So, gerade noch einmal einen Blick auf meine Jahreslisten 2020 geworfen, wo ich sehr freudig in Richtung der Normalität des Jahres 2021 geblickt habe. Es sollte ein wenig anders kommen. Knappe 12 Monate später sitze ich jetzt hier und blicke auf ein Jahr zurück, in dem ich aufgrund beruflicher und privater Verpflichtungen, aber natürlich auch wegen des allumfassenden Themas mit dem C, weit weniger Kinobesuche und heimische Filmabende unterbringen konnte, als ich eigentlich geplant hatte. Dennoch gab es eine ganze Reihe von filmischen Erlebnissen, die auf ihre Art haften geblieben sind. Hier meine (rein subjektive) Liste der Werke 2021, die mich besonders begeistert haben (und eine Sondererwähnung für den bizarren „Capone“, der sich eigentlich jeder Einordnung entzieht):
10. Wrong Turn – The Foundation: Als Freund der beiden großen Slasherphasen bin ich eigentlich schon länger von den uninspirierten Remakes/Reboots all der altbekannten Genre-Killer mehr genervt als begeistert. Da war es eine mehr als angenehme Überraschung, dass sich die Originalmacher des unterhaltsamen, aber keinesfalls innovativen „Wrong Turn“ eine rabiate, spannende Neuauflage überlegt haben, die eigene Wege geht, ohne den Ton des Namensgebers zu verfehlen. Gerne mehr davon.
9. Niemand ist bei den Kälbern: Auch wenn der Film erst im kommenden Jahr (Stand jetzt: 20.01.22) in die Kinos kommt, war dieser Beitrag vom Film Festival Cologne eine meiner größten Positiv-Überraschungen 2021. Was sich liest wie zähe, einheimische Dramakost, entpuppt sich als wundervoll bebilderte Milieustudie, in der die atemberaubende Hauptdarstellerin Saskia Rosendahl eine Leistung von internationalem Topkaliber liefert.
8. The Last Duel: Auch wenn Regie-Legende Ridley Scott zuletzt hauptsächlich in seiner Lieblingsrolle des grantigen Opas auf sich aufmerksam machte, ist er immer noch ein sehr guter Filmemacher. „The Last Duel“ ist ungewöhnliches, klug strukturiertes Kino, das weit über „MeToo im Mittelalter“ hinaus geht und mit starken Darstellerleistungen um den fantastischen Shootingstar Jodie Comer im Kopf bleibt.
7. Malignant: Die Rückkehr von „Saw“- und „Conjuring“-Macher James Wan in den Horrorbereich war für Genrefans (wie meine Wenigkeit) sicherlich eines der meist erwarteten Filmereignisse 2021. Selbst wenn der Regisseur hier nicht zur Bestform aufläuft, ist „Malignant“ kompletter Horrorirrsinn der alten Schule, der spätestens mit seiner hemmungslosen Schlussphase zum unverzichtbaren Spaß für Liebhaber wird.
6. Freaky: Der zunächst wunderbar „Freaky Friday the 13th“ betitelte Film mixt Körpertausch-Komödie und Slasher-Horror. Das Team um Christopher Landon findet eine überraschend homogene Mischung von leichtgewichtigem Humor und blutigem Spannungskino. Gepaart mit den Auftritten der vor Spielspaß sprühenden Vince Vaughn und Kathryn Newton ist so der vielleicht kurzweiligste Film des Jahres entstanden.
5. CODA: Das von Apple für eine Rekordsumme gekaufte Remake der französischen Tragikomödie „Verstehen Sie die Béliers?“ ist genau der richtige Film zur richtigen Zeit gewesen. Die von jedem Kitsch befreite Feelgood-Dramödie liefert Herz, Humor und das richtige Maß an Emotionen. Darüber hinaus zeigt Hauptdarstellerin Emilia Jones einen der bemerkenswertesten Schauspiel-Auftritte des Jahres.
4. The Dissident: Die bestialische Ermordung des Star-Journalisten Jamal Khashoggi in der saudi-arabischen Botschaft in Istanbul ging eine Zeit groß durch die Medien. Oscar-Gewinner Bryan Fogel ist auf die Hintergründe der schrecklichen Geschehnisse eingegangen und zeigt mit „The Dissident“ einen herausragend recherchierten und erzählten Polit-Thriller, der sich problemlos auf einem Level mit Ausnahmewerken wie „Citizenfour“ bewegt.
3. Nobody: „John Wick“ mit Bob „Saul Goodman“ Odenkirk? Das hört sich nach einer spaßigen Parodie an. Tatsächlich ist „Nobody“ knallharte und komplett ernste Actionkost, für die der Hauptdarsteller zwei Jahre Vorbereitungszeit investiert hat. Schlussendlich ist der kompromisslose Film ein in seiner Geradlinigkeit beeindruckender, durchweg runder, an Unterhaltungswert kaum zu überbietender Genrebeitrag, der sich einen Ehrenpreis als aufrichtig coolster Film des Jahres verdient.
2. The Father: Es ist schon einige Monate her, dass Florian Zellers Adaption seines gleichnamigen Theaterstücks bei den Oscars ausgezeichnet wurde. „The Father“ liefert einen berührenden und nie dagewesenen Einblick in das Seelenleben eines Demenzkranken. Dieser kluge und abseits jeder Rührseligkeit erzählte Film bringt auch dank einer Reihe sensationeller Darstellerleistungen alle Zutaten zum Klassiker mit.
1. In the Heights: Ja, ich bin ein großer Fan von Lin-Manuel Mirandas Musical-Meilenstein „Hamilton“ und habe mich sehr auf die Verfilmung seines Debüt-Werks gefreut. Das Endergebnis hätte aber kaum idealer ausfallen können. Die mit Witz und Sozialkritik gespickten und aus einer gesunden Mischung aus lateinamerikanischen Klängen und Hip-Hop bestehenden Songs werden perfekt von toll eingefangenen Bildern und Choreographien sowie einem starken Cast um Miranda-Protegé Anthony Ramos untermalt. So ist „In the Heights“ einer der schönsten Sommerfilme seit langer Zeit und mein persönlicher Film des Jahres.
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 21.12.2021
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