Inhalt: Die Amerikanerin Iris (Julia Goldani Telles, „The Affair“) ist eine hochtalentierte Studentin im Bereich der Neurowissenschaften. Ihre Professoren sagen ihr eine große Zukunft voraus. Nach einem Schicksalsschlag schmeißt die junge Frau aber alles hin und zieht nach London, um für ein ambitioniertes IT-Unternehmen zu arbeiten. Dort forscht sie an einer künstlichen Intelligenz, die die – vor allem sexuellen – Sehnsüchte der Menschen analysieren und verstehen soll. Zu Recherchezwecken heuert sie bei einem hochrangigen Escort-Service als Callgirl und lässt sich von vermögenden Männer für Dates engagieren, die von Abendessen und Unterhaltung bis zur gemeinsamen Nacht alle Aspekte einer romantischen Beziehung abdecken sollen. Was als Experiment beginnt, wird bald zum zentralen Lebensinhalt für Iris.
Kritik: Bereits im Jahr 2009 veröffentlichte Oscar-Preisträger Steven Soderbergh seinen Film „The Girlfriend Experience“. Dort begleitete Ex-Porno-Queen Sasha Grey als Luxus-Callgirl/„Miet-Freundin“ reiche Klienten auf Verabredungen. Im Anthologie-Serien-Format erlebte die Geschichte in den Jahren 2016 (mit Riley Keough) und 2017 (mit Anna Friel) bereits zwei Adaptionen. Unter der leitenden Hand der deutschen Filmemacherin Anja Marquardt, die 2014 mit „She’s Lost Control“ ein vielbeachtetes Regie-Debüt zum Thema therapeutischer Sex gegeben hat, feiert die Serie jetzt ihr Comeback. Dieses dritte Jahr wirkt weit futuristischer als seine Vorgänger. Zwischen den stylisch-kühlen Bürokomplex-Schluchten Londons taucht „The Girlfriend Experience“ in eine Welt von KIs, wissenschaftlichen Diskursen und knisternden Dates ein. Dabei erinnert diese dritte Staffel schon mehr an „Westworld“ als an die eigenen Wurzeln.
In den ersten fünf Episoden (die zwecks Besprechung zur Verfügung gestellt worden sind) zeigt die Serie kaum eine dramaturgische Entwicklung oder einen roten Faden und bleibt auch emotional (bewusst?) recht unzugänglich. Dennoch verfügt das Gezeigte stellenweise über eine ganz eigene Faszination. Zum Teil ist da sicherlich der schicke Look verantwortlich, der aber nicht auf eigenen Füßen steht. Obwohl die Serie öfters Gefahr läuft, sich in prätentiösem Wissenschaftsgerede zu verlieren, bleibt das Geschehen in dieser ersten Hälfte dank einer (auf eigenartige Weise) einnehmenden Atmosphäre auf den Schienen.
Das liegt fast ausschließlich an Julia Goldani Telles in der Hauptrolle. Sie schafft es, ihrer Figur einen regelrecht greifbaren Sexappeal und intellektuell überlegenen Charme zu verpassen. Marquardt gelingt es dazu, die kühle Schönheit ihrer Protagonistin verlockend und nie vulgär einzufangen. Bei dieser One-Woman-Show bleibt für die anderen Darsteller kaum Raum zur Entfaltung. Neben Alexandra Daddario („Sag’s nicht weiter, Liebling“), die in der Rolle der besten Freundin gelegentlich auftaucht, ist Charakterkopf Oliver Masucci („HERRliche Zeiten“), der einen prominenten Klienten von Iris verkörpert, sicherlich der (bis zu diesem Zeitpunkt) bekannteste Name im Cast der Serie.
In dieser ersten Hälfte wirkt Staffel 3 von „The Girlfriend Experience“ etwas zu distanziert und ziellos. Die tolle Julia Goldani Telles, eine immer vorhandene Atmosphäre und der stilistisch hochwertige Look machen das Gezeigte – gerade für ein experimentierfreudiges Publikum – trotz aller Eigenarten durchaus empfehlenswert.
3 von 5 Punkten
Die Serie ist aktuell bei MGM+ über Prime Video Channels und Apple TV verfügbar.
Quelle: Starzplay, YouTube
The Girlfriend Experience Staffel 3
Originaltitel: | The Girlfriend Experience Season 3 |
Showrunner: | Anja Marquardt |
Schauspieler: | Julia Goldani Telles, Alexandra Daddario, Oliver Masucci |
Genre: | Serie, Drama, Erotik |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2021 |
Verleih: | Starzplay |
Länge: | 10 x 27 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Starzplay
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 28.04.2021
Review: The Girlfriend Experience Staffel 3 (Starzplay)