Inhalt: Ende der 1990er-Jahre ist der junge Vater Robert Bilott (Mark Ruffalo, „Avengers Endgame“) gerade zum Partner seiner Anwaltskanzlei aufgestiegen, als ihn der Landwirt Wilbur Tennant (Bill Camp, „Skin“) um Hilfe bittet. Der ist davon überzeugt, dass das ortsansässige Werk des DuPont-Chemiekonzerns seine Tiere und sein Land mit ihrem Müll vergiftet. Nachdem Bilott zunächst an der Sinnhaftigkeit des Falls zweifelt, überzeugt ihn der schockierende Zustand der Farm, genauer zu recherchieren. Die Ergebnisse, auf die er stößt, reichen weit über die Grenzen von Tennants Grundstück hinaus. Mit der Unterstützung von seinem Vorgesetzten Tom Terp (Tim Robbins, „Castle Rock“) stürzt er sich in einen Fall, der seine Karriere und die Ehe zu seiner Frau Sarah (Anne Hathaway, „Im Netz der Versuchung“) gefährdet, bald aber immer mehr Unterstützer findet.
Kritik: PFOA (Perfluoroctansäure) ist eine künstlich hergestellte Substanz, die Wasser sowie Öl abweist und unter anderem zur Herstellung von Teflon-Pfannen und Outdoor-Kleidung verwendet wird. Die Chemikalie ist krebserregend, kann von der Umwelt nicht abgebaut werden und befindet sich in kleinen Dosen im Körper fast aller Menschen und Tiere. Aktuell kämpft man in Europa darum, die sogenannten „Forever Chemicals“ möglichst zu verbieten. Ob diese Informationen ohne den Einsatz des echten Robert Bilott heutzutage frei zugänglich wären, darf bezweifelt werden. Den fast zwei Jahrzehnte andauernden Kampf des Anwalts gegen einen Chemie-Giganten hat Regisseur Todd Haynes („Carol“) in seinem neuen Film genauer unter die Lupe genommen. Herausgekommen ist ein packendes Thriller-Drama, das sich die zu oft bemühte Kennzeichnung als „wichtiges Kino“ redlich verdient.
Basierend auf dem Zeitungsartikel „The Lawyer Who Became DuPont’s Worst Nightmare“ von Nathaniel Rich entwickelt sich ein herausragend strukturierter und recherchierter Film, der nicht nur wegen seines starken Drehbuchs unter die Haut geht. Aus dem Blickwinkel eines Protagonisten, für den der Kampf gegen dieses bestehende Unrecht zur persönlichen Besessenheit wird, wird ein potenziell eher zähes Thema ebenso spannend wie nachvollziehbar aufbereitet und liefert dabei unaufdringlich einen inhaltlichen Mehrwert. Während der Zuschauer zum Experten in eigener Sache wird und sich die jeweilige Wut im Bauch gehörig steigert, ist „Vergiftete Wahrheit“ ausgesprochen unterhaltsam und nahbar erzählt.
Zusätzlich kann sich der Film auf einen exzellenten Cast verlassen. Mark Ruffalo zeigt als sympathischer Vater und Anwalt, für den sein Fall zum Lebensmittelpunkt wird, was er für ein außergewöhnlicher Schauspieler ist. An seiner Seite zeigt Bill Camp als raubeiniger Landwirt, der dem Chemie-Riesen den Krieg erklärt, dass er jeden Film ein Stück besser machen kann. Auch Anne Hathaway als Ehefrau von Bilott, die das Familienleben im Alleingang am Laufen halten muss und Tim Robbins, der den realistisch-integren Vorgesetzten des Protagonisten spielt, passen sich dem allgemein hohen Niveau an.
„Vergiftete Wahrheit“ ist ein Film, dessen Zielpublikum eigentlich jeder potenzielle Kinogänger sein sollte. Es gelingt, schwere und bedeutende Inhalte zu einem angenehm unprätentiösen, dabei aber durchweg fesselnden Thriller umzusetzen, der in allen Belangen Kino der Spitzenklasse bietet.
4,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 12.02.2021 auf DVD, Blu-ray und digital erhältlich.
Quelle: Tobis Film, LeinwandreporterTV, YouTube
Vergiftete Wahrheit
Originaltitel: | Dark Waters |
Regie: | Todd Haynes |
Schauspieler: | Mark Ruffalo, Anne Hathaway, Tim Robbins |
Genre: | Drama, Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2019 |
Verleih: | Tobis Film |
Länge: | 126 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Kinostart: | 08.10.2020 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Tobis Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 12.02.2021
Review: Vergiftete Wahrheit (Kino)