Kino

Review: Abigail (Kino)

Das Plakat von “Abigail” (© Universal Pictures, 2024)

Inhalt: Gemeinsam mit fünf anderen Kleinkriminellen wie dem Ex-Cop Frank (Dan Stevens, „The Guest“) und der Hackerin Sammy (Kathryn Newton, „Freaky“) entführt Joey (Melissa Barrera, „In the Heights“) im Namen ihres Auftraggebers (Giancarlo Esposito, „This Is Your Death“) die Millionärstochter Abigail (Alisha Weir). Das geplante Lösegeld von 50 Millionen soll den sechs Geiselnehmern ein sorgenfreies Leben ermöglichen. Es kommt zu ersten Unruhen, als sich herausstellt, dass Abigail die Tochter eines extrem vernetzten Gangsters ist. Mit dem ersten Todesfall weicht die Unruhe blanker Panik. Die Entführer müssen bald einsehen, dass ihre Geisel weit mehr als ein 12-jähriges Mädchen ist.

 

Kritik: Unter dem Namen Radio Silence haben sich die engen Freunde Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett im Horrormetier einen Namen gemacht. Nach dem blutig-unterhaltsamen Erstling „Ready or Not“ verliehen sie mit „Scream 5“ und „Scream 6“ einem der größten Genre-Franchises frischen Atem. Ihr vierter Film ist jetzt ein ziemlich wilder Ritt, der sich zwischen Entführungsthriller, reinrassigem Horror und schwarzhumorigem Klamauk austobt. Auch der Mix, ein Ensemble, das frisch aus einem John-Hughes-Film (speziell „The Breakfast Club“) stammen könnte, in einem Setting zwischen Quentin Tarantino („Reservoir Dogs“), Robert Rodriguez („From Dusk Till Dawn“) sowie klassischem Universal-Monsterkino abzuladen, benötigt die Hand aufrichtiger Genre-Kenner und –Könner, um nicht sofort im Bereich des Abstrusen zu landen.

Die Gruppe startet in einen höllischen Abend (© Universal Pictures, 2024)

Bei „Abigail“ geht diese Mischung fast komplett auf. Da ist es schon fast ein wenig bedauerlich, dass die monströse Wendung der Geschichte (wirtschaftlich verständlich) ein prominenter Teil der Werbekampagne war. Dieser Wissensvorteil, den das Publikum gegenüber den Protagonisten hat, mindert die Freude an der klug konstruierten ersten (Thriller-)Hälfte ein wenig – was man den Machern natürlich nicht vorwerfen kann. Sobald die Katze (bzw. das Monster) aus dem Sack ist, schaltet die Geschichte noch mehr in den Vollgas-Modus und liefert eine unverschämt unterhaltsame Mischung aus einer coolen Ästhetik, beständiger Spannung, Witz und Unmengen an Kunstblut.

Im Zentrum des Gelingens steht aber eine charmante Ansammlung an Figuren, die von nicht weniger überzeugenden Darstellern verkörpert werden. Alisha Weir ist die Entdeckung dieses Films (dazu empfehlen wir auch unsere Interviews mit ihren Cast-Kollegen). Die 13 Jahre alte Irin findet eine bewundernswerte Balance zwischen putzig und bedrohlich, kombiniert das mit einer erstaunlichen Physis und trifft dabei immer den richtigen Ton. Die beiden „Scream“-Filme haben gezeigt, dass Radio Silence und Melissa Barrera eine gute Kombination sind. Hier gibt sie als unfreiwillig kriminelle, dabei sehr empathische Joey die Sympathieträgerin von „Abigail“. Dan Stevens, Kathryn Newton, ein urkomischer Kevin Durand sowie William Catlett und der viel zu früh verstorbene Angus Cloud komplettieren die starke Hauptbesetzung.

Sicherlich ist „Abigail“ nicht die intellektuell anspruchsvollste Produktion des Kinojahres. Nicht nur, weil dieser Film rein inhaltlich die Antithese zu „Ready Or Not“ (in dem alle Figuren die eine Protagonistin jagen), lassen sich die beiden Werke gut vergleichen. Wer das Debüt von Radio Silence mochte, wird hier bestens bedient. Zusätzlich dürften die meisten Zuschauer eine Weiterentwicklung des Regie-Duos bemerken, die ein cleveres Skript und einen talentierten Cast mit gutem Auge, Timing und einem Gespür für die Charaktere für einen der kurzweiligsten und abwechslungsreichten Genre-Beiträge der letzten Zeit nutzen (der wahrscheinlich am meisten Spaß macht, wenn man so wenig wie möglich darüber weiß).

4 von 5 Punkten

Hier geht es zu unserem Interview mit Dan Stevens und Kathryn Newton zum Film

Hier geht es zu unserem Interview mit Kevin Durand und William Catlett zum Film


Quelle: Universal, YouTube

Abigail

Originaltitel:Abigail
Regie:Matt Bettinelli-Olpin, Tyler Gillett
Darsteller:Melissa Barrera, Alisha Weir, Dan Stevens
Genre:Horror
Produktionsland/-jahr:USA, 2024
Verleih:Universal Pictures
Länge: 107 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 18.04.2024

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universal Pictures

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 18.04.2024
Review: Abigail (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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