Inhalt: Jackson Maine (Bradley Cooper, „Limitless“) ist ein absoluter Superstar der Rock- und Countryszene. Nach einem gefeierten Konzert möchte er eigentlich nur in einer Eckbar einen Absacker trinken. Doch dann betritt die Kellnerin Ally (Lady Gaga, „Sin City 2 – A Dame To Kill For“) auf einmal die Bühne und singt eine Cover-Version von dem Chanson-Klassiker „La vie en rose“. Jackson ist sofort begeistert von der stimmgewaltigen und sympathischen Frau und zieht später mit ihr gemeinsam durch die nächtlichen Straßen der Stadt. Kurz darauf lädt der Star die Kellnerin zu einem seiner Auftritte auf die Bühne ein, was diese nur widerwillig annimmt. Schnell wird sie zu einer Internetsensation und auch privat kommen Ally und Jackson sich immer näher. Kurze Zeit danach bekommt sie die Möglichkeit, ein eigenes Album aufzunehmen. Währenddessen ist die Karriere von Jackson auf dem absteigenden Ast, was dieser mit Alkohol kompensiert. So geraten die beiden auf Konfrontationskurs.
Kritik: „Diese Geschichte ist so alt wie das Kino“ ist in vielen Fällen eine bewährte Floskel. Selten ist sie aber so nah an der Wahrheit wie bei „A Star Is Born“. So stammt die Originalfassung „Ein Stern geht auf“ mit Janet Gaynor und Fredric March, die bereits lose auf dem 1932er-Film „What Price Hollywood?“ basiert, aus dem Jahr 1937. 1954 folgte dann das Remake „Ein neuer Stern am Himmel“ mit Judy Garland und James Mason, was 1976 von der Neuauflage „A Star Is Born“ mit Barbara Streisand und Kris Kristofferson gefolgt wurde. Nach der Jahrtausendwende folgten zahlreiche erneute Remake-Pläne, bei denen Namen wie Beyoncé, Jennifer Lopez, Will Smith und Clint Eastwood ins Spiel gebracht wurden, aber schlussendlich keine Zusammenarbeit erreichen konnten. In den vergangenen Jahren ging dann der Stern von Bradley Cooper auf, der unter anderem zwischen 2013 und 2015 drei Mal für einen Darsteller-Oscar nominiert wurde.
Für seine erste Regie-Arbeit hat er es sich zur Aufgabe gemacht, „A Star Is Born“ ins neue Jahrtausend zu bringen. Auch wenn dramaturgisch natürlich keine irrsinnigen Innovationen zu erwarten sind, ist sein Erstlingswerk ausgesprochen gut gelungen. Schon das erste Aufeinandertreffen der beiden ist ein fantastischer Moment. Die Mischung der stimmungsvollen Bilder in der Bar, in der sich Jackson unter begeisterten Drag-Queens platziert und dem von Lady Gaga ausgesprochen gefühlvoll vorgetragenen Édith Piaf-Cover, setzt die Segel für hochemotionales Hollywood-Kino. In der folgenden Nacht, in der die beiden Protagonisten durch die Stadt schweifen, diskutieren und singen, sprühen regelrecht die Funken, ohne einen Anflug von Kitsch aufkommen zu lassen.
Cooper findet eine wunderbare Mischung von der „vom Tellerwäscher zum Millionär“-Geschichte, einer nachvollziehbaren und herzlichen Romanze und starker, ehrlicher Musik. Während die Ausnahmestimme von Lady Gaga hinlänglich bekannt ist, überrascht auch Bradley Cooper als sehr patenter Country-Rocker. In der zweiten Hälfte dürften einige Zuschauer nach dem bewusst langsamen – aber nie langatmigen – Einstieg das Gefühl haben, dass sich die Ereignisse ein wenig überschlagen. So steigern sich Allys Popstar-Karriere und Jacksons Alkoholismus mit einem ziemlich rapiden Tempo – was bei jetzt schon 136 Minuten Spielzeit aber wohl auch unumgänglich war. Der Umgang mit der Alkoholsucht von Jackson verläuft filmisch relativ unspektakulär, auch wenn der Film während der Grammys einen schmerzhaft denkwürdigen Moment hat.
Neben der Musik werden wohl vor allem die Darsteller dafür sorgen, dass der Film durchaus beachtliche Preischancen hat. Bradley Cooper zeigt sich schauspielerisch auf der Höhe seines Könnens. Mit einer vom Alkohol gegerbten Stimme entwickelt er zwischen coolem Rockstar, heruntergekommenem Trinker und liebendem Mann eine hochinteressante und berührende Figur. Lady Gaga hat bereits bei „American Horror Story“ unter Beweis gestellt, dass sie auch als Schauspielerin Talent hat. Während sie die Gesangsparts und die für sie ziemlich nachvollziehbaren Handlungselemente als Popstar erwartet souverän löst, ist sie gerade in den ruhigeren Momenten als Familienmensch besonders stark. Diese Rolle sollte der Startschuss für eine größere Leinwand-Karriere sein. In den Neben-Parts setzt Cooper auf Charakterköpfe. Cowboy-Archetyp Sam Elliott ist als Unterstützer und Vertrauter von Jackson Maine erwartet gut. Auch Komiker Dave Chapelle hat als bester Kumpel einen gelungenen Auftritt im ungewohnt ernsten Metier. Das vielleicht größte Kuriosum dürfte die Besetzung von Comedian/Skandalnudel Andrew Dice Clay als Vater von Ally gewesen sein. Aber auch er zeigt einen aufrichtigen und überzeugenden Auftritt.
Selbst wenn der Film nach seiner tollen Startphase ein wenig Luft verliert und das erzählerische Rad nur bedingt neu erfindet, zeigt sich Bradley Cooper als begabter Filmemacher. Mit eindrucksvoller Musik, tollen Darstellerleistungen und sehr viel Feingefühl wird aus „A Star Is Born“ hochwertiges Kino für das Herz.
4 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 01.10.2022 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Warner Bros, LeinwandreporterTV, YouTube
A Star Is Born
Originaltitel: | A Star Is Born |
Regie: | Bradley Cooper |
Darsteller: | Bradley Cooper, Lady Gaga, Sam Elliot, Dave Chapelle |
Genre: | Drama, Musikfilm |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | Warner Bros Pictures |
Länge: | 136 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 04.10.2018 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Warner Bros Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 01.20.2022
Review: A Star Is Born