparks und Co. herangezogen werden, schneidet „Ein ganzes halbes Jahr“ gar nicht so schlecht ab, da er seine herzlichen Momente hat. Dennoch ist der Film sicherlich nicht gut. Mit einer Dramaturgie vom Reißbrett, bei der dennoch einige fragwürdige Entscheidungen getroffen werden und einem zwischen Melodramatik und Albernheiten öfters unrund wirkenden Erzählton, bleiben doch einige Möglichkeiten dieser insgesamt zu handzahmen Liebesgeschichte auf der Strecke.

2,5 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 01.11.2024 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.


Quelle: Warner Bros Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube

Ein ganzes halbes Jahr

Originaltitel:Me Before You
Regie:Thea Sharrock
Darsteller:Emilia Clarke, Sam Claflin, Janet McTeer, Charles Dance, Jenna Coleman
Genre:Drama, Liebesfilm
Produktionsland/-jahr:USA, 2015
Verleih:Warner Bros Pictures
Länge: 110 MinutenFSK: ab 12 Jahren
Kinostart: 23.06.2016

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 01.11.2024
Review: Ein ganzes halbes Jahr (Kino)

Leave A Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir setzen Google Analytics, einen Webanalysedienst der Google Inc. („Google“) ein. Google verwendet Cookies. Wir setzen Google Analytics nur mit aktivierter IP-Anonymisierung ein.  Mehr Informationen zur Verwendung von Google Analytics finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Diese pseudonymisiert erhobenen Daten helfen uns, ein besser auf das Leser-Interesse abgestimmtes Programm anzubieten. Hier klicken um dich auszutragen.