Inhalt: Luke (Ryan Gosling, „Gangster Squad“) ist ein äußerst talentierter Motorad-Stuntman und verdient sein Geld mit einer atemberaubenden Jahrmarkt-Show, die von Stadt zu Stadt zieht. Als der schweigsame und stark tätowierte Luke auf Romina (Eva Mendes, „Live!“) trifft, mit der er ein kurzes Verhältnis hatte, erfährt er, dass er der Vater eines kleinen Jungen ist. Luke möchte unbedingt für seinen Sohn sorgen und verlässt den Zirkus, damit er in der Nähe bleiben kann. Avery Cross (Bradley Cooper, „Silver Linings“) ist Sohn eines erfolgreichen Staatsanwaltes, wie Luke Vater eines Säuglings und aufstrebender Kleinstadtpolizist. Im Beruf möchte er die Schwierigkeiten mit seinem Vater vergessen machen. Da Luke mit einem Aushilfsjob nicht annähernd genug verdient, beginnt er, mit dem Mechaniker Robin (Ben Mendelsohn, „Killing them Softly“) Banken zu überfallen. Dank seiner Begabung auf dem Motorrad verlaufen einige Überfälle sehr gut. Durch den Erfolg wird Luke leichtsinnig, weswegen er fast erwischt wird. Er muss in einem nahegelegenen Haus Unterschlupf suchen – draußen wartet Avery Cross auf ihn. Dieses Aufeinandertreffen setzt Ereignisse in Gang, die noch 15 Jahre später ihre Auswirkungen haben sollen.
Kritik: Derek Cianfrance, der Gosling in dem virtuosen „Blue Valentine“ zu einer Golden Globe-Nominierung verholfen hatte, erzählt hier eine Geschichte von zwei Männern, die ähnliche, einfache Träume haben und diese auf vollkommen andere Art verwirklichen wollen. Der 140 Minuten lange Epos hat dabei zwar kleine Längen, lebt aber von seinen ausgefeilten Charakteren, die in bedrückendem Ambiente ihre Leben auf die Reihe bekommen möchten. Hier gibt es nicht Gut und Böse, sondern fehlerbehaftete Menschen, die für Taten der Vergangenheit Buße tun wollen. Obwohl der ungewohnte und wendungsreiche Handlungsverlauf an manchen Stellen etwas konstruiert wirkt, kann die Geschichte absolut überzeugen. Cianfrance liefert wie schon bei „Blue Valentine“ ohne Pathos großes emotionales Kino, welches im Kopf des Zuschauers nachwirkt. Die besondere Erzählstruktur, über die ich hier nicht zu viel verraten möchte, macht „The Place Beyond the Pines“ zu einem etwas anderen Filmerlebnis.
Toll bebildertes Schauspielerkino
Derek Cianfrance hat sich innerhalb kurzer Zeit einen ordentlichen Namen als Indepent-Filmer gemacht. Hier schafft er es, mit recht einfachen Mitteln Bilder zu erzeugen, die sowohl bei den Nahaufnahmen, als auch bei den Panoramabildern von Rummelplatz und Wäldern nahezu perfekt durchkomponiert sind. Schauspielerisch kann er sich voll auf seine hervorragenden Charaktermimen verlassen. Die Figur Luke erinnert zunächst sehr an den ebenfalls von Gosling verkörperten Stuntfahrer in „Drive“, ist aber vollkommen anders. Luke ist eben nicht kühl und kalkulierend, sondern verantwortungsbewusst und emotional. Er möchte für sein Kind da sein und das mit allen Konsequenzen. Er hat nie gelernt, wie er sich verhalten soll, da sein Vater in allen Belangen versagt hatte. So entstehen schöne, teils tragische Szenen, wenn er mit Romina und Kind ein Eis essen geht oder im Haus von Rominas Freund Kofi (Mahershala Ali, „Predators“) ungefragt eine Babykrippe aufbauen möchte und mit Kofi darüber in einen rabiaten Streit gerät. Jede Nuance dieser komplizierten Figur wird von Ryan Gosling nahezu perfekt verkörpert. Auch Bradley Cooper, kann als ehrgeiziger Polizist seine nächste Glanzleistung verbuchen. Avery ist ein rechtschaffener Mann, bis ein Erlebnis alles über den Haufen wirft und ihn fast zerstört. Diese Zerrissenheit vermittelt Cooper dem Zuschauer spürbar schmerzhaft.
Im Schlussdrittel, welches 15 Jahre später spielt, verkörpert Dane DeHaan („Lincoln“) Lukes jugendlichen Sohn Jason und Emory Cohen („Smash“) Averys Sohn AJ, die durch einen Zufall aufeinandertreffen. Dank der starken Leistungen der beiden jungen Schauspieler entwickelt sich hier noch ein unabhängiges, ebenfalls packendes Coming of Age-Drama mit starker Auflösung. Auch die Besetzung der Nebenrollen ist toll gelungen: Eva Mendes zeigt als temperamentvolle Romina eine ihrer stärksten Leistungen seit langem und Charakterkopf Ben Mendelsohn, der hier den etwas schmierigen Automechaniker Robin mimt, sind dabei herausragend. Aber auch Rose Byrne („Insidious“) als Averys Frau Jennifer, Ray Liotta („Youth in Revolt“) als fieser, korrupter Cop Deluca in einer Paraderolle und Bruce Greenwood („Star Trek Into Darkness“) als Staatsanwalt Kilcullen zeigen kleine, aber mehr als beachtliche Vorstellungen.
„The Place Beyond the Pines“ erreicht aufgrund kleiner Drehbuchschwächen nicht ganz die Klasse von „Blue Valentine“, ist aber auch inszenatorisch wesentlich anspruchsvoller ausgefallen. Mit tollen Bildern, stark geschriebenen und gespielten Charakteren, spannenden Verfolgungsjagden und packenden Inhalten ist Derek Cianfrance erneut ein ruhiges Glanzstück gelungen, welches den Zuschauer auf eine emotionale Reise mitnimmt. So gehört diese Action-Drama zu den besten Filmen des bisherigen Independent-Kino-Jahres.
4,5 von 5 Punkten
Quelle: StudioCanal, YouTube
The Place Beyond the Pines
Originaltitel: | The Place Beyond the Pines |
Regie: | Derek Cianfrance |
Darsteller: | Ryan Gosling, Bradley Cooper, Eva Mendes |
Genre: | Action-Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2012 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 140 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 13.06.2013 |
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