Inhalt: Nachdem Kleinstadtsheriff Rick Grimes (Andrew Lincoln) bei einem Einsatz angeschossen wurde, erwacht er erst Wochen später wieder aus dem Koma. Schnell stellt er fest, dass die Erde nicht mehr so ist, wie sie einmal war. Die Straßen sind gepflastert mit verstümmelten Leichen und überall laufen aggressive, nur vom Hunger nach frischem Fleisch gesteuerte Untote herum. Seine Frau Lori (Sarah Wayne Callies) und sein Sohn (Chandler Riggs) wurden bereits von seinem besten Freund Shane (Jon Bernthal, Rick Ricardelli in „Der Ghostwriter“) aus dem Familienhaus geschafft. Nach einiger Zeit findet er seine Familie bei einer Gruppe von anderen Leuten. Gemeinsam versuchen die wenigen noch existierenden Menschen eine sichere Zuflucht zu finden, um die Zombie-Apocalypse zu überleben.
Kritik: Der bereits zweimal für den Oscar nominierte Frank Darabont (Drehbuch zu „Die Verurteilten“ und „The Green Mile“) übernahm die Produktion dieser auf Robert Kirkmans gleichnamigen Comic basierenden Endzeitserie. Die Präsenz der Hollywoodgröße und die damit verbundene Qualität bemerkt man schon in der ersten Szene, wo der Zuschauer in einer Vorblende direkt das Aufeinandertreffen Ricks mit einem Zombiemädchen zu sehen bekommt. Dass „The Walking Dead“ aber keine reine Action-Splatter-Serie ist, sondern vielmehr von George Romeros Klassikern („Dawn of the Dead“) inspiriert wurde, wird auch sehr schnell anhand der Atmosphäre klar.
Die Welt ist düster, karg und Grund zur Hoffnung existiert praktisch nicht mehr. So stellen die Zombies eine allgegenwärtige Gefahr dar, sind aber nur Beiwerk. Die eigentliche, enorm tiefgründige Geschichte dreht sich um die sozialen Strukturen innerhalb der Gruppe, in der jeder Einzelne täglich um sein Überleben kämpfen muss. Die wie im Comic nicht geschönten, knallharten Auswirkungen auf das Leben und den Gemütszustand von jedem der Gruppenmitglieder sorgen für eine unheimlich bedrückende Stimmung. So kann man nie sicher sein, ob diese einstmals fürsorglichen und netten Menschen Mitgefühl und Nerven verlieren, was sie mindestens so gefährlich macht, wie die wandelnden Toten. Dabei verzichtet Darabont natürlich nicht auf Action und Gore, die stets glaubwürdig und realistisch in die Geschichte eingearbeitet werden.
Ein No-Name, Frau Doktor und ein Boondock Saint
Als Anker der Geschichte erweist sich der bis dahin relativ unbekannte Engländer Andrew Lincoln in der Rolle des Rick Grimes, der durch seine Erfahrung als Gesetzeshüter weiter versucht, Regeln in der Gruppe zu bewahren. Rick Grimes ist ungewollter Anführer, einfühlsamer Familienmensch und hat keine Angst, brutal zu werden und sich die Finger schmutzig zu machen, wenn es die Situation erfordert. Da es Lincoln gelingt, all die Facetten seiner Figur glaubwürdig zu verkörpern und seiner Figur charakterliche Tiefe zu verleihen, folgt ihm der Zuschauer ebenso wie die Gruppenmitglieder.
Sarah Wayne Callies, die den meisten noch als Gefängnisärztin Dr. Sara Tencredi aus der Erfolgsserie „Prison Break“ bekannt sein dürfte, liefert als Ricks Frau Lori eine ebensolche Glanzleistung wie Lincoln. Lori ist in erster Linie Mutter. Sie schafft es, ihre Angst zu unterdrücken, um für ihren Sohn stark zu sein. Sie ist auch diejenige, die einen klaren Kopf behält, wenn selbst ihr Mann die Nerven zu verlieren droht. Diese Powerfrau nimmt man Callies ohne zu zögern ab, da es ihr gelingt ihrer Figur zu den enormen Stärken eine tiefgehende Verletzlichkeit zu verleihen, die Lori noch menschlicher wirken lässt. Jungstar Chandler Riggs schafft es, den Sohn von Rick und Lori mit einem Mix von absolut angemessener Unsicherheit und kindlicher Neugier zu verkörpern. Ihm dürfte dank seiner gelungenen Darstellung eine große Karriere bevorstehen.
Jon Bernthal als Ricks bester Freund Shane, der vor Ricks Auftauchen ein Verhältnis mit Lori hatte und die Gruppe anführte, spielt einen guten Part, der aber für enorme Spannung sorgt, da er schwer einzuschätzen ist und durch sein Verhalten jederzeit für eine Überraschung sorgen kann.
Das wohl bekannteste Gesicht der Besetzung ist Norman Reedus, der durch seine Verkörperung von Murphy McMannus im Selbstjustizthriller „The Boondock Saints – Der blutige Pfad Gottes“ weltweit Kultstatus genießt. In „The Walking Dead“ ist er in der Rolle des immer mit Armbrust umher laufenden Redneck Daryl Dixon eine Idealbesetzung. Daryl ist cholerisch, politisch völlig inkorrekt und ein Rassist. Dank seines riesigen Kampfgeistes schafft er es aber auch, ein unverzichtbarer Teil der Gruppe zu sein. Aufgrund des hochemotionalen und mitreißenden Spiels von Reedus dürfte diese extrem polarisierende Figur für die meisten Zuschauer zu einem gern gesehenen Bestandteil der Serie werden. Auch die restlichen, relativ unbekannten Darsteller können allesamt überzeugen und lassen den Ansatz, in einer apokalyptischen Welt die Charaktere im Vordergrund zu lassen, uneingeschränkt aufgehen.
Die mit sechs Folgen leider sehr kurz geratene Staffel kann vom erst Moment an voll überzeugen. Die Stimmung und die Landschaften sind unglaublich bedrückend, was auch an den sensationellen Aufnahmen menschenleerer Straßen und den enormen Emmy gekrönten Make-Up-Effekten liegt. Dass die Serie trotz ihrer enorm kurzen Laufzeit eine Golden Globe-Nominierung bekam, spricht für sich.
Fünf Sterne wären eigentlich das treffende Ergebnis für diese atemberaubende, spannende und tiefgründige Serie. Leider muss ich aber Abzüge geben, da die Zensur in Deutschland es mal wieder fertig gebracht hat, einige der Episoden, obwohl die Serie ab 18 Jahren frei gegeben ist, massiv zu beschneiden. So entstehen in einigen Situationen sogar Logiklöcher, die dem erwachsenen und mündigen Bürger bei einer ungeschnittenen Fassung der Serie erspart geblieben wären. Da die Qualität der Serie trotz dieser ärgerlichen Schnitte aber immer noch immens hoch bleibt, vergebe ich
4,5 von 5 Punkten
Bild:Die auf 16-mm-Film aufgenommenen Bilder werden außergewöhnlich stark transferiert. Der geringere Schärfegrad und die Grobkörnigkeit, die dem billigeren Filmmaterial vorgeworfen werden, sind hier kaum zu sehen. Die Schärfe ist generell sehr gut, hat nur manchmal leichte Probleme mit schnellen Bewegungen. Trotzdem bleibt das Bild sehr homogen. Die Farben und auch die Graustufen sind sehr gleichmäßig stechen aber selten ins Auge, was die unwirtlichen und bedrohlichen Handlungsorte in ihrer Wirkung noch unterstützt. Das Filmkorn ist zwar in allen Szenen leicht vorhanden, ist aber nicht störend, sondern betont vielmehr noch die apokalyptische Atmosphäre. Insgesamt ist ein für die schweren Umstände beeindruckendes Ergebnis gelungen.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Es wird hier sowohl bei der deutschen als auch bei der englischen Tonspur ein satter und völlig serienuntypischer DTS HD MA 5.1-Sound auf hoher Qualität geboten. Die Dialoge sind klar verständlich und die Actionszenen knallen schön effektiv. Dabei bleibt der Ton aber schön ausgewogen abgemischt, so dass keine Schwankungen in der Lautstärke zu hören sind. Die Surround-Anlage wird hier bis zum Maximum ausgereizt. Dabei werden sowohl Alltags- sowie Actiongeräusche und der tolle Soundtrack dermaßen realistisch auf den Raum verteilt, dass die Gruselatmosphäre noch intensiver wirkt.
5 von 5 Punkten
Extras: In HD-Qualität wird dem Zuschauer (erneut serienuntypisch) über eine Stunde Bonusmaterial geboten. Das halbstündige Making-Of ist sehr konventionell produziert und kann nicht ganz überzeugen. Dagegen sind die Featurettes, die die Ausbildung der Zombie-Darsteller, Make Up-Tipps, um sich als Zombie zu schminken, sowie über den halbierten Zombie aus Episode eins extrem unterhaltsam. Abgerundet werden die Features von interessanten „Hinter den Kulissen“-Beiträgen, in denen der Zuschauer sowohl zu den einzelnen Episoden, als auch zu den Darstellern weitere Informationen bekommen kann.
4 von 5 Punkten
Gesamt: 4,5 von 5 Punkten
Quelle: Horrornymphs, YouTube
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