Inhalt: Der Erste Weltkrieg ist bereits in seiner späten Phase, als sich der Teenager Paul (Felix Kammerer) und seine Kumpels freiwillig für den Militärdienst melden. Zwischen Übermotivation, Heldenmut und Patriotismus fahren die Soldaten an die Westfront, wo jegliche Hoffnungen bald im Keim erstickt werden. Mit Hilfe des älteren Kameraden Stanislaus (Albrecht Schuch, „Lieber Thomas“) gewöhnt sich Paul langsam an ein Leben in den schlammigen Schützengräben, wo Tod und Gewalt zum Alltag gehören. Trotz großer Verluste ist keine Bewegung in Sicht. Während Matthias Erzberger (Daniel Brühl, „Rush – Alles für den Sieg“) mit den Franzosen um ein Ende des Kriegs verhandelt, versucht der an der Front ansässige General Friedrichs (Devid Striesow), um jeden Preis für einen deutschen Sieg zu sorgen.
Kritik: Im Jahr 1928 veröffentlichte Erich Maria Remarque seinen Antikriegs-Roman „Im Westen nichts Neues“, der sich bald zu einem festen Bestandteil der Weltliteratur entwickelte. Nur zwei Jahre darauf realisierte Lewis Milestone eine unfassbar aufwändige Verfilmung des Stoffes, die unter anderem mit Oscars für „Bester Film“ sowie „Beste Regie“ ausgezeichnet wurde und bis heute als Meisterwerk gilt. Es gab immer mal wieder neue Anläufe, wie z.B. den preisgekrönten TV-Film von Delbert Mann aus dem Jahr 1979, die aber nicht an dieses Original herankamen. Dementsprechend groß waren die Fußstapfen, die das Team um Regisseur Edward Berger („Deutschland 83“) zu füllen hatte.
Für sich genommen ist „Im Westen nichts Neues“ in dieser 2022er-Variante ein wirklich guter Film. Dabei darf als sicher gelten, dass die Wucht der Atmosphäre auf der Leinwand weit besser transportiert wird, als es in der späteren Streaming-Auswertung der Fall sein dürfte. In kühlen, teils ultrabrutalen Bildern fängt diese Neuauflage den Schrecken und die Sinnlosigkeit des Krieges ein. Der Film geht an keiner Stelle Kompromisse ein und versucht erst gar nicht, subtil zu wirken. Dabei nehmen sich die Macher bei der Adaption der Vorlage Freiheiten, die sicherlich bei manchen Zuschauern anecken werden. Auch das bewusst etwas träge Tempo der Geschichte, das zu den Erlebnissen der Protagonisten passt, verlangt den Zuschauern ein paar Nerven ab.
Schauspielerisch bedient sich „Im Westen nichts Neues“ im oberen Regal. Dabei ist es vor allem beeindruckend, wie gut der Debütant Felix Kammerer das Geschehen im Kriegsepos trägt. An seiner Seite ist es vor allem an Charakter-Allzweckwaffe Albrecht Schuch, der als erfahrener, aber simpel gestrickter Stanislaus stets an Pauls Seite steht. Edin Hasanovic und Aaron Hilmer als Soldaten aus der Haupt-Clique, Daniel Brühl als (neu eingeführter Charakter und) um Diplomatie bemühter Matthias Erzberger und Devid Striesow als gnadenlos sturer General Friedrichs sind nur die bekanntesten Namen im Feld.
Selbst wenn nicht ganz die Ausnahmeklasse von aktuellen Groß-Produktionen wie „1917“ und „Dunkirk“ oder Klassikern wie „Die Brücke“ erreicht wird, bewegt sich der Film doch merklich auf dem gleichen Spielfeld wie die Genannten – wobei leider ein paar Alleinstellungsmerkmale fehlen. Dennoch ist es mit „Im Westen nichts Neues“ gelungen, einen absoluten Anti-Kriegs-Klassiker für eine neue Generation aufzuarbeiten und optisch wie inhaltlich über große Teile eindringliches Kino zu bieten.
3,5 von 5 Punkten
Ab dem 28.10.2022 ist der Film bei Netflix im Programm.
Quelle: Netflix, YouTube
Originaltitel: | Im Westen nichts Neues |
Regie: | Edward Berger |
Darsteller: | Felix Kammerer, Albrecht Schuch, Aaron Hilmer |
Genre: | Drama, Kriegsfilm |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2022 |
Verleih: | Netflix |
Länge: | 147 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 29.09.2022 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Netflix
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