Inhalt: Vor einem Jahr ist der Mann der New Yorker Malerin Catherine Weldon (Jessica Chastain, „Molly’s Game – Alles auf eine Karte“) verstorben. Sie möchte ihr neues Leben als alleinstehende Frau dafür nutzen, sich einen lang gehegten Traum zu erfüllen. Sie reist mit dem Zug nach North Dakota, wo sie den berühmt-berüchtigten Sioux-Häuptlings Sitting Bull (Michael Greyeyes) porträtieren möchte. Mit ihrer Aufgeschlossenheit gegenüber den Ureinwohnern macht sich die emanzipierte Catherine bei Leuten wie Colonel Groves (Sam Rockwell) äußerst unbeliebt. Obwohl sie schnell und ausdrücklich gebeten wird, den Zug in die Heimat zu nehmen, gibt sie nicht auf. Auch die fehlende Begeisterung Sitting Bulls für ihre Pläne bringt sie nicht von ihrem Vorhaben ab. Tatsächlich entsteht mit der Zeit eine Freundschaft zwischen der modernen Frau und dem alternden Indianer. Als Catherine deswegen zahlreiche Drohungen und sogar Gewaltausbrüche über sich ergehen lassen muss, bleibt ihr keine Wahl, als eine ziemlich endgültige Entscheidung zu treffen.
Kritik: Seit seinen Drehbüchern zu „Kleine schmutzige Tricks“ und „Tödliche Versprechen“ gehört Steven Knight zu den angesagtesten Autoren des britischen Kinos. Nachdem er sich zuletzt als Showrunner der Hit-Serien „Peaky Blinders“ und „Taboo“ eher dem kleineren Bildschirm verschrieben hatte, ist hier wieder einmal ein Kinofilm aus seiner Feder zu bewundern. Die Regie hat seine Landsfrau Susanna White übernommen, die zuletzt die le Carré-Adaption „Verräter wie wir“ auf die Leinwand gebracht hat. „Die Frau, die vorausgeht“ steht und fällt mit der Titelheldin, die Unterdrückung und Machotum im Wilden Westen Paroli bieten soll. Mit ruhiger Hand entwickelt White die unwahrscheinliche Freundschaft zwischen Catherine und Sitting Bull, mit der beide wachsen. Leider vergessen sie und Knight ein wenig, rund um diese Beziehung eine wirklich packende Geschichte zu erzählen.
Die weiteren Charaktere wirken ziemlich stereotyp, was bei dem ohnehin langsamen Erzähltempo für ziemlich dröge Phasen sorgt. Da Realismus bei dem Film im Mittelpunkt stehen soll, ist die künstlerische Entscheidung, regelmäßig Close Up-Aufnahmen von Insekten einzustreuen, ziemlich irritierend. Ansonsten bleibt die optische Komponente des Films aber überzeugend. Trotz der schwergewichtigen Inhalte bleibt der Plot eher plätschernd. Der Hauptgrund, weswegen das Western-Drama aber meistens genießbar bleibt, sind die beiden Protagonisten. Steven Knight hat deutlich den größten Fokus auf die Entwicklung von Catherine Weldon gelegt. Die wahrlich interessante Figur wurde darüber hinaus mit Jessica Chastain nahezu optimal besetzt. Als durchsetzungsfähige Idealistin, die sich von teils üblen Widerständen nicht unterkriegen lässt, zeigt sich die Charakterdarstellerin in guter Verfassung.
Außerdem harmoniert sie gut mit Michael Greyeyes, der Sitting Bull respekteinflößend, aber mit einem gewissen Augenzwinkern verkörpert. Sam Rockwell spielt einen Part, der als Light-Version seiner Oscar-Rolle aus „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ beschrieben werden könnte. Da seine Figur nicht genug Tiefgang und er nicht genug Entfaltungsmöglichkeiten hat, bleibt sein Auftritt eher enttäuschend. Auch die beiden Routiniers Ciarán Hinds („Silence“) und Bill Camp („The Killing Of A Sacred Deer“) bekommen nahezu nichts zu tun.
In den gemeinsamen Szenen von Catherine und Sitting Bull zeigt der Film, wie groß sein Potenzial eigentlich ist. Der Rest der Geschichte bleibt aber trotz prominenter Darsteller zu flach und konventionell, um „Die Frau, die vorausgeht“ aus den Bereichen der Mittelmäßigkeit zu heben.
2,5 von 5 Punkten
Quelle: Tobis Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Die Frau, die vorausgeht
Originaltitel: | Woman Walks Ahead |
Regie: | Susanna White |
Darsteller: | Jessica Chastain, Michael Greyeyes, Sam Rockwell |
Genre: | Western, Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2018 |
Verleih: | Tobis Film |
Länge: | 102 Minuten |
FSK: | tba |
Kinostart: | 05.07.2018 |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Tobis Film
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 05.07.2018
Review: Die Frau, die vorausgeht (Kino)