Inhalt: Der Zweite Weltkrieg ist in vollem Gang. Zwischen den Nazis und der Bevölkerung Südfrankreichs herrscht ein neutrales Verhältnis. So bekommt es auch der junge Jo (Noah Schnapp, „Bridge of Spies – Der Unterhändler“) mit, der als Schäfer in den Pyrenäen nahe der spanischen Grenze für seinen Großvater Henri (Jean Reno, „The Cop – Crime Scene Paris“) arbeitet. Er wird aufgerüttelt, als er Benjamin (Frederick Schmidt, „Brimstone“) trifft, der sich als Jude vor den Nazis verstecken muss, zeitgleich aber mit seiner Schwiegermutter Horcada (Anjelica Huston, „John Wick – Kapitel 3“) jüdische Kinder über die Grenze ins sichere Spanien schmuggelt. Eine eigene Flucht kommt für Benjamin nicht in Frage, da er vor Ort auf seine Tochter warten möchte, nachdem sie in den Kriegswirren getrennt wurden. Trotz der fast familiären Freundschaft zu einem deutschen Unteroffizier (Thomas Kretschmann, „Ballon“) und der ständigen Bedrohung des kompromisslosen Leutnant Weissman (Tómas Lemarquis, „3 Days to Kill“) entschließt sich Jo, die gefährliche Rettungsmission zu unterstützen.
Kritik: Sir Michael Mopurgo ist ein Star der britischen Jugend-Literatur. Besonders seine Geschichten aus der Sicht junger Leute, die die Gräuel des Zweiten Weltkriegs miterleben mussten, sorgten für seine internationale Bekanntheit. So diente sein Frühwerk „Schicksalsgefährten“ als Grundlage für Spielbergs 2011er-Film „Gefährten“. Das 2009 erschienene Buch „Warten auf Anya“ wurde nun von Jung-Regisseur Ben Cookson verfilmt. Die Geschichte rund um die Zivilcourage eigentlich unbeteiligter Südfranzosen, die sich gegen die Nazis stellten, ist natürlich erzählenswert. Auch der Blickwinkel eines Jungen, der eigentlich keinen persönlichen Grund hätte, die Anwesenheit der deutschen Soldaten negativ wahrzunehmen, wirkt interessant. Leider krankt es bei „Nur ein einziges Leben“ an der Umsetzung.
In seinem Aufbau geht der Film derart bedächtig vor, dass kaum eine Entwicklung, geschweige denn die Ernsthaftigkeit der Situation zu spüren ist. Jo redet mit dem netten Großvater über die Arbeit als Schäfer. Jo redet mit dem netten Benjamin über die Gefahren des aktuellen Lebens mit der „falschen“ Religion. Jo redet mit dem netten Unteroffizier über das Beobachten von Vögeln. So dauert es fast 70 Minuten, bis die Handlung ein wenig Fahrt aufnimmt. In seiner Spätphase hat der Film dann zumindest eine erkennbare Aussage und ein paar starke Szenen. Diese werden aber immer wieder durch einen arg melodramatischen Erzählton verwässert. Eine wirklich konstante Stärke sind die wunderbar eingefangenen Landschaften, die dem arg blassen Geschehen gewisse Kino-Qualitäten geben.
Der „Stranger Things“-Darsteller Noah Schnapp punktet als sympathischer Hauptdarsteller, der mit den Einflüssen zwei sehr unterschiedlicher Vaterfiguren umzugehen lernt. Trotz prominenter Namen sind hier keine erinnerungswürdigen Darstellerleistungen zu finden. Weder Frederick Schmidt und Thomas Kretschmann (der eine Groschenheft-Variante seiner Figur aus „Der Pianist“ spielt), noch Jean Reno und Anjelica Huston bekommen hier große Momente spendiert.
Auch wenn der Film sein Herz sicherlich am rechten Fleck trägt, schön bebildert und die Botschaft zeitlos ist, bleibt „Nur ein einziges Leben“ zu brav und zähflüssig, um seiner Thematik gerecht werden zu können.
Der Film ist ab dem 11.03.2021 auf DVD, Blu-ray und digital erhältlich.
2,5 von 5 Punkten
Bild: Auch wenn die Farben manchmal ein bisschen blass wirken, sind Schärfe und Detaildarstellung immer gut. Die tollen Landschaften kommen überzeugend zur Geltung. Kontraste und Schwarzwert wurden ebenfalls recht ordentlich eingestellt. Bis auf leichtes Rauschen sind keine nennenswerten Probleme ins Auge gefallen.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton bieten unauffällige, aber zweckdienliche Kost. Das akustische Zentrum des Films ist eine saubere Dialogwiedergabe, die immer vorhanden ist. Hier und da sorgen ein paar Hintergrundgeräusche und die Musik für etwas räumliche Aktivität. Dabei hätten einige Szenen (z.B. auf dem Marktplatz) gerne etwas voller klingen dürfen.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Bis auf Trailer gibt es kein Bonusmaterial.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 2,5 von 5 Punkten
Quelle: EuroVideo, YouTube
Originaltitel: | Waiting for Anya |
Regie: | Ben Cookson |
Darsteller: | Noah Schnapp, Jean Reno, Thomas Kretschmann |
Genre: | Drama, Kriegsfilm |
Produktionsland/-jahr: | UK/Belgien, 2020 |
Verleih: | EuroVideo |
Länge: | 109 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von EuroVideo
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 11.03.2021
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