Inhalt: Der dänische Führungs-Offizier Claus Michael Pedersen (Pilou Asbæk, „Lucy“) ist mit seiner Truppe in Afghanistan stationiert. Auf ihren Patrouillen sollen sie die Umgegend vor Angriffen der Taliban schützen. Da Claus immer vorne weg geht und auch nicht auf den Außeneinsatz verzichtet, sorgt sich sein Stellvertreter und engster Freund Najib (Dar Salim) darum, dass er das Pensum nicht durchhalten wird. Währenddessen kümmert sich Pedersens Frau Maria (Tuva Novotny) in der Heimat aufopferungsvoll um die drei gemeinsamen Kinder (Elise Sondergaard, Andreas Buch Borgwardt, Adam Chessa), die sehr unter der Abwesenheit des Vaters leiden. Doch dann kommt der Vater unfreiwillig früher als erwartet nach Hause: In einem Kampf-Einsatz hatte er eine Stellung bombardieren lassen, um das Leben von einem seiner Männer zu retten. Dabei kam es zu elf zivilen Opfern. Nun muss ein Gericht entscheiden, ob Claus richtig gehandelt oder fahrlässig den Verlust von Menschenleben in Kauf genommen hat.
Kritik: Erst unlängst war dieses dänische Kriegsdrama für einen Oscar und einen Golden Globe als „Bester fremdsprachiger Film“ nominiert. Auch wenn jeweils die ungarische Produktion „Son of Saul“ vorgezogen wurde, darf dieser Film als beachtlicher und verdienter Erfolg für das Land betrachtet werden. Regisseur Tobias Lindholm hatte zuletzt den höchst spannenden „Hijacking: Todesangst – In der Gewalt von Piraten“ inszeniert, der als lose Vorlage für „Captain Philips“ diente. Für diesen Antikriegsfilm arbeitete er erneut mit den Darstellern wie Pilou Asbæk und Dar Salim zusammen, was sich ausgezahlt hat. „A War“ entpuppt sich als wunderbar Pathos-freie, fast dokumentarische Geschichte, die ohne zu emotionalisieren weit effektiver als so mancher amerikanischer Kriegsfilm aus der jüngeren Vergangenheit ist. In einem sehr harten Einstieg legt Lindholm die Ernsthaftigkeit fest. Der Wechsel zwischen dem Soldaten Claus und seiner daheim gebliebenen Familie zeigt deutlich, wie weit die Auswirkungen eines solchen Auslandseinsatzes gehen. So entsteht eine äußerst authentische Auseinandersetzung mit der Thematik.
Zwischen Heimat-Telefonaten, Streifzügen durch die Umgegend mit Kontakt zu Zivilisten und Feinden und mal mehr, mal weniger ernsten Gesprächen mit seinen Männern, lernt das Publikum einen sympathischen und ausgesprochen kompetenten Protagonisten kennen, der eigentlich der ideale Mann für seinen Job ist. In einer unvorstellbaren Drucksituation trifft er eine nachvollziehbare, aber falsche Entscheidung. Hier macht der Film nicht den Fehler, sich komplett hinter seine Hauptfigur zu stellen, respektive die Hauptfigur für seine Taten zu verurteilen. Vielmehr wird dem Zuschauer eine eigene Interpretation des komplexen Szenarios überlassen. Pilou Asbæk ist ein herausragender Hauptdarsteller. In der anspruchsvollen Rolle des Führungs-Offiziers und Familienvaters holt er jede Facette aus seiner Figur heraus. Ähnlich exzellent ist Tuva Novotny, die seine daheim gebliebene Ehefrau Maria spielt. Mit Stärke, Präsenz und emotionaler Bandbreite sorgt sie für viel Leben in den anderen Bereichen der Geschichte. Auch Dar Salim als Kollege und besorgter Freund von Claus ist gewohnt überzeugend. Um die Glaubwürdigkeit des Filmes zu steigern, wurden hauptberufliche Soldaten in Nebenrollen eingesetzt, die ihren Job durchweg sehr ordentlich erledigen.
„A War“ ist sicher kein vollkommen neuer Ansatz an das Genre Kriegsdrama. Mit Sicherheit ist es aber mit der beste Film aus diesem Bereich in den vergangenen Jahren. Hart, schonungslos, glaubwürdig und unmittelbar serviert Tobias Lindholm eine intensive und sehr gut gespielte Geschichte ohne Klischees, die auch nach dem Abspann noch im Kopf des Zuschauers arbeitet.
4 von 5 Punkten
Der Film ist aktuell im Programm von Arthaus+ und MagentaTV zu sehen.
Quelle: StudioCanal, Leinwandreproter TV, YouTube
A War
Originaltitel: | Krigen |
Regie: | Tobias Lindholm |
Darsteller: | Pilou Asbæk, Dar Salim, Tuva Novotny |
Genre: | Drama, Kriegsfilm |
Produktionsland/-jahr: | Dänemark, 2015 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: 105 Minuten | FSK: ab 16 Jahren |
Kinostart: | 14.04.2016 |