Review: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Das Hauptplakat von "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" (© 2017 Twentieth Century Fox)

Das Hauptplakat von “Three Billboards Outside Ebbing, Missouri” (© 2017 Twentieth Century Fox)

Inhalt: Vor sieben Monaten ereignete sich kurz vor dem beschaulichen Kaff Ebbing, Missouri ein schreckliches Verbrechen: Die Teenagerin Angela Hayes (Kathryn Newton, „Halt And Catch Fire“) wurde vergewaltigt und ermordet. Da die verbitterte Mutter Mildred (Frances McDormand, „Hail, Caesar!“) nicht mehr daran glaubt, dass die Polizei um Sheriff Willoughby (Woody Harrelson, „Planet der Affen – Survival“) wirklich ermittelt, kommt sie auf die ungewöhnliche Idee, drei Werbetafeln im Dorf anzumieten. Dort prangert sie die Versäumnisse der Gesetzeshüter an. Damit zieht sie sich den Zorn von Polizei, Gesetzeshütern und sogar von ihrem eigenen Sohn Robbie (Lucas Hedges, „Manchester by the Sea“) zu, der eigentlich nur seine Leben weiterleben möchte. Trotz übelster Anfeindungen und Drohungen sowie der Tatsache, dass Willoughby mit einer Krebserkrankung kämpft, lässt sich Mildred nicht von ihrem Weg abbringen. Das ruft vor allem Officer Dixon (Sam Rockwell, „Mr. Right“), ein rassistisches und brutales Muttersöhnchen, auf den Plan. Es scheint nur eine Frage der Zeit, bis die Situation im Dorf ausartet.

Kritik: Der Autor und Regisseur Martin McDonagh hat bislang zwar keine sonderlich produktive, aber dafür eine umso bemerkenswertere Karriere hingelegt. Nach seinem Kurzfilm-Oscar für „Six Shooter“ lieferte er 2008 mit „Brügge sehen… und sterben“ ein sensationelles Langfilm-Debüt, das längst Kultstatus erreicht hat. 2012 gelang ihm dann mit dem rabiat-skurrilen „7 Psychos“ ein würdiges zweites Werk. Nun scheint ihm – trotz des äußerst sperrigen Titels „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ – der ganz große Wurf gelungen zu sein. Zum einen sieht das Publikum hier einen zornigen und zutiefst ehrlichen Film, in dem gleich mehrere Charaktere mit ihren harten Einzelschicksalen umgehen müssen. Darüber hinaus ist mit der Tragikomödie ein aufrichtig witzigste Werk entstanden. Lakonisch-bissige Dialoge, die von großartig geschriebenen Figuren vorgetragen werden, sind das Herz dieses außergewöhnlichen Films.

Mildred rasselt mit Officer Dixon zusammen (© 2017 Twentieth Century Fox)

Mildred rasselt mit Officer Dixon zusammen (© 2017 Twentieth Century Fox)

McDonagh scheut sich nicht, gleich in mehrere Richtungen zu provozieren und geht mit seiner Geschichte dorthin, wo es weh tut. Abseits von Political Correctness entsteht sich eine zutiefst faszinierende Welt, in der sich längst nicht alles so entwickelt, wie es das Publikum erwarten dürfte. Dazu wurden die Charaktere sensationell gut besetzt. Frances McDormand gehört zweifelsohne zu den besten Schauspielerinnen ihrer Generation. Nachdem sie in den vergangenen Jahren vermehrt in kleinen Rollen zu sehen war, liefert sie hier mal wieder einen vielschichtigen und absolut preisverdächtigen Part in der Hauptrolle. Voller Wut und sarkastischem Humor, dabei aber immer zutiefst menschlich, ist ihre Mildred eine denkwürdige Protagonistin. Auch Woody Harrelson, der den schwer kranken und scheinbar amtsmüden Sheriff spielt, präsentiert sich in Topverfassung und ist in keine Schublade einzuordnen. Der heimliche Star des Film ist aber Sam Rockwell, der als (auf den ersten Blick) tumb-rassistischer Officer Dixon einen Sensationsauftritt hinlegt.

Bei Familie Hayes herrscht nicht mehr sonderlich oft Harmonie (© 2017 Twentieth Century Fox)

Bei Familie Hayes herrscht nicht mehr sonderlich oft Harmonie (© 2017 Twentieth Century Fox)

Auch die Nebendarsteller, die in vielen Filmen leicht als Gimmick verkommen würden, sind hier durch die Bank weg erstklassig. Lucas Hedges zeigt hier als nervlich gequälter Sohn von Mildred, dass er zu den Top-Talenten in Hollywood gehört. Caleb Landry Jones („Get Out“), der als gutmütiger Werbetafel-Vermieter zwischen die Fronten gerät, zeigt auch einen klasse Part. Auch Peter Dinklage („Game of Thrones“) bekommt mehrere Szenen spendiert, die seinen Auftritt mehr als lohnend machen. John Hawkes („Everest“) gelingt es, in wenigen Sequenzen als Ex-Mann von Mildred einen komplexen Charakter zu entwickeln. Samara Weaving darf Robbies Stiefmutter in spe einen tollen Comic Relief geben. Auch weitere Charakterdarsteller wie Abbie Cornish („Die Vorsehung – Solace“), Clarke Peters („The Wire“) und Zejko Ivanek („Oz – Hölle hinter Gittern“) sorgen dafür, dass „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ neben all seinen anderen Stärken ein perfekter Ensemblefilm ist.

Mit diesem Werk sollte sich Martin McDonagh dauerhaft unter den ganz großen Filmemachern etabliert haben. Laute Lacher, die dem Publikum kurz danach im Hals stecken bleiben, sind eine Konstante in diesem Filmereignis. Mit einer atemberaubenden Sicherheit für den richtigen Ton entwickelt sich aus „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ eine komplexe, tieftraurige und urkomische Tragikomödie, die das Zeug zum Evergreen hat.

5 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 28.01.2022 im Programm von Disney+ zu sehen.


Quelle: Twentieth Century Fox, Leinwandreporter TV, YouTube

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Originaltitel:Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Regie:Martin McDonagh
Darsteller:Frances McDormand, Woody Harrelson, Sam Rockwell, Abbie Cornish, Lucas Hedges
Genre:Drama, Komödie
Produktionsland/-jahr:USA, 2017
Verleih:Twentieth Century Fox
Länge: 116 MinutenFSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 25.01.2018

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Twentieth Century Fox

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 28.01.2022
Review: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (Kino)

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