Inhalt: Die gerade volljährigen Jazz (Jeanne Goursaud), Fanta (Jobel Mokonzi), Hajra (Soma Pysall) und Rasaq (Roxana Samadi) sind beste Freundinnen und versuchen, sich auf den Straßen des Problemviertels Berlin-Wedding eine Zukunft aufzubauen. Fehlende finanzielle Mittel, das schwierige Umfeld, Alltags-Rassismus und verkorkste Eltern machen den jungen Frauen aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Als sie dann eher zufällig die ausgeräumte Bude von Drogendealer Pascal (Florian Renner) entdecken und bemerken, dass die Täter ein Paket mit Kokain am Tatort vergessen haben, sehen sie ihre Chance: Sie wollen die Drogen verticken und sich mit dem Erlös ein finanzielles Polster aufbauen. Mit dieser unbedarften Entscheidung bringt sich das Quartett bald in massive Schwierigkeiten.
Kritik: Deutschland und Genre-Unterhaltung passen einfach nicht zusammen – das besagt zumindest ein (nicht ganz aus der Luft gegriffenes) Klischee. Deshalb war die authentische, atmosphärische und rabiate Gangster-Serie „4 Blocks“, die die Showrunner Hanno Hackfort, Bob Konrad und Richard Kropf an den Start schickten, eine umso positivere Überraschung. Mittlerweile hat die Serie nach drei Staffeln die wohlverdiente Rente eingereicht. Das Universum von „4 Blocks“ existiert aber weiter. Mit den selben Showrunnern im Hintergrund hat Regisseur Özgür Yildirim („Nur Gott kann mich richten“), der zuvor bereits acht Episoden des großen Serien-Bruders inszeniert hatte, nun die erste Staffel von „Para – Wir sind King“ an den Start gebracht.
Der Einstieg gelingt nur bedingt. Die etwas einfallslose Prämisse, den Protagonistinnen eine Chance auf Reichtum, die sich schnell als Fluch entpuppt, in den Schoß fallen zu lassen, wiegt zunächst schwer. Trotz griffiger Atmosphäre und glaubwürdiger Figuren ist „Para“ in seiner ersten Folgen sehr konventionell und lässt die dramaturgischen Ecken und Kanten vermissen. Sobald sich die Handlung etwas von dem Fund, der für reichlich Ärger sorgt, distanziert hat, deutet der Serien-Ableger seine Qualitäten deutlicher an. Gerade eine Roadtrip-Folge, die sich voll auf die Freundschaft der vier Hauptfiguren konzentriert und diese durch einige Höhen und Tiefen schickt, zeigt das vorhandene Potenzial von „Para – Wir sind King“.
Ein Lob verdient sich das Casting. Jeanne Goursaud, Jobel Mokonzi, Soma Pysall und Roxana Samadi sind ziemlich frische Gesichter auf der größeren Bühne. Das Quartett harmoniert so gut als Freundinnen, dass man gerne ein paar dramaturgische Stolpersteine verzeiht. Außerdem gelingt es den Hauptdarstellerinnen (und dem Drehbuch), auch individuell interessante und dreidimensionale Charaktere zu entwickeln. Mit dem von David Schütter verkörperten Matthias Keil ist darüber hinaus eine Figur vertreten, die bereits in „4 Blocks“ zu sehen war.
Nach verhaltenem, inhaltlich hölzernen Beginn besinnt sich die erste Staffel von „Para – Wir sind King“ auf ihre Stärken, die ganz klar in Figurenzeichnung und Atmosphäre liegen. So entwickelt sich in der zweiten Hälfte doch noch die unterhaltsame Mischung aus Sozialdrama und Thriller, die (nicht nur wegen ungeklärter Fragen) gerne mit weiteren Staffeln zurückkehren darf.
Die Box ist ab dem 01.07.2021 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Die Serie kommt im erwartet dreckig-atmosphärischen Look mit zumeist kargen, dabei aber realistisch wirkenden Farben. Schärfe und Detaildarstellung sind im Rahmen der Möglichkeiten überzeugend. Kontraste und Schwarzwert verursachen keine großen Probleme. Das bewusst ein bisschen unsaubere Bild offenbart ansonsten keine nennenswerten Schwächen.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton nutzt verlustlos das gegebene Ausgangsmaterial. Im Zentrum stehen natürlich die Dialoge, die immer gut verständlich und klar priorisiert sind. Wenn es die Situation erfordert (Party, Parkhaus), wird teilweise ein kräftiger, räumlicher Sound geboten. Hintergrundgeräusche und Musik wurden sauber abgemischt.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein 12-seitiges Booklet in der Hülle mit kurzen Episoden- und Figuren-Beiträgen, ein Behind-the-Scenes-Featurette (5 Minuten) und „Inside the Episode“-Specials zu allen Folgen (insgesamt 45 Minuten) bieten einen ordentlichen Mehrwert zur Box.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: EyeSeeMovies, YouTube
Originaltitel: | Para - Wir sind King - Staffel 1 |
Regisseur: | Özgür Yildirim |
Schauspieler: | Jeanne Goursaud, Jobel Mokonzi, Soma Pysall, Roxana Samadi |
Genre: | Serie, Thriller, Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2021 |
Verleih: | Eye See Movies |
Länge: | 6 x 50 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Themroc
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 01.07.2021
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