Inhalt: In den 80er-Jahren fungiert Charlie Wilson (Tom Hanks, „Die Verlegerin“) als Kongressabgeordneter und Partyhengst in Personal-Union. Während er sich perfekt darauf versteht, politisch an den richtigen Rädchen zu drehen, lässt er sich den Tag im Büro von seinen bildhübschen Sekretärinnen versüßen, um dann den Feierabend mit Kokain und Stripperinnen zu verbringen. Als ihn seine schwerreiche und einflussreiche Freundin Joanne Herring (Julia Roberts, „Im August in Osage County“) auf Probleme in Afghanistan aufmerksam macht, wo das russische Militär – nahezu ohne Eingreifen der Amerikaner – die Bevölkerung knechtet und ermordet, findet Charlie eine neue Berufung. Gemeinsam mit dem exzentrischen CIA-Agenten Gust Avrakotos (Philip Seymour Hoffman, „A Most Wanted Man“) macht er sich an die Aufgabe, das US-Militär-Budget zur Förderung der Mudschahedin, die sich den Russen stellen wollen, um ein Vielfaches zu erhöhen.
Kritik: Basierend auf dem gleichnamigen biografischen Buch von George Crile schrieb Ausnahme-Autor Aaron Sorkin das Drehbuch zu dieser Polit-Satire, die 2007 in die Kinos kam. Fast beiläufig wurde der Film zur letzten Arbeit des 2014 verstorbenen Regie-Meisters Mike Nichols. Selbst wenn dem Werk ganz große Ehren verwehrt blieben, legt „Der Krieg des Charlie Wilson“ zielgerichtet den Finger in eine Wunde, die erst Jahre nach den Ereignissen wirklich auftreten sollte. Dabei bewahrt sich der Film ein Selbstverständnis, das eher an „Lord of War“ erinnert, als sich im Brustton der Überzeugung bei Preis-Jurys anzubiedern. Selbst wenn das Werk gar nicht vorgibt, in Tiefen und Details der Problematik eintauchen zu wollen, zeichnet es ein nachvollziehbares Bild, wie einfach spätere Auswirkungen zu verhindern gewesen wären.
Die Macher wissen dabei genau, wie diese Inhalte zugänglich gemacht werden: mit angemessenem Humor und hohem Unterhaltungswert. So gehört eine relativ harmlose Szene, in der Wilson gleichzeitig mit Avrakotos über die Organisation des Waffen-Budgets verhandelt und mit seinen Sekretärinnen ein massives PR-Problem aus der Welt schaffen möchte, zu den zweifellos spaßigsten Momenten des Filmjahres 2007. Dennoch muss man sich keine Sorgen machen, auf zu alberne Abwege zu kommen – das Lachen bleibt dem Zuschauer gerne im nächsten Moment im Hals stecken. Auch die gewohnt feurigen Dialoge Sorkins bleiben im Film bis zur schmerzhaften Schlusspointe eine verlässliche Größe.
Selbst wenn der Film kommerziell nicht der große Erfolg war, reicht die Besetzung eigentlich, um drei Blockbuster zu füllen. Tom Hanks, der den Film auch produzierte, zeigt sich hier von einer leicht veränderten Seite. So gelingt es ihm, seine gewohnt sympathische Ausstrahlung für den Einsatz als rabiater Lebemann glaubwürdig zum Einsatz zu bringen. Julia Roberts, die schon drei Jahre zuvor in dem Meisterwerk „Hautnah“ mit Nichols gedreht hatte, trumpft mit merklichem Spielspaß als texanische High-Society-Lady auf. Philip Seymour Hoffman ist als cholerisch-kompromissloser CIA-Agent die vielleicht unterhaltsamste Figur im Film. Dazu kommt eine weitreichende Nebenbesetzung, in der Amy Adams als allzeit bereits Assistentin von Wilson nur die Spitze des Eisbergs ist.
Wenn man ehrlich ist, gibt es natürlich tiefschürfendere und herbere Polit-Satiren als „Der Krieg des Charlie Wilson“. Dennoch ist hier die Fülle an außergewöhnlichen Könnern, die beteiligt waren, zu jeder Zeit zu spüren. So bleibt ein treffsicherer, stark geschriebener, gespielter und inszenierter Film, der seine vorhandenen Inhalte erschreckend unterhaltsam präsentiert.
Der Film ist ab dem 19.09.2019 in remasterter Fassung auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Optisch gibt es nicht viel zu beanstanden. Abgesehen von ein paar dunkleren Szenen sind Schärfe und Detaildarstellung wirklich gut. Die Farben sind kräftig und wirken natürlich. Selbst wenn die Kontrasteinstellungen nicht immer perfekt wirken, besteht auch hier kein nennenswerter Grund zur Kritik. Das Schwarz ist stets satt. Mit der Ausnahme von einem gelegentlichen Rauschen ist das Bild ruhig und sauber.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton erfüllen ebenfalls die Erwartungen. Die zentralen Dialoge sind ganz klar priorisiert und immer gut verständlich. Wenn nötig, sorgen Hintergrundgeräusche und Musik für etwas räumliche Aktivität. Ganz vereinzelt sind sogar ein paar Effekte zu hören.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein Making of (17 Minuten), das Featurette „Wer ist Charlie Wilson?“ (12 Minuten) und ein paar Trailer komplettieren die Blu-ray.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: NBC Universal Europe, YouTube
Der Krieg des Charlie Wilson
Originaltitel: | Charlie Wilson's War |
Regie: | Mike Nichols |
Darsteller: | Tom Hanks, Julia Roberts, Philip Seymour Hoffman, Amy Adams |
Genre: | Drama, Satire |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2007 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 102 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von StudioCanal
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 29.09.2019
Review: Der Krieg des Charlie Wilson (Blu-ray)