Inhalt: Eigentlich möchte Apachen-Halbblut Chato (Charles Bronson, „Murphys Gesetz“) nach seinem Einkauf im Städtchen Arillo nur ein gemütliches Getränk im Saloon genießen. Wegen seiner Abstammung wird er schnell von den Einheimischen angefeindet. Die Situation eskaliert, weswegen Chato in Notwehr den Sheriff töten muss. Mit Mühe gelingt ihm die Flucht. Doch es dauert nicht lange, bis sich ein wütender Mob unter der Leitung des Bürgerkriegs-Offiziers Quincey Whitmore (Jack Palance) an die Fersen des Indianers heftet. Als die Gruppe merkt, dass Chato zu clever für sie ist, greifen sie zu drastischen Mitteln. Um ihn aus dem Versteck zu locken, missbrauchen sie Chatos Frau und töten seinen Bruder. Noch ahnen sie nicht, dass sie damit ihr eigenes Todesurteil unterschreiben: Das Halbblut nutzt die Kenntnis der Landschaft und beginnt, die Truppe nachhaltig zu dezimieren.
Kritik: Selbst wenn der Brite Michael Winner selten ein Kandidat bei Preisverleihungen war, erarbeitete er sich in fast 40 Jahren Karriere einen bis heute anhaltenden Ruf. Ein zentraler Aspekt dürfte hierbei die Zusammenarbeit mit Charles Bronson gewesen sein, der insgesamt sechs Mal bei Winner – allein die Hälfte davon bei den ersten drei „Death Wish“-Filmen – vor der Kamera stand. Der Auftakt zu dieser Kooperation war der Western „Chatos Land“, der 1972 gedreht wurde. Wortkarg und gewalttätig wurde der Film schnell in einer Sparte zwischen Exploitation-Kino und Spaghetti-Western eingeordnet, in die er nur zum Teil gehört. Natürlich gehörte Michael Winner nie zu den zimperlichen Regisseuren und der Look des Films (einschließlich des geteilten Hauptdarstellers mit „Spiel mir das Lied vom Tod“) lässt eine Einordnung in diesen Bereich nicht ganz von der Hand weisen. Daneben bleibt „Chatos Land“ aber auch eine Charakterstudie, die sich intensiv und bissig mit dem alltäglichen Rassismus gegenüber den amerikanischen Ureinwohnern auseinandersetzt.
Erst in der zweiten Hälfte übernimmt die Gewalt die Oberhand, nachdem das Publikum bis dahin dem ambitionierten Lynchmob gefolgt ist. Der Film nimmt sich die Zeit, seinen Figuren die unterschiedlichsten Motive zu geben. Vom vorhandenen „Pflichtbewusstsein“, über persönliche Rache-Fantasien, bis hin zur reinen Blutgier sieht jeder Beteiligte hier einen unvermeidlichen Grund, das indianische Halbblut tot sehen zu wollen. Charles Bronson war schon ein besonderer Schauspieler. Trotz geringer Spielzeit und noch geringerer Anzahl von gesprochenen Zeilen entwickelt er – mit gewohnt verkniffenem Blick – eine Hauptfigur, die das Publikum in seinen Handlungen und Denkweisen immer verstehen kann.
Ihm gegenüber steht eine eindrucksvolle Kombination der verschiedensten Charakterköpfe. Der bekannteste Namen hierbei ist natürlich der legendäre Jack Palance. Er spielt einen Ex-Soldaten und Ehrenmann, dessen Motive für die Jagd nicht viel mit Boshaftigkeit zu tun haben. Daraus entwickelt er einen komplexen, interessanten Charakter. Weitere Qualitätsschauspieler wie James Whitmore, Simon Oakland und Ralph Waite („Cliffhanger“) sorgen endgültig dafür, dass der Film weit mehr bietet, als der erste Blick erwarten lässt.
Selbst wenn das gemächliche Pacing heutzutage etwas gewöhnungsbedürftig erscheint und der Film im Gegenzug manchmal über das Ziel hinausschießt, ist „Chatos Land“ ein toll bebilderter, unterhaltsamer und erstaunlich relevanter Western. Gepaart mit der Fülle an guten Darstellern ist Michael Winner hier ein Werk gelungen, was sich auch 46 Jahre später noch ziemlich frisch anfühlt.
Der Film ist ab dem 31.08.2018 auf DVD und in der 2-Disc Limited Collector’s Edition im Mediabook erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Es lässt sich natürlich nicht verbergen, dass der Film stolze 46 Jahre auf dem Buckel hat. So sind öfters Verunreinigungen und leichte Beschädigungen zu erkennen, was aber nie übermäßige Ausmaße annimmt. Die Farben wirken kräftig und relativ natürlich – selbst wenn die Fleischtöne manchmal ein wenig zu rötlich erscheinen. Das Bild ist zwar eher weich gehalten, aber Schärfe und Detaildarstellung sind dennoch überzeugend. Gerade die extremen Close Ups können diesbezüglich punkten. Kontraste und Schwarzwert sind ordentlich eingestellt. Die teils starke Körnung am blauen Himmel passt zum Film.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Die Blu-ray enthält PCM 2.0- und die DVD Dolby Digital 2.0-Versionen der deutschen und englischen Sprachfassung. Alle Tonspuren halten sich qualitativ die Wage. Obwohl ein wenig Räumlichkeit merklich fehlt, sind die Abmischungen gelungen. Die Dialoge sind immer gut zu verstehen und klar priorisiert. Hintergrundgeräusche und der starke Soundtrack wirken recht dynamisch und kraftvoll. Sehr viel mehr war nicht erwartbar.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Das gut passende, aber durchaus unauffällige Artwork wird von einem 21-Seiten-Booklet mit Texten von Daniel Wagner ergänzt. Auf der DVD und der Blu-ray sind jeweils nur ein paar Trailer als Bonus zu finden.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Capelight Pictures, LeinwandreporterTV, YouTube
Chatos Land
Originaltitel: | Chato's Land |
Regie: | Michael Winner |
Darsteller: | Charles Bronson, Jack Palance, James Whitmore |
Genre: | Western |
Produktionsland/-jahr: | UK, 1972 |
Verleih: | Capelight Pictures |
Länge: | 100 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Capelight Pictures
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 01.09.2018
Review: Chatos Land (2-Disc Limited Collector’s Edition)