Kino

Review: Longlegs (Kino)

Das Plakat von “Longlegs” (© DCM)

Inhalt: Seit Jahrzehnten treibt der Serienmörder Longlegs (Nicolas Cage, „Dream Scenario“) in den USA sein Unwesen. Das Bizarre: Es macht den Eindruck, als ob bei den zahlreichen Tatorten, bei denen immer eine ganze Familie ihr Leben verlor, jeweils der Familienvater die Tat beging und sich danach selbst hinrichtete. Nur ein Zettel mit kryptischen Zeichen und dem Pseudonym des Killers verbindet die Tatorte. Die junge, schweigsame, aber intuitiv hoch veranlagte FBI-Agentin Lee Harker (Maika Monroe, „The Guest“) soll dabei helfen, die Mordserie zu stoppen. Der geheimnisvolle Mörder scheint dabei immer einen Schritt voraus und ist auch über seine Gegenspielerin bestens informiert. Als Harker seinen Code entschlüsselt, wird Zeit zum knappen Gut: Schon bald wird Longlegs wieder zuschlagen und eine komplette Familie auslöschen. Kann ihm die Ermittlerin einen Strich durch die Rechnung machen?

 

Kritik: Für Horror-Fans ist der Name Perkins dank „Psycho“ natürlich seit Jahrzehnten ein fester Begriff. Tatsächlich ist OsgoodOz“ Perkins der Sohn des legendären Anthony (und durfte in „Psycho II“ sogar als junger Norman erste Kameraerfahrungen sammeln). Nach einigen Jahren als Schauspieler zog es ihn dann hinter die Kamera, wo er 2015 als Drehbuchautor und Regisseur von „Die Tochter des Teufels“ ein durchaus ansprechendes Debüt gab. Zuletzt war er mit dem etwas überambitionierten „Gretel und Hänsel“ in den deutschen Kinos unterwegs.

 

Es darf gerätselt werden (© DCM)

Der etwas zu verkünstelte Stil ist auch in „Longlegs“ zu sehen und lenkt teilweise von dem ansonsten sehr geradlinigen Geschehen ab. Davon abgesehen zeigt sich Perkins als großer Fan der 90er-Thrillerkost zwischen „Schweigen der Lämmer“, „Sieben“ und „Twin Peaks“ – schafft es dabei aber, dem ganzen Serienkiller-Grusel einen frischen Spin zu verpassen. Nach einer grandios unangenehmen Eröffnungssequenz lernen wir die Hauptfigur kennen (eine Art Kombination von Clarice Starling und Will Graham), die sich mit besonnenem Auftreten in einer Extremsituation in das Blickfeld eines Vorgesetzten (Blair Underwood) befördert. Dabei lebt der Film von einer herausragenden Performance von Maika Monroe, die der wortkargen Protagonistin unglaublich viele Facetten – einschließlich subtilen Humors – abgewinnt und das Zentrum von „Longlegs“ bildet.

Dabei nimmt der Horror-Thriller das Publikum auf eine absolut unvorhersehbare Reise zwischen Serienkiller-Codes, der Suche nach der eigenen Vergangenheit und (möglicherweise) übernatürlichen Elementen. Auch wenn er nicht allzu viel Spielzeit hat, schafft Nicolas Cage den wahrscheinlich denkwürdigsten Serienkiller der letzten Jahre. Bis zur Unkenntlichkeit maskiert, von der Art des Auftritts zwar eindeutig Cage, aber dennoch vollkommen anders und innovativ, entwickelt er einen Charakter, mit dem jeder einzelne Moment völlig verstörend wirkt. Neben Blair Underwood als FBI-Routinier verdient sich auch eine komplett gegen den Typ besetzte Alicia Witt ein Sonderlob, die „Longlegs“ als Harkers religiös verblendete Mutter in einigen Szenen den Stempel aufdrückt.

Hier hat nicht viel zum ganz großen Wurf gefehlt. Abgesehen von ein paar etwas prätentiös anmutenden Elementen liefert Osgood Perkins mit „Longlegs“ einen stilistisch außergewöhnlichen und schauspielerisch bewundernswerten Film, dessen Atmosphäre auch lange nach dem denkwürdigen Schlussakt noch an den Nerven zerrt.

4 von 5 Punkten


Quelle: DCM, YouTube

Longlegs

Originaltitel:Longlegs
Regie:Oz Perkins
Darsteller:Nicolas Cage, Maika Monroe, Alicia Witt
Genre:Thriller, Horror
Produktionsland/-jahr:USA, 2024
Verleih:DCM
Länge: 106 Minuten
FSK: ab 16 Jahren
Kinostart: 08.08.2024

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von DCM

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 07.08.2024
Review: Longlegs (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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