Inhalt: Im Jahr 1944 ist Rumänien von den Nazis besetzt. Der junge Alex (Bogdan Iancu) hat in seinem beschaulichen Heimatdorf dennoch ein zufriedenstellendes Leben. Besonders viel Spaß hat er, wenn er mit dem simpel gestrickten Ex-Soldaten Ipu (Gérard Depardieu, „Marseille“) Blödsinn machen kann. Eines Tages findet Alex vor der Stadt die Leiche eines deutschen Offiziers. Der deutsche Oberbefehlshaber Braun (Uwe Fellensiek) fordert daraufhin, dass sich der Täter freiwillig stellt. Geschieht das nicht, sollen die zehn wichtigsten Würdenträger des Dorfes erschossen werden.
Natürlich sind der Dorfpfarrer Johanis (Harvey Keitel, „Ewige Jugend“) und die anderen Betroffenen der Verzweiflung nah. Doch dann kommt ihnen die rettende Idee, einen Sündenbock zu finden, der die Schuld auf sich nimmt. Ein Kandidat ist mit Ipu schnell gefunden. Da dieser ganz begeistert von der plötzlichen Zuneigung ist, scheint es für ihn gar nicht so abwegig, dieses Opfer zu bringen. In den verbleibenden Stunden bis zur Rückkehr von Braun und seinen Männern setzen die Todeskandidaten alles daran, Ipu von seinem „heldenhaften Schicksal“ zu überzeugen.
Kritik: Basierend auf einem Roman des bekannten rumänischen Autors Titus Popovici aus dem Jahr 1969 inszenierte Regisseur Bogdan Dreyer diese Kriegs-Satire. Nach Ende der Dreharbeiten gab es massive Differenzen zwischen den Produzenten und Regisseur Dreyer, der auch Unterstützung von seinen Stars Depardieu und Keitel erhielt. So wurde der Film 2013 in seiner rumänischen Heimat veröffentlicht. In Deutschland mussten wir bis jetzt auf das Endergebnis warten. Leider dürfte sich dieses Erlebnis wohl bei den wenigsten besonders lange im Gedächtnis einprägen. Trotz der nur 81 Minuten Spielzeit nimmt sich der Film erstaunlich viel Zeit, ehe die Handlung wirklich startet. Der Zuschauer erlebt Ipu und Alex bei gemeinsamen Kriegsspielen, verweilt wenn der junge Protagonist mit dem Motorrad eines deutschen Soldaten fahren darf und zeigt detailliert die folgende Spritztour durch die Landschaft. So plätschert die Geschichte in dem kleinen Dorf vor sich hin, bis dann tatsächlich die Agenda zu erkennen ist.
Wenn die von den Deutschen bedrohten Dorfbewohner dann beginnen, dem herzensguten und naiven Ipu das freiwillige Ableben näher zu bringen und für ihn sogar die Beerdigung samt Messe proben, erreicht der Film endlich den gemeinen Humor, den viele schon eher erwartet haben dürften. An seinen besten Stellen ist „Bon Voyage, ihr Idioten“ bissig und auch angemessen tragisch. Leider ist bis zum Finale dann wieder ziemlich die Luft raus. Das größte Verkaufsargument dürfte für viele wohl die Besetzung gewesen sein.
Gérard Depardieu ist in der Rolle des liebenswerten Dorftrottels, der sich seiner düsteren Zukunft mit Freude stellt, wirklich nett. Die Spielfreude ist Depardieu zu jeder Zeit anzumerken, auch wenn das gegebene (Dialog-)Material an manchen Stellen doch etwas zu wünschen übrig lässt. Harvey Keitel darf als Dorfpriester den armen Ipu davon überzeugen, welche Vorteile ein ordentlicher Heldentod doch so mit sich bringt. Auch er liefert auf ordentlichem Level ab. Für die Rheinländer gibt es noch ein Wiedersehen mit „SK Kölsch“-Ermittler Uwe Fellensiek, der hier als Nazikommandant das Dorf in die handfeste Krise stürzt.
Wer die gegebene Story gespickt mit den Kinolegenden Gérard Depardieu und Harvey Keitel sieht, dürfte sich hier auf eine schwarzhumorige, böse Tragikomödie einrichten. In seinen besten Momenten ist der Film auch genau das. Trotz der kurzen Spielzeit hat die Geschichte deutlich zu viele Durchhänger, um den Zuschauer wirklich mit den Charakteren leiden und feilschen zu lassen. Am Ende reichen ein gelungenes Mittel-Drittel und die Anwesenheit von zwei tollen Schauspielern nicht aus, um „Bon Voyage, ihr Idioten“ mehr als passabel erscheinen zu lassen.
Der Film ist ab dem 23.06.2017 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
2,5 von 5 Punkten
Bild: Schärfe und Detaildarstellung sind solide, erreichen aber nie wirkliche Topwerte. Die Farben sehen ordentlich aus, tendieren aber häufig in eine gelb-bräunliche Richtung. Kontraste und Schwarzwert wurden ziemlich sauber eingestellt. Manchmal ist etwas Bildrauschen zu erkennen. Im Großen und Ganzen sind die Aufnahmen aber sauber und ruhig.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton drehen sich natürlich hauptsächlich um die Dialoge, die immer sauber über den Center kommen. Auf den äußeren Boxen ist relativ selten etwas los. Ab und zu gibt es mal ein paar Hintergrundgeräusche, die für etwas räumliche Aktivität sorgen. Auch der Score nimmt stellenweise ein wenig die äußeren Boxen mit. Insgesamt ist die Abmischung natürlich ziemlich unspektakulär.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Bis auf ein paar Trailer gibt es kein Bonusmaterial.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 2,5 von 5 Punkten
Quelle: Farbfilm, Leinwandreporter TV, YouTube
Bon Voyage, ihr Idioten
Originaltitel: | A Farewell to Fools |
Regie: | Bogdan Dreyer |
Darsteller: | Gérard Depardieu, Harvey Keitel, Laura Morante |
Genre: | Satire, Kriegsfilm |
Produktionsland/-jahr: | Rumänien/Belgien/Deutschland, 2013 |
Verleih: | Farbfilm |
Länge: | 81 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen gibt es auf der Seite von farbfilm
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 20.06.2017
Review: Bon Voyage, ihr Idioten (Blu-ray)