Inhalt: Im Sommer 1940 haben die Deutschen Frankreich eingenommen. Die Bewohner von Paris flüchten bereits seit langem massenhaft vor den Nazis. Lucille (Michelle Williams, „My Week with Marilyn“) lebt gemeinsam mit ihrer herrischen Schwiegermutter Madame Angellier (Kristin Scott Thomas, „Only God Forgives“) in einem kleinen Dorf, in dem bereits einige Flüchtlinge Unterschlupf gefunden haben. Nach der französischen Kapitulation kommt ein deutsches Regiment ins Dorf und quartiert sich ein. Die Bewohner sind gezwungen, den Soldaten Unterkunft zu gewähren.
Da Lucille und ihre Schwiegermutter sehr schick wohnen, bekommen sie den Lieutenant Bruno von Falk (Matthias Schoenaerts, „Am grünen Rand der Welt“) zugeteilt. Zunächst tun die beiden Frauen alles, um den ungebetenen Hausgast zu ignorieren. Doch schon bald bemerkt Lucille, dass sie mit dem deutschen Offizier mehr teilt, als eine Leidenschaft fürs Klavierspiel. Trotz Kritik von allen Seiten kommen sich die beiden näher. Ein Zwischenfall sorgt dann aber dafür, dass sich beide für eine Seite entscheiden müssen.
Kritik: Während des zweiten Weltkriegs schrieb die jüdische Autorin Irène Némirovsky „Suite Francaise“. Nachdem sie 1942 im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau getötet wurde, dauerte es 60 Jahre, bis das Buch das Licht der Welt erblickte. Eher zufällig fand ihre Tochter das Manuskript. 2004 wurde der Roman dann veröffentlicht und avancierte zum Bestseller. Posthum bekam sie zahlreiche Preise verliehen. 2014 wurde das Werk vom britischen Regisseur Saul Dibb verfilmt. Herausgekommen ist ein ruhiger, kleiner Film, der den zweiten Weltkrieg einmal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. An manchen Stellen ist die Mischung aus Kriegsdrama und Romanze dann auch schon ein bisschen zu zurückhaltend und bleibt vor allem im Zusammenhang mit den Ereignissen des Krieges etwas oberflächlich. Dafür verzichtet Dibb dankenswerter Weise auf großen Kitsch und emotionale Manipulation. So entwickelt sich unspektakuläre, aber durchaus verwickelnde Unterhaltung, die nicht nur mit der tollen Ausstattung zu punkten weiß.
Die Besetzung der internationalen Produktionen ist natürlich exquisit ausgefallen. Michelle Williams war in den letzten fünf Jahren nur noch sehr ausgewählt in Kino-Produktionen zu sehen. An ausbleibenden Angeboten dürfte diese (Beinahe-)Auszeit der bereits drei Mal für den Oscar nominierten Schauspielerin aber nicht gelegen haben. So ist sie auch hier wieder ein Genuss und schafft es, zwischen Verletzlichkeit, Angst, Intelligenz und Einfallsreichtum eine tolle Hauptfigur zu kreieren. Nach seiner tollen Leistung in „Der Geschmack von Rost und Knochen“ war der Belgier Matthias Schoenaerts ein wenig auf eher grobschlächtige Charaktere abonniert.
Hier gelingt es ihm, als intellektueller, charismatischer und aufrichtiger Bruno, einen tatsächlich sympathischen Nazi zu spielen. Die zarte Liebesgeschichte zwischen den Hauptfiguren profitiert dabei von der guten Chemie der beiden Schauspieler. Kristin Scott Thomas darf sich als Madame Angellier wieder einmal von ihrer härteren Seite zeigen. Damit die deutschen Besatzer nicht zu nett wirken, spielt Tom Schilling („Die Frau in Gold“) den wunderbar schnöseligen Widerling Kurt. Dazu kommt mit Ruth Wilson („The Affair“), Sam Riley („Stolz und Vorurteil & Zombies“), Margot Robbie („The Wolf of Wall Street“), Alexandra Maria Lara („Rush – Alles für den Sieg“), Heino Ferch („Mara und der Feuerbringer“) und einigen mehr ein bunter All-Star-Cast.
Sicherlich geht dem Film ein wenig das Tempo und die Wucht ab, die man schon in anderen Werken rund um den zweiten Weltkrieg gesehen hat. Dennoch ist „Suite Francaise – Melodie der Liebe“ eine schön erzählte, kleine Liebesgeschichte, die sich in der Schlussphase noch einmal deutlich steigert und mit einer hervorragenden Besetzung aufwarten kann.
Der Film ist ab dem 03.06.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Die Optik des Filmes ist absolut gelungen. Schärfe und Detaildarstellung erreichen zwar bei den Aufnahmen abseits der sehr guten Close Ups keine Bestwerte, können aber dennoch überzeugen. Die Farben sind sauber, kräftig und wirken natürlich. Dazu sind Kontraste und der satte Schwarzwert nicht makellos, aber ebenfalls auf hohem Niveau. Unruhen oder Bildfehler gibt es bei der sauberen Präsentation im Prinzip nicht.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD 5.1-Ton sind verlustlos, werden bei diesem ruhigen Film aber auch nur selten wirklich gefordert. Die Dialoge werden problemlos über den Frontbereich wiedergegeben. Die vielleicht auffälligste Szene für den Sound ist gleich zu Beginn, wenn Bomben auf eine eng befahrene Straße geschmissen werden. Da ist der Ton satt, räumlich und mit kräftigen Bässen untermalt. Auch die Klaviermusik wird schön auf die Boxen verteilt. Ansonsten gibt es bei dem zurückhaltenden Film nicht viel zu berichten.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Einige Interviews mit Cast und Crew (6 Minuten), ein ausführliches Making of (26 Minuten), ein Featurette (8 Minuten), ein Beitrag über die Aufnahmen der Musik (8 Minuten) sowie ein paar Trailer ergänzen die Blu-ray.
3 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Suite Francaise – Melodie der Liebe
Originaltitel: | Suite Française |
Regie: | Saul Dibb |
Darsteller: | Michelle Williams, Kristin Scott Thomas, Matthias Schoenaerts |
Genre: | Drama, Kriegsfilm, Liebesfilm |
Produktionsland/-jahr: | Großbritannien/Frankreich/Belgien/Kanada, 2015 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 107 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |