Inhalt: Auf den ersten Blick hat Alice (Anna Kendrick, „Love Life“) einen guten Job und mit dem charismatische Künstler Simon (Charlie Carrick) einen liebevollen Partner. Doch sobald die beiden alleine sind, nutzt ihr Freund jede Gelegenheit, um die junge Frau emotional zu verbiegen und nach seinen Vorstellungen zu formen. So braucht es für Alice schon allen Mut und eine Notlüge, als sie ihre besten Freundinnen auf einem Trip in eine Waldhütte begleiten will. Vor Ort merken Tess (Kaniehtiio Horn, „Slasher Solstice“) und Sophie (Wunmi Mosaku, „Call Jane“), dass sich ihre Freundin massiv verändert hat. Sie entschließen sich, die Dinge beim Namen zu nennen und intervenieren. Doch dann fliegt der Plan von Alice, die Simon von einer fiktiven Geschäftsreise erzählt hatte, auf.
Kritik: Missbräuchliche Beziehungen mit prügelnden Ehemännern hat es über die Filmgeschichte massenhaft gegeben. Hier wollte das „Alice, Darling“-Team rund um Spielfilm-Debütantin Mary Nighy (ihres Zeichens Tochter des Charakterdarsteller Bill Nighy) einen anderen Weg gehen. Titelheldin Alice hat keine blauen Flecken und angeknackste Knochen. Sobald sich die verängstigt guckende junge Frau in der Stille ihres Badezimmers Büschel von Haaren vom Kopf reißt, ist aber wohl dem ganzen Publikum klar, wie sehr hier etwas schief läuft. Auf leisen Pfoten bewegt sich die Handlung voran. Okay, er ist ein wenig dominant, aber sicher doch ein netter Kerl. Sicher, sie verschweigt ihrem Partner das Ausflugsziel, um Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Nur häppchenweise erhalten wir mehr Informationen, was hier wirklich gespielt wird.
Das Vorgehen in „Alice, Darling“ ist sehr ruhig, zurückhaltend und gefühlt auch ereignisarm. Dabei erzählt Nighy aber eine durchaus eindringliche Geschichte über mentalen Missbrauch und echte Freundschaften, die mit mal intensiven, mal verträumten Bildern untermalt wird. Selbst wenn der Film inhaltlich keine Innovationen liefert, geht das Konzept in der zweiten Hälfte gut auf. Das liegt auch an einer gegen den Typ besetzten Anna Kendrick, die hier als unterdrückter Teil einer toxischen Beziehung dem Film auch ohne große Gesten und Worten eine spürbare Tiefe gibt. Kaniehtiio Horn und Wunmi Mosaku sind als Freundinnen, die erst langsam hinter den Alltag der Titelfigur steigen, sich dann aber sofort für sie einsetzen, ebenfalls überzeugend. Charlie Carrick bleibt in der Rolle des schmierigen Simon mehr Symbolbild als dreidimensionaler Charakter.
Selbst wenn „Alice, Darling“ der letzte Zug abgeht, um wirklich packend zu sein, ist Mary Nighy ein gut fotografiertes und gespieltes Regiedebüt gelungen, das einen nachdenklichen Blick auf eine weniger offensichtliche Art von Missbrauch wirft.
Der Film ist ab dem 14.04.2023 auf DVD und Blu-ray sowie digital erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Der Film sieht sehr hübsch aus. Gerade in den (verträumt wirkenden) Close-Ups sind Schärfe und Detaildarstellung auf hohem Niveau. Aber auch ansonsten zeigt „Alice, Darling“ mit seinen gelungenen Naturaufnahmen diesbezüglich wenig Schwächen. Die Farben sind kräftig mit einem hier und da auftretenden (bewusst) surrealen Touch. Darüber hinaus wirkt das Bild sehr ruhig und sauber.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton fokussieren sich natürlich auf eine gelungene Dialogwiedergabe, die in beiden Versionen gegeben ist. Gelegentlich gibt es ein paar kleinere Effekte (Tauchvorgang, zerbrochenes Fenster). An ein paar Stellen sorgen Naturgeräusche und Score für ein bisschen räumliche Aktivität. Ansonsten bleibt der Klang sehr frontlastig.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein generisches Making of (10 Minuten) bleibt neben ein paar Trailern der einzige Bonus auf der Blu-ray. Optionale Untertitel fehlen.
1,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Der Film ist ab dem 30.07.2024 im Programm von Amazon Prime Video zu sehen.
Quelle: Kinocheck, Leonine, YouTube
Alice, Darling
Originaltitel: | Alice, Darling |
Regie: | Mary Nighy |
Darsteller: | Wunmi Mosaku, Anna Kendrick, Charlie Carrick |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2022 |
Verleih: | Leonine Distribution |
Länge: | 89 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Leonine
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 31.07.2024
Review: Alice, Darling (Blu-ray)