Inhalt: Die 40-jährige, geschiedene Mutter Stéphanie (Alexandra Lamy) steht mitten im Leben und ist eigentlich eine erfolgreiche Architektin, als sie überraschend Job und Wohnung verliert. Um die Zeit zu überbrücken, zieht sie wieder bei ihrer Mutter Jacqueline (Josiane Balasko) ein. Diese hat vor kurzem ihren Mann verloren und trifft sich jetzt heimlich mit ihrem Nachbarn Jean (Didier Flamand), weswegen sie nur mäßig begeistert von ihrer neuen Mitbewohnerin ist. So muss die rüstige Rentnerin ihre Beziehung am laufen halten, ohne das ihre Tochter etwas davon merkt. Da sie sich dabei etwas merkwürdig verhält, macht sich Stéphanie bald Gedanken um die geistige Gesundheit ihrer Mutter. Als Jacqueline ein gemeinsames Essen mit all ihren Kindern dazu nutzen will, Jean der Familie vorzustellen, bricht Chaos aus.
Kritik: Komödien-Experte Eric Lavaine inszenierte diesen altmodischen Generationenkonflikt. Der Film lebt spürbar von seinem Charme, der auch in den schwächeren Momenten immer vorhanden ist. Die Prämisse des Filmes ist in etwa so alt wie das Kino selbst, was dem durchaus vergnüglichen Treiben aber keinen Abbruch tut. Eher problematisch sind da die Ansätze, den simplen Plot mit ernsteren Themen zu überfrachten. Gerade die Idee, Jacqueline von der Tochter eine Demenz andichten zu lassen, entpuppt sich als unpassend düster und auch nicht sonderlich glaubwürdig. Hier wäre es wohl ratsam gewesen, konstant bei harmlosem Feelgood-Kino zu bleiben. Wenn Jacqueline Stéphanie mit klugen Ratschlägen und mütterlicher Kontrolle („Um wie viel Uhr bist du zurück?“) an den Rand der Verzweiflung bringt, oder selbst recht verzweifelt nach Möglichkeiten sucht, ihren Freund ungestört treffen zu können, bietet der Film gute Schmunzel-Unterhaltung.
Die vielleicht lustigste Szene im Film ist aber ein Termin von Stéphanie beim Arbeitsamt, wo ihr ein nicht gerade empathisch veranlagter Sachbearbeiter die Laune verdirbt. Einschließlich einer netten Pointe passt in dieser Sequenz fast alles zusammen. Gerade in der zweiten Hälfte geht aufgrund der oben angesprochenen Probleme einiges von der Leichtfüßigkeit verloren. Vollkommen verzichtbare Handlungselemente wie die Ehekrise von zwei Nebenfiguren stören den Fluss der Klamotte. Erst zum sehr amüsanten Finale findet sich der Film wieder und führt das Geschehen zu einem zufriedenstellenden Ende. Darstellerisch ist „Willkommen im Hotel Mama“ ordentlich aufgestellt. Alexandra Lamy und Josiane Balasko geben ein sehr nettes Mutter-Tochter-Gespann. Im Guten wie im Schlechten spielen sich die beiden die Bälle zu und etablieren sich so ganz klar als Zentrum des Filmes. Die anderen Figuren bleiben mehr Stichwortgeber für die Protagonistinnen.
Bei diesem Film trifft es wieder einmal zu, dass weniger dann doch manchmal mehr ist. Wenn die Geschichte leicht verdauliche, augenzwinkernde Unterhaltung bieten möchte, macht das Geschehen am meisten Vergnügen. Doch viele kleine Nebenschauplätze sorgen dafür, dass die Handlung ziemlich zerfasert und sich auch ein paar Längen einschleichen. Dennoch bleiben genug Einzelszenen, die so gut funktionieren, dass bei „Willkommen im Hotel Mama“ die positiven Aspekte überwiegen.
3 von 5 Punkten
Quelle: Alamode Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Willkommen im Hotel Mama
Originaltitel: | Retour chez ma mère |
Regie: | Eric Lavaine |
Darsteller: | Josiane Balasko, Alexandra Lamy, Mathilde Seigner |
Genre: | Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, 2016 |
Verleih: | Alamode Film |
Länge: 91 Minuten | FSK: ab 0 Jahren |
Kinostart: | 11.08.2016 |
Homepage: | Willkommen im Hotel Mama |