Inhalt: Im Jahr 1934 haben die Wanderarbeiter auf den Feldern in Kalifornien hart zu kämpfen, um ihr Auskommen zu verdienen. Großgrundbesitzer wie Bolton (Robert Duvall, „Colors – Farben der Gewalt“) zahlen nur einen Bruchteil der versprochenen Gehälter, da die Arbeiter schlicht keine Handhabe gegen sie haben. Obwohl die Stimmung immer schlechter wird, traut sich niemand, etwas gegen die Zustände zu unternehmen. Der getriebene, undurchsichtige Mac (James Franco) und sein jüngerer Kumpel Jim (Nat Wolff, „Margos Spuren“) kommen auf Boltons Farm, um einen Streik zu organisieren. Es dauert einige Zeit, bis sie die gebeutelten Angestellten um den Vorarbeiter London (Vincent D’Onofrio, „Die glorreichen Sieben“) von ihrem Vorhaben überzeugen. Doch der gut vernetzte Bolton treibt seine Arbeiter immer mehr in die Enge und lässt sogar paramilitärische Schlägertrupps auf sie los. Mac weiß, dass es einen langen Atem und unvorstellbare Opferbereitschaft fordert, wenn sich etwas ändern soll.
Kritik: James Franco ist zweifelsohne ein Mann der Extreme. Mit einer erstaunlichen Bandbreite hat er sich über die Jahre einen durchaus eindrucksvollen Lebenslauf erarbeitet. Zuletzt lieferte mit dem herrlich skurrilen Biopic „The Disaster Artist“ seine vielleicht besten Leistungen als Darsteller (Golden Globe-prämiert) und Regisseur. Seine unbestreitbare Exzentrik brachte ihn aber auch in den Dunstkreis des #metoo-Skandals, was ihm seine als sicher erachtete Oscar-Nominierung streitig machte und noch nicht absehbare Auswirkungen auf seine Karriere haben dürfte. Schon 2016 hatte er dieses Drama basierend auf dem gleichnamigen Roman von John Steinbeck gedreht. Tatsächlich zeigt er sich hier als erstaunlich solider Handwerker. Mit ruhiger Hand und gutem Auge erzählt er eine Geschichte, die nach über 80 Jahren nichts an Relevanz eingebüßt hat. Selbst wenn das Geschehen an manchen Stellen schon ein bisschen sehr behäbig erscheint, entwickelt sich ein konventioneller, aber durchaus packender Film.
Bei den vielen Figuren, die in „Stürmische Ernte“ auftauchen, war es unvermeidlich, dass die Nebencharaktere eher wie (gelungene) Skizzen erscheinen. Gepaart mit sehr ordentlichen Dialogen reicht das aber aus, um die Inhalte sinnvoll zu transportieren. Trotz kleinerer Durchhänger hat „Stürmische Ernte“ einen Biss, der vielen vergleichbaren Werken abgeht. Dabei war es sicherlich nicht hinderlich, dass sich eine äußerst prominente Besetzung versammelt hat. Es ist durchaus legitim, dass sich James Franco selbst das beste Material zugeschustert hat und sich gleich bei mehreren emotionalen Brandreden austobt. Nat Wolff gehört sicherlich zu den interessantesten Talenten in Hollywood. Als junger Idealist, der den Arbeitskampf ankurbelt, kann er erneut gefallen. Vincent D’Onofrio zeigt als Vorbild und Wortführer mal wieder, dass er auch in positiv besetzten Rollen gut sein kann. Der von Robert Duvall gespielte Bolton ist ein eher eindimesionaler Fiesling, funktioniert aber allein schon wegen der Klasse des legendären Charakterdarstellers.
Mit Sam Shepard („Blackthorn“) ist eine weitere Ikone in einer seiner letzten Rollen zu sehen. Das ehemalige Disney-Sternchen Selena Gomez („Spring Breakers“) zeigt sich auf ungewohntem Terrain erstaunlich brauchbar. Ed Harris („mother!“), Josh Hutcherson („Die Tribute von Panem“), Bryan Cranston („Why Him?“), Analeigh Tipton („The Runaround – Die Nachtschwärmer“), Austin Stowell („Colossal“), Ashley Greene („Apparition – Dunkle Erscheinung“) und John Savage („Bereavement – In den Händen des Bösen“) sind weitere ausgesprochen prominente Darsteller, die sich hier die Ehre geben.
Selbst wenn das Geschehen manchmal ein wenig gemächlich daher kommt und leicht oberflächlich erscheint, zeigt sich James Franco dazu in der Lage, mit einem solchen historischen Stoff umzugehen. Der Film würdigt die Kämpfer für moderne, faire Arbeitsbedingungen und gibt derweil noch ein paar kleine Denkanstöße mit. „Stürmische Ernte – In Dubious Battle“ mag zwar kein großes Preiskino sein, ist aber fesselnd und trägt sein Herz merklich an der richtigen Stelle, weswegen diese Steinbeck-Adaption durchaus gelungen ist.
Der Film ist ab dem 08.06.2018 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Gerade weil James Franco sehr oft mit natürlicher Beleuchtung gearbeitet hat, ist es doch erstaunlich, wie ordentlich das Bild aussieht. Schärfe und Detaildarstellung sind meistens vollkommen zufriedenstellend. In den (Halb-)Totalen müssen ein paar Abstriche gemacht werden. Die Farben sehen ziemlich natürlich auf. Kontraste und Schwarzwert sind nicht immer knackig, aber auf ordentlichem Niveau. Bis auf ein gelegentliches, leichtes Rauschen ist das Bild meistens sauber.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind überraschend räumlich ausgefallen. So gibt es bei den Massenszenen auf den Feldern eine erstaunlich präzise Kulisse. Kleine Effekte wie das Pfeifen der Streikenden fallen hier besonders positiv auf. Auch die Musik wird gut auf die Boxen verteilt. Dazu sind die Dialoge immer gut priorisiert und klar verständlich.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein Behind the Scenes-Featurette (10 Minuten), bei dem der Ton der Interview-Clips recht dumpf klingt, ist neben ein paar Trailern das einzige Bonusmaterial auf der Blu-ray.
1,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Stürmische Ernte
Originaltitel: | In Dubious Battle |
Regie: | James Franco |
Darsteller: | Nat Wolff, James Franco, Vincent D'Onofrio, Selena Gomez, Robert Duvall, Ed Harris, Sam Shepard |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2016 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 109 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universum Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 09.06.2018
Review: Stürmische Ernte – In Dubious Battle (Blu-ray)