Inhalt: Die Schwester der Ex-Freundin von Journalist Hamish (Samuel Feeney) wurde brutal ermordet. Da die Polizei keine Spuren hat, verbeißt er sich in den Fall. Einzig der stets missmutige Ermittler Munro (Gavin Mitchell) unterstützt ihn. Die Spuren führen zu einer alten Gruselgeschichte, nach der ein kannibalistischer Clan seit Jahrhunderten in der Gegend auf die Jagd geht. Die Wahrheit ist erschütternd: Der gnadenlose Sawney Bean (David Hayman, „Macbeth“) und seine Leute massakrieren und verspeisen nahezu ungestört ihre Opfer. Kann Hamish dem blutigen Treiben ein Ende bereiten?
Kritik: Als „Wrong Turn“ im Jahr 2003 erschien, war der rabiate, bewusst triste Kannibalen-Horror nach zahllosen, augenzwinkernden „Scream“-Nachfolgern ein (fast schon) frischer Wind im Slasher-Genre . Mit steigender Popularität von „Torture Porn“-Produktionen wie „Hostel“ und den „Saw“-Fortsetzungen entstand aus „Wrong Turn“ eine inzwischen sechsteilige Reihe, bei der Blut und Gekröse zum höchsten Gut der Filmkunst geworden sind. Hinzu kamen viele Studios, die mit Kannibalen-Horror ein günstiges und ergiebiges Geschäft machen wollte. Auch in Schottland gab es das Bestreben, Teil dieses Trends zu sein, weshalb Regisseur Ricky Wood im Jahr 2012 „Sawney – Flesh of Man“ veröffentlichte. Wer hier nach den versprochenen „wahren Begebenheiten“ sucht, die der Film offeriert, muss den Begriff schon sehr weit fassen: „Sawney“ verlegt eine urbane Legende aus dem Mittelalter in die Neuzeit.
Ansonsten ist das Wissenswerte um den Film schnell zusammengefasst. Die Produktion sieht weit besser als viele Konkurrenten vom US-Heimkinomarkt aus. Hübsche Landschaftsaufnahmen, düstere Sets, fiese Effekte und ein paar schick-verstörende Masken machen „Sawney – Flesh of Man“ visuell durchaus attraktiv. Hier enden leider die Positivaspekte, da die Macher (wie viele Kollegen) zu denken scheinen, dass man auf Spannung, Atmosphäre und eine nennenswerte Geschichte verzichten kann, wenn man einfach nur möglichst eklig ist.
In einer kaum definierbaren Handlung klauen sich Sawney und sein Inzucht-Clan hübsche Mädels, die gequält und zerhackt werden können, während ein vollkommen dröger Protagonist die Situation aufklären will. Irgendwie schafft es der Film trotzdem, konfus und wirr zu erscheinen. Auf diese Art entstehen 90 langatmige Minuten, die eigentlich alles wie erwartet machen, sich aber trotzdem immer wieder verlaufen. Auch wenn Skript und Dialoge den Beteiligten keinen Gefallen tun, ist das schauspielerische Niveau (gemessen an dem professionellen Look) wirklich niedrig. Routinier David Hayman ist als Ober-Kannibale wenigstens nicht öde, chargiert aber hemmungslos und abseits jeder Bedrohlichkeit. Samuel Feeney wirkt über lange Phasen des Films schlicht hölzern. In den emotionalen Momenten der Schlussphase ist er komplett überfordert. Da sticht Gavin Mitchell als übellauniger Polizisten-Pappaufsteller schon fast positiv hervor.
„Sawney – Flesh of Man“ bleibt ein wenig beeindruckendes Produkt seiner Zeit. Obwohl der Look durchaus Potenzial erkennen lässt und die Ausgangsgeschichte Raum für eine clevere Erzählung bietet, greift der Film auf schlimmste Genre-Klischees zurück, nutzt Gewalt zum reinen Selbstzweck und offenbart darüber hinaus handwerkliche Schwächen, die wohl selbst bei eingefleischten Fans von Kannibalen-Gemetzel die Frust-Resistenz auf die Probe stellen dürften.
Der Film ist seit dem 04.12.2020 als Uncut Rawside Edition im Mediabook erhältlich.
1,5 von 5 Punkten
Bild: Die Optik ist die starke Seite von „Sawney“. Dank eines satten Schwarzwerts und gut eingestellten Kontrasten sind nicht nur die hell beleuchteten Sequenzen (wie die schönen Landschaftsbilder), sondern auch die düsteren Aufnahmen in den Höhlen ziemlich detailreich und scharf. Selbst wenn die Farbgebung etwas reduziert ist, wirken die Tag-Aufnahmen fast schon ein wenig zu hübsch und sauber. Das wird gepaart mit einem zumeist ruhigen und sauberen Bild. Hier wäre ein bisschen mehr Körnung und Schmutz passender gewesen.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton brillieren nicht, erreichen aber ihr Ziel. Gerade das fiese Hacken und Schmatzen in der Höhle wird akustisch hervorgehoben. Die Musik wurde ebenfalls ordentlich abgemischt. Außerdem bleiben die Dialoge problemlos verständlich. Wirkliche Effekte gibt es wohl eher in anderen Filmen. Auf der DVD sind beide Tonspuren in Dolby Digital 5.1 vorhanden.
3,5 von 5 Punkten
Extras: In der kräftigen Hülle befindet sich ein 24-seitiges Booklet mit einem Text von Christoph N. Kellerbach und verschiedenen Filmbildern. Auf den Discs gibt es einen Audiokommentar mit Regisseur Ricky Wood, verschiedene entfernte Szenen (11 Minuten), ein Outtake-Video (7 Minuten), ein Interview mit David Hayman (3 Minuten), ein „Phone-Spot“ (1 Minute), zwei Trailer (+ Trailershow) und eine Slideshow als Bonusmaterial. Die Extras sind nicht untertitelt.
3 von 5 Punkten
Gesamt: 2,5 von 5 Punkten
Quelle: Filme – wahre Begebenheiten, YouTube
Sawney - Menschenfleisch
Originaltitel: | Sawney: Flesh of Man |
Regie: | Rick Wood |
Darsteller: | David Hayman, Samuel Feeney, Gavin Mitchell |
Genre: | Horror |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2012 |
Verleih: | Wicked Vision |
Länge: | 90 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Wicked Vision
Verfasst von Thomas
Zuletzt geändert am 06.01.2021
Review: Sawney – Flesh of Man (Mediabook)