Review: After Passion (Blu-ray)

Das Blu-ray-Cover von "After Passion" (© 2019 Constantin Film)

Das Blu-ray-Cover von “After Passion” (© 2019 Constantin Film)

Inhalt: Tessa (Josephine Langford) ist das klassische Mädchen von nebenan: Die brave und gebildete junge Frau, die eine enge Beziehung zu ihrer alleinerziehenden Mutter Carol (Selma Blair, „Mom And Dad“) pflegt und schon erste Hochzeitspläne mit Kindergarten-Liebe Noah (Dylan Arnold) schmiedet, freut sich hauptsächlich wegen weiterer Bildungs-Optionen auf ihre Zeit am College. Doch dann trifft sie bei einer ersten Party auf Hardin Scott (Hero Fiennes-Tiffin), den rebellischen Sohn des Dekans (Peter Gallagher). Hardin ist kompromisslos, radikal und bewusst mysteriös. Nachdem es zunächst gewaltig kracht, setzt sich bald die beidseitige Faszination durch. So verlässt Tessa ihren komplett durchgeplanten Weg und stürzt sich in ein Abenteuer.

Kritik: Unter dem Pseudonym „Imaginator1D“ veröffentlichte die Autorin Anna Todd 2013 ihre „After“-Geschichten, in denen sie ihre Leidenschaft für die Boyband „One Direction“ und ihr bekanntestes Mitglied Harry Styles auslebte. In den Stories berichtet sie von einer netten Studentin, die den geheimnisvollen britischen Bad Boy Hardin Scott (als Alter Ego für Styles) kennen lernt. Sie traf den Puls der Zeit und fand neben Millionen Lesern auch einen Verleger, der ihre Geschichte in vier Romanen veröffentlichen wollte. Mit den Romanen landete Todd auf den internationalen Bestseller-Listen, was schon fast folgerichtig eine Verfilmung nach sich zog. Dieser Film von Newcomerin Jenny Gage wurde speziell in Deutschland zum großen Hit und lockte über eine Million Zuschauer in die Kinos.

Wer bei diesem popkulturellen Phänomen den naheliegenden Vergleich zu „Fifty Shades of Grey“ (von Fan Fiction zum Bestseller zum Kino-Erfolg) ziehen möchte, liegt sicherlich nicht ganz verkehrt. Dabei schafft es „After Passion“ aber, auf eigene Art absolut furchtbar zu sein. In stilisiert warmen Bildern, die irgendwo zwischen poppigem Musikvideo und Instagram-Filter anzusiedeln sind, entwickelt sich eine Geschichte, die selbst hartgesottenen Fans der YA-Unterhaltung zu bieder und belanglos sein sollte. Ohne wirklich vorhandene Dramaturgie grast der Film beim Kennenlernen der Protagonisten jedes Klischee ab, das irgendwie greifbar war. Dabei bleibt der Film auf merkwürdige Art distanziert und ignoriert jede Art (gerade emotionaler) Intimität, die einer Coming-of-Age-Romanze interessante Aspekte und eine wirkliche Daseinsberechtigung verliehen hätte.

Im Hörsaal fühlt sich Tessa heimisch (© 2019 Constantin Film)

Im Hörsaal fühlt sich Tessa heimisch (© 2019 Constantin Film)

„After Passion“ begnügt sich damit, in einer kaum existenten Handlung neben den Figuren herzulaufen und schmachtende Blicke sowie vor Schmalz triefende Dialoge als Grundlage für eine Hochglanz-Herzschmerz-Geschichte zu verwenden. Den (selbstverständlich) äußerst attraktiven Hauptdarstellern bleibt keine Möglichkeit, das grausige Drehbuch-Material zu brauchbaren Auftritten umzusetzen. Aber auch abseits der Dialoge existiert keinerlei Chemie zwischen den Figuren (die außerdem beide wie ziemliche Langweiler wirken). Wer hier auf ein Knistern wartet, muss auf eine deutliche Leistungssteigerung in der Fortsetzung hoffen. Viel mehr scheinen Josephine Langford – Schwester von „Tote Mädchen lügen nicht“-Protagonistin Katherine Langford – und Hero Fiennes-Tiffin – Neffe der Charakterdarsteller Ralph und Joseph Fiennes – in einem Zweikampf zu stehen, wer seine Dialoge monotoner vortragen kann. Diesen Punktsieg holt Fiennes-Tiffin, bei dem ein britischer Akzent und Tattoos für das erhoffte Bad-Boy-Wesen ausreichen muss. Selma Blair, Peter Gallagher und Jennifer Beals sichern sich in kaum erwähnenswerten Nebenrollen einfache Gehaltsschecks.

Selbst nach niedrigen Ansprüchen des Subgenres unterschreitet der handzahme „After Passion“ fast alle Messlatten. Der einfallslos, aber zumindest kompetent bebilderte Film verpasst es, eine nennenswerte Geschichte zu erzählen und verzichtet zugunsten haarsträubender Klischees auf zwischenmenschliche Nähe, Charakterentwicklung oder nachvollziehbare Romantik (Sex-Appeal wird einmal komplett ausgeklammert). So bleiben 106 Minuten, in denen der Zuschauer schönen Menschen beim Austausch von Nichtigkeiten zusieht und sich am Ende fragen darf, ob die investierte Lebenszeit wirklich sinnvoll angelegt war.

Gegensätze ziehen sich an (© 2019 Constantin Film)

Gegensätze ziehen sich an (© 2019 Constantin Film)

Der Film ist ab dem 05.09.2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.

1,5 von 5 Punkten

 

Bild: Optisch liefert der Film ab – wenn auch abseits jeglicher Überraschungen. Schärfe und Detaildarstellung sind konstant auf gutem Niveau. Die warme, fast schon übersättigte Farbpalette passt zum Genre. Kontraste und Schwarzwert sind ebenfalls zufriedenstellend. Unruhen waren in dem fast schon etwas sterilen Digitalbild nicht zu erkennen.

4 von 5 Punkten

Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD HR 5.1-Ton bieten verlässliche Kost. Auf den Gängen des Studentenwohnheims, im Hörsaal oder auf Partys (Musik!) gibt es ordentliche, räumliche Aktivität. Ein großer Teil der Szenen spielt sich akustisch eher im Zentrum ab, wo die Dialoge in beiden Sprachfassungen immer klar und deutlich wiedergegeben werden. Der softe Pop-Soundtrack sorgt für ein wenig zusätzlicher Aktivität auf den äußeren Boxen.

4 von 5 Punkten

Extras: Deleted Scenes (3 Minuten) und Trailer sind der einzige Bonus auf der Blu-ray.

1,5 von 5 Punkten

Gesamt: 2,5 von 5 Punkten


Quelle: Constantin Film, LeinwandreporterTV, YouTube

After Passion

Originaltitel:After
Regie:Jenny Gage
Darsteller:Hero Fiennes Tiffin, Josephine Langford, Jennifer Beals, Peter Gallagher, Samuel Larsen, Selma Blair
Genre:Liebesfilm, Drama,
Produktionsland/-jahr:USA, 2019
Verleih:Constantin Film
Länge:106 Minuten
FSK:ab 0 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Constantin Film

Verfasst von Thomas.

 

Zuletzt geändert am 02.09.2019
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