Review: The Umbrella Academy Staffel 1 (Netflix)

Das US-Artwork der ersten Staffel "Umbrella Academy" (© Netflix)

Das US-Artwork der ersten Staffel “The Umbrella Academy” (© Netflix)

Inhalt: Im Jahr 1989 werden zur gleichen Zeit 43 Babys geboren. Dazu kommt, dass keine der Mütter vor diesem Tag schwanger war. Die meisten dieser Kinder offenbaren bald schon ungewöhnliche Fähigkeiten. Der schrullige Milliardär Sir Reginald Hargreeves (Colm Feore, „The Prodigy“) ist davon derart fasziniert, dass er gleich sieben Kinder adoptiert. In der von ihm gegründeten Umbrella Academy will er die Kinder darauf vorbereiten, die Welt zu retten. Mit seiner unbarmherzigen Art sorgt er aber dafür, dass sein Nachwuchs im Teenager-Alter die Flucht ergreift. Noch einmal 15 Jahre später erfahren seine „Kinder“ Luther (Tom Hopper, „Northmen – A Viking Saga“), Diego (David Castañeda, „Sicario 2“), Allison (Emmy Raver-Lampman), Klaus (Robert Sheehan, „Mortal Engines – Krieg der Städte“) und Vanya (Ellen Page, „Into the Forest“), dass Hargreeves unter seltsamen Umständen ums Leben gekommen ist.

Ben (Ethan Hwang), der in jungen Jahren verstorben ist und Number Five (Aidan Gallagher), der seit Teenie-Jahren vermisst wird, sind die Einzigen, die an der Beerdigung nicht teilnehmen können. Noch während sich die ehemaligen Familienmitglieder anfeinden und gegenseitig verdächtigen, taucht Number Five plötzlich wieder auf. Er war in einer anderen Zeit gefangen, sieht immer noch aus wie früher und berichtet von der drohenden Apokalypse. Im Kampf gegen eine geheimnisvolle Organisation muss die entfremdete Gruppe wieder zusammenfinden, um das Ende aller Tage abzuwenden.

Kritik: Im Jahr 2007 entwickelte Gerard Way für Dark Horse Comics die Reihe „The Umbrella Academy“, die zu einem großen und immer noch andauernden Hit wurde. In einer Zeit, in der die Superhelden von Marvel und Co. mehrmals im Jahr die Leinwände heimsuchen, klingt es nur logisch, auch hier eine Real-Adaption in die Tat umzusetzen. Das Endergebnis, das in dieser zehnteiligen ersten Staffel von Showrunner Jeremy Slater – der zuletzt schon für Netflix das Drehbuch zu deren Real-Verfilmung von „Death Note“ geschrieben hat – geboten wird, darf aber in allen Belangen als positive Überraschung gewertet werden. In erstaunlichem Tempo entwickelt sich eine atmosphärisch dichte, spannende, eigene und etwas schräge Welt, die noch am ehesten als Kreuzung von „X-Men“ und „Utopia“ beschrieben werden kann.

Die Familie hat Ärger (© Netflix)

Die Familie hat Ärger (© Netflix)

Selbst wenn der extrem hohe Unterhaltungswert zu jeder Zeit im Fokus steht, sind die reichlich vorhandenen Hauptfiguren und das gesamte Universum der Serie vielschichtig und ziemlich faszinierend. Es gelingt, weitreichende Rätsel aufzubauen, die sich nach und nach schlüssig und zumeist auch unvorhersehbar entfalten. Bis zum bärenstarken Finale erlaubt sich „The Umbrella Academy“ kaum einen Durchhänger. Darüber hinaus punktet die Serie auch noch mit einem stylischen, abwechslungsreichen Look.

Eine große Stärke bleibt dabei, dass die Geschichte trotz aller Extravaganzen im Kern um eine zerrüttete Familie (mit Androiden und sprechenden Schimpansen) geht und schon so immer nahbar bleibt. Das liegt sicherlich auch an der Fülle erstklassiger Darsteller, bei der eine gute Mischung von arrivierten Kräften und unverbrauchten Gesichtern gefunden wird. Dabei dürfte Ellen Page sicherlich der bekannteste Name sein. Auch wenn sie sich nach einen tollen Karrierebeginn nicht auf der A-Liste in Hollywood halten konnte, ist sie natürlich immer noch eine großartige Schauspielerin. Als schüchterne Vanya, die immer die Außenseiterin der Familie war, aber jetzt durch die Bekanntschaft zu dem fast schon zu sympathischen Leonard (ebenfalls stark: John Magaro) neues Selbstvertrauen gewinnt, sollte sie eine sichere Preiskandidatin sein.

Butler Pogo hat für Vanya ein Wort des Rates (© Netflix)

Butler Pogo hat für Vanya ein Wort des Rates (© Netflix)

„Game of Thrones“-Veteran Tom Hopper gibt den vernünftigen, unnatürlich muskulösen Familien-Anführer Luther, der aber ebenfalls sein Päckchen zu tragen hat. Robert Sheehan zeigt als drogensüchtiger, von seinen Kräften gequälter Klaus einen höchst unterhaltsamen Part. David Castañeda als radikaler Diego und Emmy Raver-Lampman, deren Allison bereits vor Beginn der Handlung große Verluste erlitten hat, reihen sich nahtlos auf dem hohen Niveau ein. Der heimliche Star der Serie ist aber der erst 15 Jahre alte Aidan Gallagher, der als 58-jähriger Zeitreisender mit altkluger Arroganz und charmanter Coolness der wohl erinnerungswürdigste Charakter von „The Umbrella Academy“ ist. Colm Feore spielt als gnadenloser Ziehvater eine Paraderolle. Eine Sondererwähnung haben sich auch noch Mary J. Blige und Cameron Britton verdient, die sich als pragmatische Profikiller-Duo Cha-Cha und Hazel an die Fersen der Familie heften.

Wer hätte erwartet, dass es bei der Vielzahl von Comic-Adaptionen noch eine derart erfrischende, originelle Abwechslung gibt? Diese erste Staffel ist gleichermaßen skurriler Spaß, spannende Unterhaltung und aufrichtiges Charakterstück. Schon jetzt ist „The Umbrella Academy“ sicherlich einer der besten Serienstarts dieses Jahres, weswegen man nur hoffen kann, dass aus dieser Welt noch viele (am besten ähnlich tolle) Geschichten folgen.

4,5 von 5 Punkten

Die erste Staffel der Serie ist ab dem 15.02.2019 im Programm von Netflix zu sehen.


Quelle: Netflix, YouTube

The Umbrella Academy Staffel 1

Originaltitel:The Umbrella Academy Season 1
Showrunner:Jeremy Slater
Darsteller:Ellen Page, Tom Hopper, Aidan Gallagher, Cameron Britton, Eden Cupid
Genre:Serie, Action, Fantasy
Produktionsland/-jahr:USA, 2019
Verleih:Netflix
Länge:10 x 60 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Netflix

Verfasst von Thomas.

 

Zuletzt geändert am 12.02.2019
Review: The Umbrella Academy Staffel 1 (Netflix)

4 comments on “Review: The Umbrella Academy Staffel 1 (Netflix)”

  1. Günther Hösele Antworten

    Geniale Review, gerade in einem Stück gesehen, dem ist nichts mehr hinzuzufügen! Gebe 9 von 10 Punkten. Auf den Plot muss man sich natürlich einlassen, dies ist keine Serie für 1000%ige Realisten, etwas Fantasie muss man aufbringen. Der Humor ist zwar dünn gesät, aber durchaus vorhanden. Einzig die Schaumstoffmuskeln, die man Tom Hopper verpasste, sind zu sehr wahrzunehmen, dabei hat der gute Mann im Original doch mehr als genug davon. (Siehe mens´s health). Natürlich ist das seiner Rolle angepasst. Unbedingte Empfehlung!

  2. Thomas Antworten

    Vielen Dank für das Kompliment. Als jemand, dem die zahllosen Superhelden-Geschichten langsam etwas auf den Nerv gehen, war ich mehr als positiv überrascht. Ich muss dir aber auch ganz klar Recht geben: Bei einer Serie, die an sich tolle Effekte hat (wie großartig sah bitte der Schimpanse aus?), hätten sie sicher noch einen etwas besser wirkenden Körper diesem nicht gerade schmächtigen Herrn anpassen können.

  3. Helmut Göbkes Antworten

    Von der Handlung und den Charakteren von mir eine sehr gute Wertung, aber Kritik an der filmischen Umsetzung:

    Alle Bilder sind generell sehr dunkel gedreht, sogar bei offensichtlich Tageslichtaufnahmen wird alles abgedunkelt bis zum geht-nicht-mehr. Innenaufnahmen bei Tageslicht (mit eingeschalter Wohnraumbeleuchtung!) sind so duster gedreht, dass man oft Schwierigkeiten hat, die Gesichter vernünftig zu erkennen. Ich weiß natürlich, dass das “Dramatik” erzeugen soll, aber Dauerdramatik bis hin zur Lächerlichkeit ist eher kontraproduktiv. Weniger ist zwar oft mehr, aber nicht im Fall der Beleuchtung.
    Diese Serie kann man definitiv nicht bei Tageslicht sondern nur bei absolut verdunkeltem Raum angucken.
    Dennoch: Top Leistung!

    • Thomas Antworten

      Die Beleuchtung habe ich nicht so sehr als Problem wahrgenommen, da der Stil konsequent durchgezogen worden ist und meines Erachtens gut zu einer (so oder so überspitzten) Comic-Adaption passt. Aber was ich sagen muss: Im Jahr 2019 in einer Serie offensichtliche “Tag als Nacht”-Aufnahmen zu sehen, hat mich (unfreiwillig) gut amüsiert.

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