Inhalt: In der dänischen Provinz kommt Lucas (Mads Mikkelsen, „Kampf der Titanen“) nur langsam wieder auf die Beine, nachdem er seine Stellung als Lehrer verloren und seine Frau ihn verlassen hat. Am meisten hat er darunter zu leiden, dass er seinen Teenager-Sohn Markus (Lasse Fogelstrom) nur alle zwei Wochen sehen darf. Seit kurzem hat er aber wieder einen Job im Kindergarten, lernt mit Nadja (Alexandra Rapaport) eine nette Frau kennen und Markus eröffnet ihm, dass er zu ihm ziehen möchte.
Gerade als der etwas vereinsamte Mann wieder Spaß am Leben gefunden hat, schlägt das Schicksal erneut zu: Klara (Annika Wedderkopp), die 6-jährige Tochter seines besten Freundes Theo (Thomas Bo Larsen), ist kindlich in Lucas verliebt und fühlt sich von ihm zurückgewiesen, als er ihr sie wegen eine Kuss zurecht weißt. Verärgert erzählt Klara herum, dass sich Lucas vor ihr entblößt hat, ohne zu Wissen, dass sie das ganze Leben von ihrem Kindergärtner damit über den Haufen wirft. Bald schlägt Lucas nur noch blanker Hass und Gewalt von seinen Mitmenschen entgegen.
Kritik: Seit seinem Megaerfolg „Das Fest“ 1998 gehört Thomas Vinterberg, der unter anderem mit Lars von Trier („Melancholia“) die „Dogma 95“-Bewegung gegründet hat, zu den ganz großen Regisseuren Dänemarks. Wie so häufig in seinen Filmen, handelt auch „Die Jagd“ vordergründig von zwischenmenschlichen Beziehungen und Problemen. Dennoch ist dieser Film wieder vollkommen anders als seine andere Werke. In dem mutigen und intensiven Drama beleuchtet er das Thema Kindesmisshandlung von einer ganz anderen, leider auch immer wieder auftauchenden Seite. Er zeigt eindringlich, wie Entsetzen und Schock sich zu Raserei und Lynchjustiz hochschaukeln können und wie es durch Überinterpretation zu Katastrophen kommen kann. Eine kleine Lüge der enttäuschten Klara ruft eine hysterische Kindergärtnerin (Susse Wold) auf den Plan, die nun an allen Ecken und Enden Anzeichen für Misshandlungen von Lucas zu finden glaubt. Klaras Mutter (Anne Louise Hassing) ignoriert es, wenn die Tochter ihre Lüge eingesteht.
Atemberaubendes Drama mit angenehm sachlicher Inszenierung
„Die Jagd“ wurde 2012 als Festival-Beitrag in Cannes eingereicht und konnte besonders mit seinem ruhigen aber stetigen Spannungsaufbau die Leute in den Bann ziehen. Was zu Beginn noch nach sommerlichem Lustspiel aussieht, entwickelt sich dann bald zum Melodrama, das in der Schlussphase mit schockierenden Thriller-Elementen ergänzt wird. Eine große Stärke von Vinterbergs Regie ist die Abwesenheit von Wertungen für das Geschehen. Er zeigt einfach, sachlich und schonungslos die Entwicklungen in diesem Fall. Eine absolute Wucht ist die brillante Darstellung von Mads Mikkelsen, der aktuell als Kannibale Hannibal Lecter in der US-Serie „Hannibal“ zu sehen ist. Sein sensibles Spiel als gejagter Außenseiter brachte ihm in Cannes die Auszeichnung als bester Schauspieler ein. Ähnlich stark ist Thomas Bo Larsen, der den Macho Theo spielt, der zwar die ganze Zeit an der Schuld seines besten Freundes zweifelt, sich aber auch von der Welle der Entrüstung mitreißen lässt.
„Die Jagd“ ist ein ethisch bedeutsamer Film, der durch seine präzise Erzählung zu Herzen geht und dem Zuschauer eine ganze Menge zum Nachdenken mitgibt. Wenn ein anspruchsvolles Drama so etwas schafft und dabei keine Sekunde träge wirkt, dann ist ganz großes Kino zu bestaunen. Hier darf dem Regisseur Thomas Vinterberg zu einem der besten Filme des Jahres 2012 gratuliert werden.
Der Film ist ab dem 23.08.2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Die Qualität des Bildtransfers ist absolut beeindruckend. Die Schärfe der Aufnahmen könnte kaum besser sein und die Detailzeichnungen erreichen Referenzwerte. Selbst kleinste Besonderheiten sind hier perfekt auszumachen. Die Farben sind klar, kräftig und wirken sehr natürlich. Die Kontraste und der Schwarzwert sind ebenfalls in Topregionen anzusiedeln. Da keinerlei Bildfehler zu entdecken sind, gibt es hier die Höchstwertung.
5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton überzeugt in vollem Umfang. Der verlustfreie Ton bietet perfekte Dialogverständlichkeit und gut abgemischte Hintergrundgeräusche sowie ein hervorragend eingesetzter Score bieten alles, was an sich bei dieser ruhigen Art von Film wünschen kann.
4 von 5 Punkten
Extras: Zwei Interviews mit Mads Mikkelsen (5 Minuten) und Thomas Vinterberg (8 Minuten) bei denen, im Gegensatz zu den üblichen Promo-Interviews wirklich gute Fragen besprochen werden, sind das Herzstück der Bonusmaterialien. Einige lohnende Deleted Scenes und ein paar Trailer ergänzen die Blu-ray.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, YouTube
Die Jagd
Originaltitel: | Jagten |
Regie: | Thomas Vinterberg |
Darsteller: | Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Annika Wedderkopp |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Dänemark/ Schweden, 2012 |
Verleih: | Wild Bunch Germany |
Länge: | 111 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 28.03.2013 |
Homepage: | Der Internetauftritt von "Die Jagd" |
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