Inhalt: Wir haben den 25.02.1964. Das großmäulige Boxtalent Cassius Clay (Eli Goree, „Zeit für Legenden“) erringt im Miami Beach Convention Center vollkommen unerwartet den Titel als neuer Weltmeister im Schwergewicht. Für viele Fans ist das der Auftakt in eine heiße Partynacht. Währenddessen trifft sich Clay im Hampton House Motel mit dem Menschenrechts-Aktivisten Malcolm X (Kingsley Ben-Adir, „Das Gesetz der Familie“), Sänger Sam Cooke (Leslie Odom Jr., „Mord im Orient Express“) und Football-Star Jim Brown (Aldis Hodge, „Der Unsichtbare“). Zwischen den vier erfolgreichen Männern entbrennt eine heiße Diskussion um ihre eigene Zukunft, unterschiedliche Weltbilder und die Möglichkeit, etwas zu bewegen.
Kritik: Seit runden 30 Jahren ist Regina King vor der Kamera aktiv. Vor zwei Jahren gelang ihr mit „Beale Street“, der ihr den Nebendarsteller-Oscar einbrachte, ein Karrieresprung. Nun hat sie erstmals einen Langfilm inszeniert. Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück von Kemp Powers aus dem Jahr 2013 taucht „One Night in Miami“ in das fiktive Treffen von vier dunkelhäutigen Ikonen der 60er-Jahre ein. Auf den ersten Blick lässt der Film Negatives befürchten: Prominente, wild zusammengewürfelte Namen (im Film und hinter der Kamera) sind zwar keine Garantie für gutes Kino, werden aber gerne verwendet, um sich bei verschiedenen Preisjurys anzubiedern. Die ersten 20 Minuten, in denen die Figuren eher hölzern eingeführt werden, bestätigen diese Befürchtungen zunächst.
Mit der Ankunft der Protagonisten bekommt der Film – und das Ausgangsmaterial – die Kurve. „One Night in Miami“ entwickelt interessante und realistische Varianten der prominenten Hauptfiguren, die natürlich das Zentrum des Geschehens sind. Regina King beweist ein gutes Gespür für Tempo, Atmosphäre und Darstellerführung. Die Theateradaption nutzt feurige und pointierte Dialoge, um sich vielseitig und kurzweilig mit zeitlos relevanten Themen auseinanderzusetzen. Dabei läuft der Film nie Gefahr, mit erhobenem Zeigefinger und Klischees zu nerven.
Die Darsteller haben sichtbar Spaß an dem gelieferten Material. Dabei ist vor allem Leslie Odom Jr., dessen Sam Cooke an der Gratwanderung zwischen Karriere und künstlerischem sowie charakterlichem Anspruch verzweifelt, wirklich herausragend. Kingsley Ben-Adir funktioniert als Menschenrechtsaktivist Malcolm X, der trotz vorhandenem Hang zur Selbstgerechtigkeit die Freunde zum Nachdenken bewegt. Eli Goree als Cassius Clay und Aldis Hodge als Jim Brown agieren etwas zurückgenommener, überzeugen aber ebenfalls.
Nach einem Stotterstart liefert Regina King ein sehr gelungenes Regiedebüt. „One Night in Miami“ ist ein hoch interessantes Gedankenexperiment, das seine vorhandenen Inhalte unterhaltsam verpackt und sich vor allem von Darstellerseite durchaus Preischancen ausrechnen darf.
4 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 15.01.2021 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Amazon, YouTube
Originaltitel: | One Night in Miami |
Regie: | Regina King |
Darsteller: | Kingsley Ben-Adir, Eli Goree, Aldis Hodge, Leslie Odom Jr |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2020 |
Verleih: | Amazon |
Länge: | 114 Minuten |
FSK: | tba |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Amazon
Verfasst von Thomas
Zuletzt geändert am 11.01.2021
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