Inhalt: Der englische Farmersjunge Albert (Jeremy Irvine, “The Reach“) hat nur einen wahren Freund: Das Pferd Joey. Seitdem Alberts alkoholkranker Vater Ted (Peter Mullan, Swanney aus „Trainspotting“) Joey auf ein er Versteigerung erstanden hatte, hat Albert dem Pferd alles beigebracht, was es kann. Als die Eltern von Albert das Pferd aufgrund von Armut an Captain Nichols (Tom Hiddleston, Loki aus „Thor“) verkaufen müssen, verlieren sich Joey und Albert in den Wirren des ersten Weltkriegs aus den Augen. Für das Pferd beginnt eine lange Reise. Schon bald gibt Joey den gebeutelten Soldaten an der Front neue Hoffnung. Auch der junge Albert reist nach Frankreich, um seinen Freund wiederzufinden.
Kritik: Dem Meister des magischen Kinos – Steven Spielberg – ist mal wieder ein Geniestreich gelungen. Einen Kriegsfilm aus der Sicht eines Pferdes zu drehen, ist etwas nie Dagewesenes. Es ist somit ein großes Risiko gewesen, was heutzutage nicht mehr viele Filmemacher auf sich nehmen. Doch der Schöpfer vom weißen Hai, E.T. und dem Jurassic Park nimmt auch diese Hürde mit Bravour. Die Landschafts- und die Kriegsaufnahmen sind atemberaubend, der Score von John Williams („Star Wars“) ist wie immer bombastisch und alle Episoden die das Pferd durchlebt sind absolut mitreißend. Der Film ist altmodisch, dass aber im bestmöglichen Sinn.
Es wird ein teilweise auch harter Einblick in die Schrecken des ersten Weltkriegs gegeben, was anhand des Vertriebs durch Disney doch durchaus überraschend ist. Damit der Film nicht zu böse und zynisch wirkt, hat Spielberg die Freundschaft von Pferd und Mensch eingebaut. Doch genau im Erzählstrang der Rahmenhandlung zeigt Spielberg die einzige wirkliche Schwäche des Films. Er gleitet ins Rührselige ab. Dass liegt auch daran, dass sich Spielberg (für ihn untypisch) viel Zeit nimmt, um seine Charaktere aufzubauen. Teilweise breitet er seine Figuren so episch aus, dass die Handlung fast stehen bleibt und schon offensichtlich auf die Tränendrüse gedrückt wird. Da dieser Film aber endlos viele optische und emotionale Höhepunkte setzt, sorgen die weniger gelungenen Momente, die sehr gekünstelt wirken, nur für kleine Abstriche bei der Qualität dieses Blockbusters.
Und der Oscar geht ans Pferd?
Die tierische Hauptrolle des Films beeindruckt nicht nur mit seiner unbeschreiblichen Anmut und Schönheit. Die Tierdressuren sind derartig perfekt, dass dem Zuschauer nach einiger Zeit schon gar nicht mehr auffällt,dass es sich bei Joey um ein Tier handelt. Es dürfte einer der beeindruckendsten tierischen Auftritte in der Geschichte des Films sein.Der Newcomer Jeremy Irvine schafft es als Albert einen einfühlsamen und sympathischen Eindruck zu hinterlassen. An sein Gesicht wird man sich gewöhnen dürfen. Die großartige Emily Watson (Oscar-Nominierung für „Hillary & Jackie“) spielt als Alberts Mutter wieder ihre ganze Klasse aus.
Ihre Energie, die sie in ihr unheimlich intensives Spiel steckt, ist in jeder Szene richtiggehend greifbar. Der Schotte Peter Mullan liefert als Alberts dem Alkohol etwas zu sehr zugeneigten Vater die vielleicht beste menschliche Schauspielleistung in „Gefährten“. Er vermag es als betrunkener, starrköpfiger Zyniker ebenso zu überzeugen wie als besorgter Familienvater. Auch Tom Hiddleston als Captain Nichols und David Kross („Der Vorleser“) als deutscher Deserteur Günther schaffen es in ihren Nebenrollen positiv aufzufallen.
Steven Spielberg schafft es wieder einmal, die Zuschauer mit auf eine Reise in eine andere Welt zu nehmen und 140 Minuten an die Kinosessel zu fesseln. Ihm gelingt es in “Gefährten”, geschichtliche Inhalte Popcorn-kompatibel zu verpacken und dabei noch eine Geschichte über Freundschaft und Frieden zu erzählen.
4 von 5 Punkten
Quelle: TapeDimension,Youtube