Inhalt: Eigentlich hatte sich Schaffner Joe (Ed Speleers) auf eine Beförderung zum Feierabend gefreut. Stattdessen bekommt ein anderer den Job und er muss mit seiner Kollegin Ellen (Holly Weston) im Nachtzug arbeiten. Dort muss er sich zunächst nur von einer entnervten Mutter (Shauna Macdonald, „Drecksau“), einer aufmüpfigen Teenagerin (Rosie Day) und einem schnöseligen Geschäftsmann (Elliot Cowan) anmeckern lassen. Doch dann legt der Zug einen unplanmäßigen Stopp ein und der Fahrer (Sean Pertwee, „The Cop – Crime Scene Paris“) ist nirgends zu finden. Während die Stunden vergehen, wird die Stimmung im Zug immer gereizter. Noch ahnt niemand, dass eine Kreatur um den Zug schleicht, die Menschenfleisch ganz oben auf dem Speiseplan stehen hat.
Kritik: Der ehemalige Special Effects-Experte Paul Hyett (u.a. „The Descent“) hatte 2012 mit dem harten, ungewöhnlichen und düsteren „The Seasoning House“ ein starkes Regie-Debüt hingelegt. Für seinen zweiten Film bleibt er im Horror-Genre, schlägt aber deutlich sanftere Töne an. Mit nur etwa 2,5 Millionen Euro Budget und 30 Drehtagen gelingt es ihm, sein Potenzial zu bestätigen. Der atmosphärische, charakterbasierte Werwolf-Film nimmt sich Zeit, das Geschehen aufzubauen und unterhält dabei mit lockeren, augenzwinkernden Dialogen. Dabei ist „Howl“ zwar nie sonderlich innovativ, macht aber sicherlich Spaß. Wie so oft ist der Film am spannendsten, wenn das Monster nur angedeutet wird. Das Blinken der Augen, eine Kralle die am Zug kratzt (schöne „Nightmare on Elm Street“-Referenz), die wachsende Panik der festsitzenden Leute: Hyett versteht es geschickt, auf das große Aufeinandertreffen mit der Kreatur hinzuarbeiten.
Wenn es dann soweit ist, wird der Zuschauer nicht enttäuscht und der berufliche Hintergrund des Regisseurs offensichtlich, da die handgemachten Masken überzeugen. So sehen die Werwölfe in „Howl“ nicht wie die typischen Vertreter ihrer Spezies aus, sind aber glaubhaft respekteinflößend. Das passt sehr gut zur deutlich veränderten Mythologie, die hier im Umgang mit den Kreaturen greift. Die Figuren müssen aus zwei Richtungen bewertet werden. Einerseits hat der Zuschauer das Gefühl, tatsächlichen Personen, denen man auch so in der Straßenbahn treffen könnte, in einer albtraumhaften Nacht zu begegnen. Dennoch werden recht konsequent die Horrorfilm-Stereotypen bedient: Der ruhige Einzelgänger, der über sich hinauswachsen muss, der schmierige Geschäftsmann, das heiße Love Interest, das erst die Qualitäten der Hauptfigur erkennen muss, der Dicke, der Nerd, der vorlaute Teenie und so weiter.
Die Besetzung holt aber das Maximale aus diesen Figuren. „Downtown Abbey“-Star Ed Speleers ist nicht zwingend die offensichtliche Wahl als Hauptfigur in einem Horrorfilm. Als ehrgeiziger Joe schafft er es aber, einen ordentlichen Part zu spielen. Das gilt ebenfalls für Holly Weston, die als umschwärmte Arbeitskollegin Joe immer zur Seite steht. Elliot Cowan darf sich als Unsympath vollends auslassen. Die wohl bekannteste Hauptdarstellerin ist aber Shauna Macdonald, die hier ungewohnt mit ihrem schottischem Akzent spielt. Dazu kehren die „The Seasoning House“-Stars Rosie Day und Sean Pertwee zurück.
„Howl“ erfindet das Werwolf-Genre zwar nicht neu, ist aber sicherlich einer der stärkeren Vertreter der letzten Zeit. Ein reizvolles Setting, fiese Ungetüme, ordentliche Schauspieler und eine ordentliche Prise Humor machen den zweiten Film von Paul Hyett zu einer vergnüglichen Angelegenheit.
Der Film erscheint im Frühjahr 2016 auf DVD und Blu-ray.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Capelight Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube
Howl
Originaltitel: | Howl |
Regie: | Paul Hyett |
Darsteller: | Ed Speleers, Holly Weston, Shauna Macdonald, Rosie Day, Sean Pertwee |
Genre: | Horror |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2015 |
Verleih: | Capelight Pictures |
Länge: | 95 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |