Review: Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis

Das Plakat von "Nightcrawler" (Quelle: Concorde Film)

Das Plakat von “Nightcrawler” (Quelle: Concorde Film)

Inhalt: Mittlerweile hat sich Louis Bloom (Jake Gyllenhaal, „Source Code“) als Überlebenskünstler eingerichtet. Mit Gelegenheits-Diebstählen hält er sich über Wasser und sucht händeringend nach einem Job. Als er eines Abends den Unfall-Reporter Joe (Bill Paxton, „Edge of Tomorrow“) bei der Arbeit beobachtet, sieht er seine eigene Zukunft. Er besorgt sich eine kleine Kamera und einen Polizei-Scanner und klappert erfolglos einige Tatorte ab, bis er durch eine dreiste Aktion das erste starke Material erhält. Der wortgewandte Louis verkauft seine Aufnahmen an Nina (Rene Russo, „Thor“), die Programmchefin eines kleinen Nachrichtensenders. Schon bald wird Louis immer besser und erfolgreicher, weswegen er sich mit Rick (Riz Ahmed, „Four Lions“) einen Praktikanten gönnt. Um die Storys immer weiter in der Sensationsskala zu steigern, fallen nach und nach mehr ethische und moralische Grenzen. Mit einem Raubüberfall, den Louis eher zufällig beobachtet, sieht er die Möglichkeit, sich endgültig in der Branche zu etablieren.

Kritik: Auch wenn „Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis“ der Regie-Erstling von Dan Gilroy ist, bedeutet das bei weitem nicht, dass der jüngere Bruder von Tony Gilroy („Michael Clayton“) ein unbeschriebenes Blatt in der Filmwelt wäre. So schrieb er unter anderem das Drehbuch für „The Fall“, „Das Bourne Vermächtnis“ und „Real Steel“. Für sein Debüt hat er jetzt eine Geschichte zwischen Medien-Satire und Thriller gewählt, an der die meisten, nachdem sie sich an den nicht gerade sympathischen Hauptcharakter gewöhnt haben, durchaus Gefallen finden werden. In einer sehr stylischen Digital-Optik, die schon fast etwas zu sauber für die dreckigen Ecken von Los Angeles erscheint, fährt der Zuschauer mit dem selbst ernannten Reporter durch die Nacht. Viel mehr Kraft zieht der Film aus seinen Dialogen, die vor allem durch den Verbal-Akrobaten Louis aufs Publikum losgelassen. Im Verlauf des Films entwickelt sich eine stetige Spannung, die gemeinsam mit den bissigen Seitenhieben auf die Medienlandschaft eine eigenwillige aber unterhaltsame Mischung bilden. Besonders in der späten Phase des Filmes bleibt einem das Lachen anhand der ethischen Gratwanderungen der Hauptfigur dann doch gerne mal im Hals stecken. Auch die Thriller-Fans kommen dank der temporeichen Inszenierung fast durchgängig auf ihre Kosten.

Jake Gyllenhaal entführt in Abgründe

Nina ist begeistert vom ehrgeizigen Louis (Quelle: Concorde Film)

Nina ist begeistert vom ehrgeizigen Louis (Quelle: Concorde Film)

„Donnie Darko“ war einer der kuriosesten Filme nach der Jahrhundertwende und brachte Jake Gyllenhaal den Durchbruch. Nach einiger Zeit im Mainstream konnte er in den beiden starken Thrillern „Enemy“ und „Prisoners“ von Denis Villeneuve in abseitigen Rollen brillieren. So durchgeknallt, skrupellos und aufgedreht wie hier dürfte man den Schauspieler ab noch nicht gesehen haben. Mit dunkel unterlaufenen, immer weit aufgerissenen Augen, schmierigen langen Haaren und selbstgefälligem Grinsen rast Gyllenhaal durch Los Angeles und hat gerade gemeinsam mit Dan Gilroys Ehefrau Rene Russo einige satirisch bissige Szenen. Louis Mischung aus erschreckend kühlem Pragmatismus mit soziopathischen Tendenzen nutzt Gyllenhaal zu einer der stärksten Leistungen in der bisherigen Laufbahn. Auch Rene Russo zeigt, dass sie trotz weniger Rollen der letzten Jahre nichts verlernt hat. Der tolle Riz Ahmed gibt hier als ausgebeuteter Praktikant Rick die vielleicht einzige Figur mit Identifikationspotenzial und überzeugt dabei. Bill Paxton hat sich in letzter Zeit als Widerling etabliert und gibt hier somit als Joe einen guten Gegenspieler für Joe, von dem man gerne noch etwas mehr gesehen hätte.

„Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis“ stellt die Medienwelt in einem bösen Licht dar. Trotz kleinen Unzulänglichkeiten ist der Film fesselnd, unkonventionell und auch neben dem herrlich bösen Jake Gyllenhaal toll besetzt. So funktioniert am Ende auch eine zunächst sonderbar anmutende Mischung von hartem Thriller und Satire bestens.

4 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 20.10.2024 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.


Quelle: Concorde Film, Leinwandreporter TV, YouTube

Nightcrawler - Jede Nacht hat ihren Preis

Originaltitel:Nightcrawler
Regie:Dan Gilroy
Darsteller:Jake Gyllenhaal, Rene Russo, Bill Paxton
Genre:Thriller
Produktionsland/-jahr:USA, 2014
Verleih:Concorde Film
Länge:117 Minuten
FSK:ab 16 Jahren
Kinostart:13.11.2014

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 20.10.2024
Review: Nightcrawler – Jede Nacht hat ihren Preis (Kino)

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