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Review: American Sniper

Das Kinoplakat von “American Sniper” (Quelle: Warner Bros Pictures Germany)

Inhalt: Der Texaner Chris Kyle (Bradley Cooper, „Serena“) ist Farmer, Rodeo-Reiter und ansonsten ein absoluter Durchschnittskerl. Als Navy SEAL will er groß Karriere machen, wovon seine Freundin Taya (Sienna Miller, „Foxcatcher“) alles andere als angetan ist. Nach dem 11.09.2001 geht der inzwischen verheiratete Chris in den Irak, wo er als Scharfschütze zum Einsatz kommt. Schnell erarbeitet er sich unter den Kollegen wegen seiner Treffsicherheit Heldenstatus. Während er sich in seinen vier Fronteinsätzen zum tödlichsten Scharfschützen der US-Militär-Geschichte entwickelt, bekommt er in der Heimat immer mehr Probleme, in den Alltag zurück zu finden.

Hintergrund: Der reale Chris Kyle wurde mit bestätigten 160 getöteten gegnerischen Kämpfern zur Army-Legende. Die Biografie Kyles „Sniper: 160 tödliche Treffer – Der beste Scharfschütze des US-Militärs packt aus“ diente als Vorlage für das Drehbuch.

Drehbuch: Jason Hall, der bislang nur die nicht gerade denkwürdigen „Toy Boy“ und „Paranoia“ geschrieben hatte, wurde mit der Adaption des Stoffes für das Kino betraut. So konnte er sich eine Oscar- und eine BAFTA-Nominierung sichern, was wegen der intensiven Figurenzeichnung durchaus nachzuvollziehen ist. Allerdings leidet sein Skript wie der komplette Film unter dem verklärenden Patriotismus, mit dem die Geschichte erzählt wird. Die Amerikaner sind gut, die Irakis sind böse und die Probleme der Heimkehrer sind eher temporär. Obwohl der Film (bis auf eine Ausnahme) keine Heldenverehrung Kyles betreibt, bleibt so ein saurer Beigeschmack.

 

Auf seiner Hochzeit ist das Leben noch in Ordnung (Quelle: Warner Bros Pictures Germany)

Regie: Für diesen konservativ-amerikanischen Film war zunächst Steven Spielberg eingeplant gewesen, dessen letzter Film „Lincoln“ schon aus ähnlichen Gründen (berechtigterweise) umstritten war. Als er das Projekt verließ, übernahm der inzwischen 84 Jahre alte Clint Eastwood – nebenbei eingefleischter Republikaner – die Regie. Seine Inszenierung schwankt zwischen intensiver Charakterstudie und Militärpropaganda, die die oben genannten Drehbuchprobleme noch unterstreicht. Die ersten Kampfszenen, ein Fernduell des Protagonisten mit einem irakischen Scharfschützen und die familiären Probleme sind wirklich gut inszeniert. Wie heroisch aber die durchweg positiv besetzen amerikanischen Soldaten den durchweg hinterhältigen Irakis gegenübergestellt werden und wie das Thema der fehlenden Behandlung von traumatisierten Soldaten zurück in der Heimat links liegen gelassen wird, grenzt an eine Unverschämtheit.

Schon bald fühlt sich Chris nur noch bei seinem Team richtig heimisch (Quelle: Warner Bros Pictures Germany)

Look: Die Kameraarbeit von Routinier Tom Stern ist ziemlich stark. Er fängt die Emotionen und Gefühle Kyles immer gut ein und zeigt in Zusammenarbeit mit einem ordentlichen Schnitt, wie die Gräuel des Krieges im Irak und auch in den USA ihre Auswirkungen haben.

Cooper und Miller begeistern abseits vom politischen Ton

Schauspieler: Im Vorfeld wurde Bradley Coopers Auftritt, der für die Rolle satte 50 Pfund zulegte, schon als der beste Auftritt seiner Laufbahn angekündigt. Ob er hier wirklich noch besser als in „Silver Linings“ist, darf diskutiert werden. Dennoch sind alle Preisnominierungen in jedem Fall berechtigt. Wie nuanciert und vielseitig er die „Legende“ und „Kampfmaschine“ Chris Kyle anlegt, ist bewundernswert. Ihm gelingt es, den ideologisch leicht verblendeten Patrioten, loyalen Freund, liebenden Vater und verbitterten Kriegsheimkehrer hervorragend unter einen Hut zu bringen. Das die psychopathischen Züge, die an Kyle bekannt waren, nicht auf die Leinwand kommen, liegt nicht an Cooper. Da ist es schon fast ein wenig unfair, wie wenig die starke Leistung von Sienna Miller gewürdigt wurde, die erst nach den Absagen von Kate Mara und Evangeline Lilly die Rolle bekam. Als Ehefrau Kyles muss ihre Taya die Familie zusammenhalten und sich immer mehr um den emotional verkrüppelten Chris kümmern. Mit welcher Hingabe Miller hier auftritt, gehört zu den Höhepunkten von „American Sniper“.

Auch Beerdigungen gehören zum Leben von Chris (Quelle: Warner Bros Pictures Germany)

Unterhaltungswert/Spannung: In den ersten Einsätzen des Protagonisten ist der Film noch wirklich spannend. Im weiteren Verlauf beginnt der – mit 132 Minuten etwas zu lange – Film sich dann doch merklich zu ziehen.

Drama: Als Charakterstudie nimmt „American Sniper“ streckenweise beklemmende Züge an. Die Auswirkungen des Krieges auf das Einzelschicksal sind, außerhalb des Kontextes, überzeugend inszeniert.

Humor: Ein paar flapsige Sprüche unter den Soldaten bleiben die einzigen Humorelemente im Film.

Liebe/Romantik: Die Entwicklung der Beziehung von Chris und Taya muss hier ausreichen.

Fazit: „American Sniper“ macht es einem schwer. Handwerklich gut inszeniert, mit zwei hervorragenden Schauspielern besetzt und streckenweise packend, ist Eastwoods neuestes Werk dennoch kein wirklich guter Film. Wenn Kyle vom 11.09.2001 zu seiner Militärkarriere inspiriert wird, ist das unfreiwillig komisch. Wenn Soldaten in einem Fahnenmeer als Helden verehrt werden, ist das merkwürdig. Wenn zwei Parteien in einem Krieg so unausgewogen und parteiisch dargestellt werden, dass es bei einem immer noch schwelenden Konflikt Öl ins Feuer gießt, ist das äußerst bedenklich. So bleibt der Film einfach zu unkritisch, um das eigentliche Potenzial der Geschichte zu nutzen.

2,5 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 09.04.2024 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.


Quelle: Warner Bros Pictures Germany, Leinwandreporter TV, YouTube

American Sniper

Originaltitel:American Sniper
Regie:Clint Eastwood
Darsteller:Bradley Cooper, Sienna Miller, Luke Grimes
Genre:Kriegsdrama, Biografie
Produktionsland/-jahr:USA, 2014
Kinostart:26.02.2015
Verleih:Warner Bros Pictures
Länge:132 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 09.04.2024
Review: American Sniper (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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