Inhalt: Um seinen Sohn endlich wiederzusehen, hat sich der Mexikaner Moses (Gael García Bernal, „Mozart in the Jungle“) dazu entschlossen, mit einer Schleuser-Gruppe illegal in die USA einzureisen. Sie sind schon auf den letzten Kilometern im Niemandsland hinter der Grenze angekommen, als sie einen Pickup-Truck sehen. Sam, der Fahrer des Wagens (Jeffrey Dean Morgan, „Bus 657“) hat keinerlei Interesse, die Mexikaner in sein Land zu lassen. Mit Scharfschützengewehr und abgerichtetem Hund ausgestattet, eröffnet er die Jagd auf die Einwanderer. Moses und wenigen anderen gelingt es, zurück in die Wüste zu flüchten. Doch der Mann denkt gar nicht daran, die Leute entkommen zu lassen. Es ist klar, dass er erst ruhen wird, sobald alle Mexikaner tot sind.
Kritik: Jonás Cuarón, der Sohn von Oscar-Preisträger Alfonso Cuarón („Gravity“) schrieb und inszenierte diesen gradlinigen Thriller, der einen denkbar hohen Gegenwartsbezug hat (Stichwort Trumps Mauer, für die Mexiko natürlich bezahlen soll). So rückt auch dass allgemein vorhandene, traurige Phänomen, dass Rechtsradikale immer wieder selbst organisierte, brutale Grenzpatrouillen starten, in den Blickpunkt. Aus diesem Grund hält sich der Film nicht lange mit Charakteraufbau auf, sondern steigt direkt in einem vollkommen überfüllten, heruntergekommenen Lastwagen ein, dessen Fahrt kurz vor der Grenze ein unfreiwilliges Ende nimmt. In schwüler Atmosphäre folgt der Zuschauer dem Weg der illegalen Immigranten, die von einer neuen Chance im Land der unbegrenzten Möglichkeiten träumen. Dabei schlägt Cuarón – abgesehen von einer verzichtbaren Storyline um einen Teddybären – nur selten pathetische Töne an und lässt die Situation für sich sprechen. Sobald dann der rücksichtslose Sam in die Handlung eingreift, überschlagen sich die Ereignisse. Zu diesem Zeitpunkt funktioniert der Film sowohl als beklemmendes Stück Realität, als auch als reine Thriller-Unterhaltung.
Dabei ist es angenehm zu sehen, dass der Film den Protagonisten auch glaubwürdige Ermüdungserscheinungen zugesteht. Natürlich sind die schlechter werdenden Schüsse von Sam, wenn es dann gegen die letzten verbliebenen Mexikaner geht, praktisch für die Handlung. Dennoch ist dieser Verlauf natürlich menschlich recht nachvollziehbar. Auch Moses werden vom Skript einige moralisch fragwürdige, aber menschliche Entscheidungen genehmigt. Der oft so herausragende Gael García Bernal kann hier natürlich nicht an seine Leistungsgrenze gehen, da seine Figur relativ flach gezeichnet ist. Das ändert aber nichts daran, dass er hier als positive Hauptfigur funktioniert und allein mit seiner Ausstrahlung noch einen runden Charakter erzeugt. Während die halbe Serien-Welt wartet, welche Hauptfigur von „The Walking Dead“ durch Jeffrey Dean Morgan als Negan in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wird, spielt er hier eine ganz andere Art von Psychopath. Mit welchem Pragmatismus er reihenweise Menschen erschießt, oder seinen Hund auf tödliche Attacken schickt, ist wahrlich gruselig. Es liegt auch an seiner Performance, dass die Spannung in den – später im Film auftretenden – etwas repetitiven Szenen nicht einbricht. Neben den beiden verdient sich auch der Hund ein Sonderlob, der in seiner Brutalität dem Artgenossen aus „Don’t Breathe“ in nichts nachsteht.
Auch wenn das Finale etwas zu offensichtlich ausfällt und immer wieder kleine Ungenauigkeiten im Zusammenhang mit dem Skript zu finden sind, funktioniert „Desierto – Tödliche Hetzjagd“ sowohl als Thriller, wie auch als Drama mit bösem Realitätsbezug. Auch die „Walking Dead“-Fans werden sich freuen: Die intelligent-bösartige Weise, mit der Jeffrey Dean Morgan seine Rolle hier ausfüllt, dürfte auch der Zombie-Serie noch einmal einen merklichen Qualitätsschub geben.
Der Film gehört zum Programm des Fantasy Filmfest 2016 und wird von Ascot Elite am 21.10.2016 auf DVD und Blu-ray veröffentlicht.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Ascot Elite, Leinwandreporter TV, YouTube
Desierto – Tödliche Hetzjagd
Originaltitel: | Desierto |
Regie: | Jonás Cuarón |
Darsteller: | Gael García Bernal, Diego Catano, Jeffrey Dean Morgan |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Mexiko, 2016 |
Verleih: | Ascot Elite |
Länge: | 88 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Ascot Elite