Inhalt: Ein gealterter Seebär (Robert Redford, „Captain America 2“) ist gerade auf dem indischen Ozean unterwegs, als er von einer harten Erschütterung unsanft aus dem Schlaf gerissen wird. Sein Segelschiff hat einen Frachtcontainer gerammt, der wohl von einem großen Boot verloren wurde. Er hat jetzt ein großes Loch in der Seite seines Schiffes, durch das Wasser einströmt. Sehr prophylaktisch versucht er, das Leck zu flicken. Das gelingt zwar, aber Laptop, Handy und Funkgerät sind aufgrund des Wasserschadens zerstört. Dazu zieht noch ein gewaltiger Sturm auf, den er mit seinem beschädigten Schiff überstehen muss, wofür all seine Erfahrung und auch Intuition nötig sind. Dennoch treibt er verloren auf der See umher und hofft, dass er bald gefunden wird. Es beginnt ein einsamer Kampf ums nackte Überleben.
Kritik: Im Jahr 2011 gelang J.C. Chandor mit dem virtuosen Wirtschafts-Thriller „Der große Crash – Margin Call“ ein spektakulär gutes Debüt. Um nach dem intelligenten Dialogfilm einen ordentlichen zweiten Film nachzulegen entschied er sich, eine komplett andere Richtung als bei seinem Erstling einzuschlagen. In diesem Überlebens-Drama wird fast nicht geredet und außer dem Protagonisten ist keine andere Person im Bild. Wer sich auf dieses ungewohnte Konzept einlässt, wird mit einem mutigen, nicht perfekten, aber äußerst spannenden Film belohnt. Die Handlung dreht sich stellenweise etwas im Kreis, was bei der ansonsten gebotenen Qualität doch merklich ins Auge fällt. Der Film lebt von seinen tollen Bildern, mit denen Frank G. DeMarco und Peter Zuccarini jede Stimmung perfekt einfangen. Dabei kombinieren sie tolle Aufnahmen des schier unendlich Meeres mit Close Ups des zerfurchten Gesichts von Robert Redford. Auch der Oscar-nominierte Ton vermag es, den Zuschauer emotional mit auf hohe See zu nehmen.
Die One Man-Show des Independent-Papstes
Wenn man sich ein derartig unkonventionelles Stück überlegt, kann man sich schon nominell keine bessere Besetzung für die Hauptrolle vorstellen, als den Schirmherr des Independent-Film-Großereignisses Sundance. Tatsächlich liefert Redford hier eine der besten Leistungen in seiner langen Karriere. Wie es ihm hier gelingt, fast ohne Worte, nur mit Mimik, einen fesselnden Charakter zu erzeugen, mit dem der Zuschauer während seines Höllentrips mitfiebert, ist absolut grandios. In der frühen Phase galt Redford als Top-Favorit für den Hauptdarsteller Oscar 2014, den er auch durchaus verdient gehabt hätte. Am Ende gab es in dieser Kategorie das vielleicht stärkste Feld der vergangenen Jahre, weswegen der inzwischen 77 Jahre alte Mime noch nicht einmal nominiert wurde. Das soll die große Leistung aber keineswegs schmälern. Das es der Film über so viele Strecken vermag, wirklich zu fesseln, liegt zu guten Stücken an seinem Auftritt.
Das Drama leistet sich durchaus seine Schwächen, was bei einem so eigenwilligen Film schnell passiert ist. So fehlt es dem Werk an einer klaren Aussage (welche aber auch nicht unbedingt von Nöten ist). Dennoch ist auch der zweite Film von J.C. Chandor absolut erinnerungswürdig. Der herausragende Robert Redford nimmt in „All is lost“ die Zuschauer mit auf eine toll gefilmte Reise, die eine erfrischende Abwechslung zum sonstigen Hollywood-Standard bietet.
Der Film ist ab dem 23.05.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Es wird ein absolut herausragendes HD-Bild geboten. In puncto Schärfe und Detaildarstellung ist der Transfer von „All is Lost“ fast perfekt. Das gilt sowohl für die Panoramabilder der See als auch für Nahaufnahmen von Redfords Gesicht. Die Farben wirken sehr natürlich. Dabei ist der Kontrast etwas erhöht, weswegen es vereinzelt zu Ungenauigkeiten bei der Durchzeichnung kommt. Der Schwarzwert ist hervorragend. Bildrauschen oder Fehler werden nicht erkennbar.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der englische und der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton liefern einen starken Sound für diesen ungewöhnlichen Film. Obwohl es kaum Dialoge gibt, sind die Boxen fast durchgängig aktiv. Dynamischer und präziser können Hintergrundgeräusche wie das Rauschen von Meer und Wind, oder das Knarren des Stahls vom Boot nicht abgemischt sein. Wenn Redford hier mit den Unwettern auf hoher See kämpft, ist man als Zuschauer zumindest akustisch mitten im Geschehen. Das tolle Ausgangsmaterial (Ton-Schnitt war für den Oscar nominiert) wird hier ebenbürtig ins Heimkino übertragen.
4,5 von 5 Punkten
Extras: Zusätzlich gibt es noch eine ganze Menge an Bonusmaterialien. Neben zehn ausführlichen Interviews mit Cast & Crew (67 Minuten), die deutlich über die Standard-Antworten hinausgehen, gibt es noch einige kleine Featurettes (18 Minuten), eine B-Roll (11 Minuten), sowie einige Trailer.
4 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, LeinwandreporterTV, YouTube
All is Lost
Originaltitel: | All is Lost |
Regie: | J.C. Chandor |
Darsteller: | Robert Redford |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2013 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 106 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | Der Internetauftritt von "All is Lost" |