Review: A Beautiful Day

Das Hauptplakat von "A Beautiful Day" (© Constantin Film)

Das Hauptplakat von “A Beautiful Day” (© Constantin Film)

Inhalt: Wer einen Privatermittler fürs Grobe benötigt, heuert Kriegsveteran Joe (Joaquin Phoenix, „The Immigrant“) an. Wenn jemand entführt wurde, findet er das Opfer, befreit es und verpasst den Tätern auf Wunsch noch eine gewaltige Abreibung. Privat tut Joe alles, um seiner senilen Mutter (Judith Roberts, „Orange is the new Black“) einen schönen Lebensabend zu ermöglichen. Doch kaum ist ein Fall erledigt, wartet schon die neue Aufgabe. Senator Votto (Alex Manette), der gerade mitten im Wahlkampf steckt, braucht Joes Talente, um seine Tochter Nina (Ekaterina Samsonov) wiederzubekommen. Diese wurde von Menschenhändlern verschleppt und ist schon bald für immer verloren.

Tatsächlich gelingt es Joe relativ schnell, das Mädchen zu finden und zu befreien. Doch schnell muss er einsehen, dass wohl etwas mehr hinter der Geschichte steckte, als er angegriffen wird und das Mädchen wieder verliert. Während die Verantwortlichen beginnen, Leute aus dem Umfeld von Joe zu töten, stößt der auf das Zentrum einer gewaltigen Verschwörung. Nur mit einem Hammer bewaffnet, macht er sich auf den Weg, die Täter für immer zum Schweigen zu bringen.

Kritik: Im Jahr 2011 feierte Regisseurin und Autorin Lynne Ramsay ihren großen Durchbruch mit dem Familiendrama „We Need To Talk About Kevin“, das unter anderem bei den Golden Globes und BAFTAs nominiert wurde. Ein Nachfolger ließ lange auf sich warten, was aber auch damit zu tun hatte, dass sie den Western „Jane Got A Gun“ sehr kurzfristig verließ. Nun ist sie wieder da und konnte im vergangenen Sommer bereits die Festival-Jury in Cannes mit ihrem neuen Werk vereinnahmen. So wurden Drehbuch und Hauptdarsteller auf dem renommierten Festival ausgezeichnet. Tatsächlich hat der Film alle Ansätze, um der legitime Nachfolger von blutigen Stilikonen wie „Drive“ zu werden. Doch während es dort gelingt, Arthaus-Elemente und einen stringenten Thriller unter einen Hut zu bekommen, wirkt „A Beautiful Day“ nur selten wirklich homogen.

Joe möchte Nina retten (© Constantin Film)

Joe möchte Nina retten (© Constantin Film)

Extreme Close Up-Aufnahmen, die unangenehm lang gehalten werden, und plötzliche, gerne etwas kryptische Zwischenschnitte sind Stilmittel, die bei richtigem Einsatz die Intensität der Geschichte noch einmal deutlich steigern können. Hier scheinen diese Elemente nur vorhanden zu sein, um das (gegebene) künstlerische Können der Macher unter Beweis zu stellen. Das ist einer der Gründe, weshalb sich der Film deutlich länger als 90 Minuten anfühlt. Im Mittelteil, wenn Ramsay recht gradlinig Joe mit seinen Feinden aufeinanderprallen lässt, ist der Film deutlich am besten. Wenn sich kurz darauf dann wieder ziellos eingestreute Zwischenschnitte zur Jugend des Protagonisten, meditativ wirkende Sequenzen und Gewaltausbrüche abwechseln, wird das Gezeigte wieder zu einer – wenig unterhaltsamen, aber oftmals verstörenden – Fingerübung der Regisseurin.

Schauspielerisch ist „A Beautiful Day“ eine One-Man-Show. Joaquin Phoenix ist als brutaler Einzelgänger, der sich mit merkwürdigen Hobbys die Zeit vertreibt, eine ideale Wahl. Er lebt sich in dem Part komplett aus und ist zweifelsohne das Highlight des Filmes. An seiner Seite bekommt noch am ehesten die junge Ekaterina Samsonov etwas Spielraum. Weitere Schauspieler wie Alessandro Nivola („The Neon Demon“) und John Doman („The Affair“) beschränken sich auf bessere Gastauftritte.

Es gibt in keinster Weise einen Grund, den Beteiligten von „A Beautiful Day“ das handwerkliche Können abzusprechen. Der stilbewusst bebilderte Drama-Thriller-Mix ist ein ideales Vehikel für seinen gut aufgelegten Star. Leider wollen sich die hochwertigen Zutaten nicht zu einem wirklich funktionierenden Gesamtergebnis zusammensetzen. So fühlt sich der Film häufig so an, als ob seine künstlerischen Elemente nur existieren, um künstlerische Elemente zu beinhalten. Am Ende bleibt ein unnötig anstrengendes Konstrukt, das vor allem wegen seiner überbordenden Ambitionen den großen Vorschusslorbeeren nicht gerecht werden kann.

2,5 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 25.08.2024 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.


Quelle: Constantin Film, Leinwandreporter TV, YouTube

A Beautiful Day

Originaltitel:You Were Never Really Here
Regie:Lynne Ramsay
Darsteller:Joaquin Phoenix, Judith Roberts, Ekaterina Samsonov, John Doman, Alex Manette
Genre:Thriller
Produktionsland/-jahr:USA, 2018
Verleih:Constantin Film
Länge:90 Minuten
FSK:ab 16 Jahren
Kinostart:26.04.2018

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Constantin Film

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 25.08.2024
Review: A Beautiful Day (Kino)

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